Hollandit
Hollandit | |
Traubiger Hollandit aus der „Grube Sauberg“ bei Ehrenfriedersdorf im sächsischen Erzgebirge (Sichtfeld: 5 mm) | |
Chemische Formel |
Ba(Mn4+,Mn2+)8O16[1] |
Mineralklasse | Oxide und Hydroxide 4.DK.05 (8. Auflage: IV/D.08) nach Strunz 07.09.01.01 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch 2/m[2] |
Farbe | schwarz, grauschwarz bis silbergrau |
Strichfarbe | schwarz |
Mohshärte | 6 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,95 ; berechnet: [4,93][1] |
Glanz | Halbmetall- bis Metallglanz, erdig matt |
Transparenz | undurchsichtig |
Bruch | spröde |
Spaltbarkeit | deutlich, prismatisch |
Habitus | prismatische Kristalle; radialstrahlige, faserige, traubige, nierige, massige Aggregate |
Zwillingsbildung | üblicherweise nach {101} oder {lO1} |
Hollandit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der idealisierten, chemischen Zusammensetzung Ba(Mn4+,Mn2+)8O16[1], genauer BaMn2+Mn4+7O16[3].
In der Natur kommt Hollandit allerdings immer mit geringen Anteilen anderer Metallionen vor, daher wird die Formel in verschiedenen Quellen mit (Ba,K)(Mn,Ti,Fe)8O16[4] oder mit (Ba,K,Ca,Sr)(Mn4+,Mn3+,Ti,Fe3+)8O16[5] angegeben, wobei die in den Klammern angegebenen Elemente Kalium, Calcium und Strontium bzw. Titan und Eisen sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten können (Diadochie), jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals stehen.
Hollandit ist in jeder Form undurchsichtig und entwickelt meist radialstrahlig-faserige, traubige bis nierige oder massige Mineral-Aggregate, aber auch prismatische Kristalle mit flachen, pyramidalen Enden von mehreren Zentimetern Länge. Auch in Form stalaktitischer Aggregate und als sternförmige Einschlüsse in Quarz kann Hollandit gefunden werden. Die Farbe von Hollandit schwankt zwischen schwarz, grauschwarz bis silbergrau, die Strichfarbe ist allerdings immer schwarz. Auf den Oberflächen frischer Proben zeigt sich ein halbmetallischer bis metallischer Glanz. Ältere und verwitterte oder massige Proben sind dagegen erdig matt.
Mit einer Mohshärte von 6 gehört Neptunit zu den mittelharten bis harten Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Apatit mit einem Messer gerade noch ritzen lassen.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Hollandit in der „Kajlidongri Mine“ (Jhabua Distrikt) im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh und beschrieben 1906 durch den Briten Lewis Leigh Fermor (1880–1954), der das Mineral nach Thomas Henry Holland (1868-1947) benannte, dem damaligen Direktor der „Geological Survey of India“.
Typmaterial des Minerals wird unter anderem in der Mineralogischen Sammlung der Ruhr-Universität Bochum aufbewahrt.[6]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Hollandit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2“, wo er zusammen mit Ankangit, Cesàrolith, Coronadit, Henrymeyerit, Kryptomelan, Mannardit, Manjiroit, Priderit, Redledgeit und Strontiomelan eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Hollandit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 und vergleichbare“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Mit großen (± mittelgroßen) Kationen; Tunnelstrukturen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Akaganéit, Ankangit, Coronadit, Henrymeyerit, Manjiroit, Mannardit, Priderit und Redledgeit die nach ihm benannte „Hollanditgruppe“ mit der System-Nr. 4.DK.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hollandit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort allerdings in die Abteilung der „Mehrfachen Oxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Kryptomelan, Manjiroit, Coronadit, Strontiomelan und Henrymeyerit in der „Kryptomelangruppe (Hart, schwarz, feinkörnig)“ mit der System-Nr. 07.09.01 innerhalb der Unterabteilung der „Mehrfachen Oxide“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Hollandit bildet sich als Primärmineral in kontaktmetamorph veränderten Manganerz-Lagerstätten, kann aber auch sekundär als Verwitterungsprodukt früher entstandener Manganminerale entstehen. Begleitminerale sind unter anderem Bixbyit, Braunit, Piemontit, Scheelit und Vanadinit.
Als eher seltene Mineralbildung kann Hollandit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Insgesamt sind bisher (Stand: 2011) rund 200 Fundorte bekannt.[7] Neben seiner Typlokalität „Kajlidongri Mine“ bei Jhabua in Madhya Pradesh trat das Mineral in Indien noch in mehreren Lagerstätten in der Umgebung von Vizianagaram in Andhra Pradesh; bei Balaghat, Bhandara und Chhindwara im Typgebiet Madhya Pradesh; bei Bahdra und Nagpur in Maharashtra sowie bei Sundargarh in Orissa.
In Deutschland wurde Hollandit vor allem im Schwarzwald gefunden, so unter anderem bei Langenbrand, Wittichen, Eisenbach, Hammereisenbach und in der bekannten Grube Clara bei Oberwolfach. Des Weiteren konnte das Mineral auch bei Wölsendorf (Oberpfalz) in Bayern, Ober-Rosbach in Hessen, Allendorf (Sundern) und Müsen in Nordrhein-Westfalen, am Königsberg in Rheinland-Pfalz sowie bei Ehrenfriedersdorf in der historischen Bergbaulandschaft Graul und bei Kamenz in Sachsen nachgewiesen werden.
In Österreich fand sich das Hollandit bisher bei Badersdorf im Burgenland; im Friesacher Bürgergiltsteinbruch, am Hüttenberger Erzberg und am Sonntagsberg bei Sankt Veit an der Glan in Kärnten sowie auf der Huteralm im Tiroler Ködnitztal.
In der Schweiz trat das Mineral bisher nur bei Falotta in der Bündner Gemeinde Tinizong-Rona und bei Pipjitälli am Pipji-Gletscher im Turtmanntal (Kanton Wallis) auf.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Angola, Australien, Belgien, Bolivien, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Bulgarien, China, Costa Rica, Fidschi, Frankreich, Griechenland, Irland, Israel, Italien, Japan, Jordan, Kanada, Kasachstan, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Namibia, Norwegen, Pakistan, Polen, Russland, Schweden, Slowakei, Spanien, Südafrika, Tansania, Tschechien, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[8]
Kristallstruktur
Hollandit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe I2/m (Raumgruppen-Nr. 12) mit den Gitterparametern a = 10,01 Å; b = 2,87 Å; c = 9,75 Å und β = 91,2° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[4]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Handbook of Mineralogy - Hollandite (englisch, PDF 66,6 kB)
- ↑ Webmineral - Hollandite (englisch)
- ↑ Database-of-Raman-spectroscopy - Hollandite (Probe aus der Tangen Mine, Hurdalsjoen, Nannestad, Akershus, Norwegen von James Shigley)
- ↑ 4,0 4,1 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 226.
- ↑ IMA/CNMNC List of Mineral Names - Hollandite (englisch, PDF 1,8MB; S. 122)
- ↑ Ruhr-Universität Bochum - Publikationen unter Verwendung von Materialien aus der Mineralogischen Sammlung (W. Schreyer, A.-M. Fransolet, H.-J. Bernhardt (2001): Hollandite-strontiomelane solid solutions coexisting with kanonaite and braunite in late quartz veins of the Stavelot Massif, Ardennes, Belgium, in: Contributions to Mineralogy and Petrology, Band 141, S. 560-571)
- ↑ Mindat - Anzahl der Fundorte für Hollandit
- ↑ Mindat - Hollandite (englisch)
Literatur
- L. Leigh Fermor: Manganese in India, in: Transactions of the Mining and Geological Institute of India, Band 1 (1906), S. 69-131 (PDF
Weblinks
- Mineralienatlas:Hollandit (Wiki)