Becquerelit
Becquerelit | |
Büscheliger Becquerelit aus der Shinkolobwe Mine, Katanga, Demokratische Republik Kongo (Länge der Kristalle: 5 mm) | |
Chemische Formel |
Ca[(UO2)6|O4|(OH)6] • 8H2O [1] |
Mineralklasse | Oxide und Hydroxide 4.GB.10 (8. Auflage: IV/H.03) nach Strunz 05.07.01.02 nach Dana |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | orthorhombisch-pyramidal $ \ mm2 $ [2] |
Farbe | Braungelb, Bernsteingelb bis Zitronengelb, Gelborange |
Strichfarbe | Gelb |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 5,09 bis 5,2 ; berechnet: 5,10 [3] |
Glanz | Diamantglanz bis Fettglanz |
Transparenz | durchsichtig |
Bruch | |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {001}; unvollkommen nach {101}, {010} und {110} |
Habitus | tafelige bis prismatische, pseudohexagonale Kristalle; körnige Aggregate und Krusten |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,725 bis 1,735 nβ = 1,815 bis 1,825 nγ = 1,825 bis 1,830 [4] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0.100 ; zweiachsig negativ |
Optischer Achsenwinkel | 2V = gemessen: 32° |
Pleochroismus | Sichtbar: X = Farblos bis Hellgelb, Y = Z = Gelb bis Dunkelgelb |
Weitere Eigenschaften | |
Radioaktivität | sehr stark |
Besondere Kennzeichen | Fluoreszenz |
Becquerelit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca[(UO2)6|O4|(OH)6] • 8H2O[1] und entwickelt meist durchsichtige, tafelige bis prismatische und pseudohexagonale Kristalle, aber auch körnige Aggregate und Krusten von braungelber, bernsteingelber bis zitronengelber und gelboranger Farbe bei gelber Strichfarbe. Auf den Kristallflächen zeigt sich ein diamant- bis fettähnlicher Glanz.
Besondere Eigenschaften
Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 72 % als sehr stark radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 129,7 kBq/g [2] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Becquerelit in der „Shinkolobwe Mine“ in der Provinz Haut-Katanga der Demokratischen Republik Kongo und beschrieben 1922 von Alfred Schoep (1881–1966), der das Mineral zu Ehren des Entdeckers der Radioaktivität, Antoine Henri Becquerel (1852–1908), nach ihm benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Becquerelit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Uranyl-Hydroxide und -Hydrate“, wo er zusammen mit Billietit, Compreignacit, Masuyit und Protasit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Becquerelit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Uranyl Hydroxide“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Anwesenheit weiterer Kationen sowie der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seines Aufbaus in der Unterabteilung „Mit zusätzlichen Kationen (K, Ca, Ba, Pb usw.), mit vorwiegend UO2(O,OH)5 pentagonalen Polyedern“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Becquerelitgruppe“ mit der System-Nr. 4.GB.10 und den weiteren Mitgliedern Billietit und Protasit bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Becquerelit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort allerdings in die Abteilung der „Uran- und thoriumhaltigen Oxide“ ein. Hier ist er ebenfalls als Namensgeber der „Becquerelitgruppe“ mit der System-Nr. 05.07.01 und den weiteren Mitgliedern Compreignacit und Billietit innerhalb der Unterabteilung der „Uran- und thoriumhaltigen Oxide mit Alkali- oder hydratisierten Hydroxidkomponenten“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Becquerelit bildet sich sekundär als Verwitterungprodukt von Uraninit in den oxidierten Teilen von Uranlagerstätten, selten aber auch in den Pegmatiten. Begleitminerale sind neben Uraninit unter anderem noch Schoepit, Soddyit, Curit, Fourmarierit, Dewindtit, Ianthinit, Wölsendorfit, Rutherfordin, Masuyit, Kasolit, Johannit, Uranopilit und Zippeit.
Weltweit konnte Becquerelit bisher (Stand: 2011) an rund 90 Fundorten nachgewiesen werden.[4] Neben seiner Typlokalität „Shinkolobwe Mine“ fand sich das Mineral in der Demokratischen Republik Kongo noch bei Kolwezi in der „Kamoto Principal Mine“ und der „Musonoi Mine“.
In Deutschland trat Becquerelit unter anderem in der Grube Clara in Baden-Württemberg; bei Wölsendorf im Landkreis Schwandorf in Bayern; in der Uranlagerstätte von Ellweiler in Rheinland-Pfalz sowie bei Johanngeorgenstadt und Tirpersdorf in Sachsen zutage. In Österreich konnte das Mineral bisher nur bei Mitterberg in der Gemeinde Mühlbach am Hochkönig (Salzburg) nachgewiesen werden und in der Schweiz fand sich unter anderem in mehreren Gegenden des Trienttals und bei Isérables im Kanton Wallis.
Weitere Fundorte sind Argentinien, Australien, China, England (Vereinigtes Königreich), Frankreich, Italien, Kanada, Madagaskar, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, Rumänien, Russland, Südafrika, Tschechien und die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).
Kristallstruktur
Becquerelit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe $ \ Pn2_{1}a $ (Raumgruppen-Nr. 33) mit den Gitterparametern a = 13,84 Å; b = 12,38 Å und c = 14,92 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Sicherheitsmaßnahmen
Aufgrund der starken Radioaktivität des Minerals sollten Proben nur in staub- und stahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 251.
- ↑ 2,0 2,1 Webmineral - Becquerelite (englisch)
- ↑ Handbook of Mineralogy - Becquerelite (englisch, PDF 72,8 kB)
- ↑ 4,0 4,1 Mindat - Becquerelite (englisch)
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 559.
Weblinks
- Mineralienatlas:Becquerelit (Wiki)