Legrandit
Legrandit | |
Legrandit-Kristalle aus der „Ojuela Mine“, Mapimí, Durango, Mexiko - (Größe der Kristalle etwa 0,6 cm) | |
Chemische Formel |
Zn2[OH|AsO4]·H2O[1] |
Mineralklasse | Phosphate, Arsenate und Vanadate 8.DC.10 (8. Auflage: VII/D.07) nach Strunz 42.06.04.01 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch 2/m[2] |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | P21/c (Raumgruppen-Nr. 14) |
Farbe | farblos, gelb, orange, violett |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 4,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,98 bis 4,01 ; berechnet: 4,015[3] |
Glanz | Glasglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | uneben; spröde |
Spaltbarkeit | undeutlich bis gut nach {100}[3] |
Habitus | lange, prismatische oder radialstrahlige Kristalle |
Häufige Kristallflächen | {110}[3] |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,675 bis 1,702 ; nβ = 1,690 bis 1,709 ; nγ = 1,735 bis 1,740[4] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
0,060[4] ; zweiachsig positiv |
Optischer Achsenwinkel | 2V = 50° (gemessen), 52° bis 62° (berechnet)[4] |
Legrandit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im Monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Zn2[OH|AsO4]·H2O[1], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Zink-Sulfat mit zusätzlichen Hydroxidionen.
Legrandit entwickelt prismatische Kristalle von bis zu 28 Zentimetern Länge und glasähnlichem Glanz, die oft zu radialstrahligen oder garbenähnlichen Mineral-Aggregaten verbunden sind. In reiner Form ist er farblos und durchsichtig oder durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung weiß. Meist nimmt er jedoch durch Fremdbeimengungen eine hell- bis dunkelgelbe, seltener auch orange oder violette Farbe an, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Legrandit in Mineralproben aus der Grube „Flor de Peña“ bei Lampazos de Naranjo im mexikanischen Bundesstaat Nuevo León. Julien Drugman, der das neue Mineral zusammen mit Max H. Hey 1932 beschrieb, hatte von der Witwe des belgischen Ingenieurs und Grubenmanagers Legrand eine Vielzahl von Mineralproben erhalten, unter der auch eine hellgelbe und bisher unbekannte Substanz war.
Drugman und Hey benannten des neu entdeckte Mineral zu Ehren seines Entdeckers Legrand.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Legrandit zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Cloncurryit, Euchroit, Nevadait, Nissonit, Spencerit und Strashimirit die unbenannte Gruppe VII/D.07 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Legrandit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate mit weiteren Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der weiteren Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen, (OH, etc.) : RO4 = 1 : 1 und < 2 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.DC.10 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Legrandit in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Spencerit in der unbenannten Gruppe 42.06.04 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2(XO4)Zq × x(H2O)“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Legrandit ist ein Sekundärmineral, das sich in der Oxidationszone von zink- und arsenhaltigen Lagerstätten bildet. Selten findet er sich auch in granitischen Pegmatiten. Als Begleitminerale treten unter anderem Adamin, Köttigit, Leiteit, Paradamin, Pharmakosiderit, Reniérit, Skorodit, Smithsonit,
Als seltene Mineralbildung konnte Legrandit bisher (Stand: 2012) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 20 Fundorte als bekannt gelten.[5] Neben seiner Typlokalität, der Grube „Flor de Peña“, trat das Mineral in Mexiko noch in der Grube „El Potosí“ bei Francisco Portillo (Chihuahua) und in der Grube „Ojuela“ (Palomas Oriente) bei Mapimi (Durango) auf. Letztere ist auch aufgrund außergewöhnlich guter Kristallfunde von bis zu 25 Zentimetern Länge bekannt.[6]
In Deutschland fand sich Legrandit unter anderem in der Grube „Silbereckle“ bei Reichenbach (Lahr/Schwarzwald) in Baden-Württemberg, auf den Schlackenhalden der Silberhütte bei Lautenthal in Niedersachsen und in der Grube Marie bei Wilnsdorf in Nordrhein-Westfalen.
Daneben konnte das Mineral noch bei Broken Hill in Australien, im „Boa Vista“-Pegmatit nahe Conselheiro Pena (Minas Gerais) in Brasilien, auf mehreren alten Schlackenhalden in der griechischen Gemeinde Lavrio, in den Gruben „Ohgibira“ bei Niimi auf Honshū und „Toroku“ am Takachiho (Kirishima-Vulkangebiet) auf Kyūshū in Japan, bei Tsumeb in Namibia, am Sanyati bei Kadoma in Simbabwe und am Sterling Hill bei Ogdensburg (Sussex County im US-Bundesstaat New Jersey.[4]
Kristallstruktur
Legrandit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 12,80 Å; b = 7,93 Å; c = 10,21 Å und β = 104,4° sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Literatur
- Julien Drugman, Max H. Hey (Kristallstrukturanalyse von F. A. Bannister): Legrandite, a new zinc arsenate, in: Mineralogical Magazine, Band 23 (1932), S. 175-178 (PDF 174,9 kB)
Weblinks
- Mineralienatlas:Legrandit (Wiki)
- Database-of-Raman-spectroscopy - Legrandite
- Webmineral - Legrandite (engl.)
- MinDat - Legrandite (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 498.
- ↑ Webmineral - Legrandite
- ↑ 3,0 3,1 3,2 John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Legrandite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65 kB)
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 Mindat - Legrandite
- ↑ Mindat - Anzahl der Fundorte für Legrandit
- ↑ Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 179 (Dörfler Natur).