Adamsit
- Wikipedia:Vom Gesetzgeber eingestufter Gefahrstoff
- Giftiger Stoff
- Wikipedia:GHS-Gefahrstoffkennzeichnung unbekannt
- Umweltgefährlicher Stoff
- Chemische Waffe
- Organoarsenverbindung
- Dihydroazin
- Chlorverbindung
Strukturformel | |||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Allgemeines | |||||||||||||||||||
Name | Adamsit | ||||||||||||||||||
Andere Namen |
| ||||||||||||||||||
Summenformel | C12H9AsClN | ||||||||||||||||||
CAS-Nummer | 578-94-9 | ||||||||||||||||||
PubChem | 11362 | ||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
kanariengelber bis grüner, stechend riechender Feststoff[1] | ||||||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||||||
Molare Masse | 277,58 g·mol−1 | ||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||||||||||||
Dichte |
1,65 g·cm−3 (bei 20 °C)[1] | ||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||||||
Siedepunkt |
Zersetzung ab 410 °C[1] | ||||||||||||||||||
Dampfdruck | |||||||||||||||||||
Löslichkeit |
unlöslich in Wasser[1] | ||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Adamsit ist ein Nasen- und Rachenkampfstoff mit sehr geringem Dampfdruck. Die Verbindung wurde 1915 von dem deutschen Chemiker Heinrich Otto Wieland und 1918 vom US-amerikanischen Kollegen Roger Adams unabhängig voneinander entwickelt. Nach Roger Adams wurde die Substanz benannt.
Die arsenhaltige organische Verbindung reizt Nase und Rachen. Ihre Wirkung ist vergleichbar mit Diphenylarsinchlorid, übertrifft sie aber. Adamsit war daher im Ersten Weltkrieg als Maskenbrecher beim sogenannten Buntschießen vorgesehen, wurde aber im Gegensatz zu den verwandten Stoffen Diphenylarsinchlorid und Diphenylarsincyanid nicht eingesetzt, obwohl mehrere Kriegsparteien größere Mengen davon produziert hatten. Zuletzt wurde es in den 1960ern im Vietnamkrieg eingesetzt.
Wirkung
Adamsit hat eine kurze, aber deutlich ausgeprägte Latenzzeit zwischen Einwirkung des Stoffes und Auftreten der ersten Symptome. Diese Zwischenzeit von bis zu drei Minuten macht das Adamsit als Polizeiwaffe ungeeignet. Nach dieser Zeit setzt zunächst Speichelfluß und Absonderung von Nasensekret ein, es folgen Husten und Niesen, Übelkeit und Erbrechen und schließlich Stirnhöhlenschmerzen, Atemnot und starke Schmerzen hinter dem Brustbein, die sich nach Entfernung des Betroffenen aus der vergifteten Atmosphäre oft noch verstärken, stundenlang anhalten und bei dem Vergifteten Angstzustände hervorrufen können.
Als Gegenmittel kommt in Frage, den Vergifteten die Dämpfe einer Mischung aus 8 Teilen Ethanol, 8 Teilen Chloroform, 3 Teilen Äther und einem Teil Ammoniak einatmen zu lassen.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Eintrag zu Adamsit in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 4.9.2007 (JavaScript erforderlich).
- ↑ 2,0 2,1 Nicht explizit in EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) gelistet, fällt aber dort mit der angegebenen Kennzeichnung unter den Sammelbegriff „Arsenverbindungen“; Eintrag aus der CLP-Verordnung zu Arsenverbindungen in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 31. März 2009 (JavaScript erforderlich)
- ↑ Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
Literatur
- Haas, R. et al. (1998): Chemisch-analytische Untersuchung von Arsenkampfstoffen und ihren Metaboliten. UWSF – Z Umweltchem Ökotox; 10, 289–293; PDF (freier Volltextzugriff)
- M. Bäsig, H. Gorges, H. Kießlich-Köcher, B. Martin, R. Stohr: Chemische Kampfstoffe und Schutz vor chemischen Kampfstoffen, Militärverlag der DDR, Berlin 1977, S. 136 ff.