Zeolithgruppe
Die Zeolithgruppe bildet eine artenreiche Familie chemisch recht komplexer Silikat-Minerale. Die Minerale dieser Gruppe können je nach Typ bis etwa 40 Prozent des Trockengewichtes an Wasser speichern, das beim Erhitzen wieder abgegeben wird. Das Gestein scheint zu sieden, daher stammt auch die Bezeichnung Siedestein (nicht zu verwechseln mit sog. Siedesteinchen zur Verhinderung von Siedeverzug). An feuchter Luft kann das Wasser wieder aufgenommen werden, ohne die Struktur des Minerals zu zerstören. Aus chemischer Sicht gehören diese Mineralien zur Stoffgruppe der Zeolithe.
Zeolithe sind meist farblos oder weiß, können aber durch Fremdbeimengungen auch gelb, braun oder rosa gefärbt sein. Die Strichfarbe ist weiß. Die Kristallsysteme können monoklin, orthorhombisch oder kubisch sein. Ihre Härte liegt zwischen 3,5 bis 5,5 Mohs; die Dichte im Bereich von 2,0 bis 2,5 g/cm³.
Etymologie und Geschichte
Der Name des Minerals leitet sich aus dem griechischen ζέω zeein für „sieden“ und λίθος lithos für „Stein“ her, bedeutet also „siedender Stein“. Er bezieht sich darauf, dass das Mineral beim Erhitzen lebhaft aufbraust (siedet), da er gebundenes Wasser freisetzt.
Der Begriff „Zeolith“ wurden 1756 vom schwedischen Mineralogen Baron Axel Fredrick von Cronstedt geprägt.
Einzelgruppen
48 natürlich vorkommende Zeolithe sind derzeit bekannt.
Bedeutende Zeolith-Minerale sind Skolezit und Natrolith. In großen Mengen verwendete natürliche Zeolithe sind die Klinoptilolithe und Heulandite. Zeolithe lassen sich über ihren Aufbau in Faserzeolithe, Blätterzeolithe und Würfelzeolithe einteilen:
Faserzeolithe
- Gonnardit, Mesolith, Natrolith, Paranatrolith, Skolezit, Thomsonit-Ca, Thomsonit-Sr (Thomsonit ist nach dem schottischen Chemiker Thomas Thomson benannt)
- Boggsit, Dachiardit-Ca, Dachiardit-Na, Edingtonit, Ferrierit-K, Ferrierit-Mg, Ferrierit-Na, Gottardiit, Laumontit, Mordenit, Mutinait, Terranovait
Blätterzeolithe
- Barrerit, Brewsterit-Ba, Brewsterit-Sr, Epistilbit, Goosecreekit, Heulandit-Ca, Heulandit-K, Heulandit-Na, Heulandit-Sr, Klinoptilolith-Ca, Klinoptilolith-K, Klinoptilolith-Na, Stellerit, Stilbit-Ca, Stilbit-Na
- Cowlesit
- Amicit, Garronit, Gismondin, Gobbinsit, Harmotom, Merlinoit, Merrihueit, Montesommait, Phillipsit-Ca, Phillipsit-K, Phillipsit-Na, Yugawaralith
Würfelzeolithe
- Bellbergit, Chabasit-Ca, Chabasit-K, Chabasit-Na, Chabasit-Sr, Erionit-Ca, Erionit-K, Erionit-Na, Gmelinit-Ca, Gmelinit-K, Gmelinit-Na, Levyn-Ca, Levyn-Na, Mazzit, Mazzit-Na, Offretit, Perlialith, Tschernichit, Willhendersonit
- Analcim, Faujasit-Ca, Faujasit-Mg, Faujasit-Na, Paulingit-Ca, Paulingit-K, Pollucit, Wairakit
Bildung und Fundorte
Zeolith-Mineralien finden sich in Basalt-Hohlräumen, seltener in Sedimentgesteinen in Form von Fasern, Nadeln, Säulen und blattförmigen Kristallen.
Vorkommen sind von nahezu allen Vulkangebieten der Erde bekannt, so etwa aus dem Dekkan-Gebiet Indiens, aus Island, der Vulkaneifel oder den Azoren.
Zeolithe werden auch synthetisch hergestellt, gelten dann aber nicht mehr als Mineral.
Struktur
Zeolithe bestehen aus einer mikroporösen Gerüststruktur aus AlO4-- und SiO4-Tetraedern. Dabei sind die Aluminium- und Silicium-Atome untereinander durch Sauerstoffatome verbunden. Je nach Strukturtyp ergibt sich dadurch eine Struktur aus gleichförmigen Poren und/oder Kanälen, in denen Stoffe adsorbiert werden können. In der Natur ist dort in der Regel Wasser adsorbiert, das durch Erhitzen aus den Poren entfernt werden kann, ohne dass sich die Zeolithstruktur ändert. Zeolithe können damit gleichsam als Siebe verwendet werden, da nur Moleküle in den Poren adsorbieren, welche einen kleineren kinetischen Durchmesser besitzen als die Porenöffnungen der Zeolithstruktur. Zeolithe fallen daher auch in die Gruppe der Molekularsiebe.
Zeolithe weisen eine regelmäßige Anordnungen von Hohlräumen und Kanälen auf. Je nach Porengröße spricht man von Mikro- oder Mesoporen. Solche Materialien besitzen außerordentlich große innere Oberfläche, von zum Teil weit über 1000 Quadratmetern pro Gramm.
Durch Aluminiumatome haben Zeolithe anionische Gerüstladungen. An der inneren und äußeren Oberfläche befinden sich daher bei aluminiumhaltigen Zeolithen Kationen. In wasserhaltigem Zeolith liegen diese Kationen häufig in gelöster Form in dem Kanalsystemen der Zeolithe vor, sind also relativ leicht zugänglich und damit austauschbar. Übliche Kationen sind Na+, K+, Ca2+ und Mg2+.
Verwendung
Zeolithe eignen sich infolge der großen inneren Oberfläche für vielfältige technische Anwendungen.
Siehe auch: Zeolithe (Stoffgruppe)#Verwendung
Siehe auch
Literatur
- A. F Cronstedt: Om en obekant bärg art, som kallas Zeolites. In: Akad. Handl. Stockholm. 18, 1756, S. 120–123 (englische Übersetzung: On an Unknown Mineral-Species called Zeolites).
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2009, ISBN 3-540-23812-3.
- Anthony F. Masters, Thomas Maschmeyer: Zeolites - From curiosity to cornerstone. In: Microporous and Mesoporous Materials. 142, Nr. 2–3, Juni 2011, S. 423–438, doi:16/j.micromeso.2010.12.026 (Geschichte der Zeolithe, auf Englisch).
Weblinks
- Mineralienatlas: Zeolithe (Wiki)