Harmotom

Harmotom

Harmotom
Harmotome - Bellsgrove Quarry, Strontian, North West Highlands, Scotland, UK.jpg
Harmotom, 2,8 x 2,4 cm große Kristallgruppe aus der Grube „Bellsgrove“ bei Strontian, Schottland
Chemische Formel

Ba2(Si12Al4)O32 • 12H2O

Mineralklasse Silicate und Germanate
9.GC.10 (8. Auflage: VIII/J.25) nach Strunz
77.01.03.05 nach Dana
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin monoklin-prismatisch $ \ 2/m $[1]
Farbe farblos, grauweiß, gelb, rot, braun
Strichfarbe weiß
Mohshärte 4,5 bis 5
Dichte (g/cm3) 2,41 bis 2,47
Glanz Glasglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch uneben
Spaltbarkeit deutlich nach {010}, schwach nach {001}
Habitus prismatische Kristalle; körnige bis massige Aggregate
Zwillingsbildung meist komplex verwachsen
Kristalloptik
Brechungsindex α = 1,503 bis 1,508 ; β = 1,505 bis 1,509 ; γ = 1,508 bis 1,514[2]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0.005 - 0.006[2] ; zweiachsig positiv
Optischer Achsenwinkel 2V = 43°[2]

Harmotom, auch unter den bergmännischen Bezeichnungen Andreasbergolith oder Kreuzzeolith bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silicate und Germanate. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ba2(Si12Al4)O32 • 12H2O[3] und entwickelt meist prismatische, komplex verwachsene Kristallzwillinge, aber auch körnige bis massige Mineral-Aggregate, die entweder farblos bis weiß oder durch Beimengungen von formelfremden Ionen gelblich, rötlich oder bräunlich gefärbt sein können.

Harmotom gehört zur großen Familie der Zeolithe, genauer den Blätterzeolithen.

Etymologie und Geschichte

Der Name Harmotom ist zusammengesetzt aus den griechischen Worten

  • ἁρμός /ʰarmós/ „Zusammenfügung“, dessen Wurzel ἀρ- redupliziert in ἀραρίσκω /ararískɔː/ „(zusammen-/an)fügen“ – belegt als myk. fem. part. perf. <a-ra-ru-ja> /ararui̯a/ „die zusammengefügte“, verwandt mit lat. artus „Glied“, ars „Kunst“ u. ai. /ɽtá/ɽtú/ – zu finden ist

und

  • τομή / tomɛ́ː/ „Schnitt“ von τέμνω /témn ɔː/ „(ab-/zer)schneiden, brechen“ (belegt in myk. <te-me-no> /témenos/ „abgeteiltes (heiliges) Stück Land“ u. <du-ru-to-mo> /drutómos/ „Holz fällend“), dessen Wurzeln τεμ-/τεμε-/τμη- auch in lat. templum „Tempel“ und vlt. temnō „verachten“ auftreten.

Die Übersetzung zusammengefügte Schnitte nimmt Bezug auf die Art der typischen Zwillingsbildung. Harmotom tritt gewöhnlich in säulenförmigen Zwillingen auf, bei denen die Hauptachsen der beiden Individuen zusammenfallen, die entsprechenden darauf senkrechten Richtungen aber sich kreuzen, also die Makrodiagonale des einen mit der Brachydiagonale des andern zusammenfällt, so dass die Kristalle im Grundriss die Form eines Kreuzes haben[4]. Diese Eigenart führte auch zum Synonym Kreuzzeolith.

Das zweite Synonym Andreasbergolith nimmt Bezug auf die Typlokalität Sankt Andreasberg im Oberharz, wo Harmotom 1801 erstmals entdeckt wurde. Erstmals beschrieben wurde von René-Just Haüy.

Klassifikation

In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) gehört der Harmotom zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“. Die alte Strunz'sche Mineralsystematik ordnet das Mineral dort zudem der „Zeolithgruppe - Blätterzeolithe“. Die neue dagegen ordnet die Gerüstsilicate dagegen präziser nach der Art der Gerüststruktur, so dass der Harmotom dort in der Unterabteilung der Gerüstsilicate mit „Ketten doppelt verbundener vierer-Ringe“ zu finden ist.

Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet das Mineral ebenfalls den Gerüstsilicaten zu, genauer den „Gerüstsilikaten der Zeolith-Gruppe“. Dort findet es sich in der Gismondingruppe und verwandte Arten der Unterabteilung der „Echten Zeolithe“.


Bildung und Fundorte

Neben seiner Typlokalität Sankt Andreasberg wurde Harmotom in Deutschland noch bei Immendingen in Baden-Württemberg, Bodenmais und Waldeck in Bayern, bei Obereisenhausen, Hausen bei Gießen, Reinheim (Roßdorf) und Oberwiddersheim in Hessen, in der Eifel in Nordrhein-Westfalen, im Hunsrück in Rheinland-Pfalz, am Großen Horst im Saarland, im Erzgebirge von Sachsen und im Thüringer Wald.

Weltweit wurde das Mineral bisher (Stand: 2009) an mehr als 220 Fundorten entdeckt, so unter anderem auf Tasmanien (Australien); an mehreren Orten von England, Schottland und Wales in Großbritannien; in mehreren Regionen von Italien; auf Honshū in Japan; British Columbia, Ontario und Québec in Kanada; auf den nördlichen und südlichen Inseln von Neuseeland; bei Kongsberg (Buskerud), Nittedal (Akershus), bei Oslo, in Sør-Trøndelag und am Fluss Sjoa in Norwegen; auf dem Mandlstein, den Hohen Tauern und der Steiermark in Österreich; im russischen Sibirien; Böhmen und Mähren in Tschechien; im Kleingebiet Bátonyterenye in Ungarn; sowie in vielen Regionen der USA. [5]

Kristallstruktur

Harmotom kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P 21/m mit den Gitterparametern a = 9,8688 Å; b = 14,1295 Å, c = 8,7092 Å und β = 124,74 ° [6] sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle [1].

Siehe auch

Einzelnachweise

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0.
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 795, 796.

Weblinks

Commons: Harmotome – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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