Bucherer-Reaktion

Bucherer-Reaktion

Die Bucherer-Reaktion ist eine organisch-chemische Namensreaktion und nach Hans Theodor Bucherer (1869–1949) benannt. Die Reaktion wird auch Bucherer-Lepetit-Reaktion oder fälschlich Bucherer-Le-Petit-Reaktion genannt. Sie beschreibt die Reaktion von Naphtholen zu Naphthylaminen in Gegenwart von Ammoniak und Natriumhydrogensulfit.[1][2][3][4][5]

Bucherer-Reaktion

Der französische Chemiker Robert Lepetit entdeckte 1898 als Erster diese Reaktion, jedoch stellte Bucherer, unabhängig von Lepetit, deren Umkehrbarkeit und enorme Möglichkeiten für die chemische Industrie fest. Bucherer publizierte seine Ergebnisse 1904, womit sein Name fest mit der Reaktion verbunden ist.

Die Bucherer-Reaktion verläuft in wässrigem Milieu unter Katalyse durch Sulfit. Dieses greift reversibel am protonierten Aromaten an, tautomerisiert zum Hydrogensulfit und wird von Ammoniak oder einem Amin angegriffen. Nach Abspaltung des Sulfits liegt das Naphthylamin vor.

Reaktionsmechanismus

Im ersten Schritt wird ein Proton am Kohlenstoffatom mit der höchsten Elektronendichte, also vorzugsweise am C2 oder C4, des Naphthol angelagert (1). Dies führt zu den resonanzstabilisierten Addukten 1a1e.

Im nächsten Schritt lagert sich das Bisulfitanion an den C3-Kohlenstoff an 1e. Dies führt zu Molekül 3a, welches zum stabileren 3b tautomerisiert. Es folgt eine nucleophile Addition eines Amins 4a und dessen Tautomeren 4b. Unter Abspaltung von Wasser bildet sich das resonanzstabilisierte Kation 5a. Dieses wird zum Imin 5b oder Enamin 5c, zwischen denen ein Gleichgewicht besteht, deprotoniert. Das Enamin eliminiert das Bisulfit unter Bildung des 6.

Bucherer-Reaktion

Die Reaktion ist reversibel und kann wie folgt zusammengefasst werden:

Bucherer-Reaktion

Siehe auch

  • Bucherer-Carbazole-Synthese

Einzelnachweise

  1. H. Bucherer, Journal für Praktische Chemie 49 (1904) 69.
  2. H. Seeboth, Angewandte Chemie International Edition 6 (1967) 307–317 (Mechanismus) DOI.
  3. R. Adams et al. Organic Reactions Vol I (Wiley, 1942).
  4. W. Pötsch: Lexikon bedeutender Chemiker (VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1989) ISBN 978-3-323-00185-5.
  5. M. B. Smith, J. March: Advanced Organic Chemistry, Wiley (2001), ISBN 0-471-58589-0.