Tiemannit
Tiemannit | |
Chemische Formel |
HgSe |
Mineralklasse | Sulfide und Sulfosalze 2.CB.05 (8. Auflage: II/C.01) nach Strunz 02.08.02.04 nach Dana |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | hexakistetraedrisch $ {\bar {4}}3m $ [1] |
Farbe | bleigrau bis stahlgrau, bräunlich |
Strichfarbe | schwarz |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | 8,19 bis 8,47 |
Glanz | Metallglanz |
Transparenz | undurchsichtig |
Bruch | uneben bis muschelit |
Spaltbarkeit | keine |
Habitus | |
Zwillingsbildung | vorwiegend nach [111] |
Tiemannit (auch Selenquecksilber) ist ein relativ selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung HgSe und entwickelt überwiegend körnige bis massige Aggregate, aber auch gut ausgebildete, ideomorphe Kristalle von bleigrauer bis stahlgrauer oder bräunlicher Farbe.
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden und beschrieben wurde Tiemannit von Ferdinand Tiemann (1848-1899), einem berliner Chemiker, nach dem es auch benannt ist.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Tiemannit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur = 1:1“, wo er zusammen mit Coloradoit, Hawleyit, Rudashevskyit, Metacinnabarit, Polhemusit, Sphalerit und Stilleit die eigenständige „Sphaleritgruppe“ bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Tiemannit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Zink (Zn), Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Silber (Ag) usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Coloradoit, Hawleyit, Metacinnabarit, Polhemusit, Rudashevskyit, Sakuraiit, Sphalerit und Stilleit die nach wie vor existierende „Sphaleritgruppe“ mit der System-Nr. 2.CB.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Tiemannit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Coloradoit, Hawleyit, Metacinnabarit, Rudashevskyit, Sphalerit und Stilleit in der „Sphaleritgruppe (Isometrisch: $ F4{\bar {3}}m $)“ mit der System-Nr. 02.08.02 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=1:1“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Die Varietät Lerbachit (Hg,Pb)Se, typlokal nach dem Lerbach|Bergort Lerbach benannt, besteht aus einem Gemenge von Clausthalit und Tiemannit
Bildung und Fundorte
Tiemannit bildet sich in hydrothermalen Adern. Begleitminerale sind andere Selenide wie Clausthalit, Eukairit, Naumannit, Klockmannit und Umangit, andere Sulfide wie Metacinnabarit, Galenit und Sphalerit, sowie Baryt und Calcit.
Fundorte sind unter anderem La Rioja in Argentinien; Western Australia in Australien; Provinz Luxemburg in Belgien; Potosí in Bolivien; Gansu, Guizhou, Hunan und Sichuan in der Volksrepublik China; Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Stangerode/Sachsen-Anhalt in Deutschland; Devon in England; Saskatchewan in Kanada; Querétaro und Sonora in Mexiko; Schlesien in Polen; in den östlichen Regionen von Sibirien in Russland; Böhmen und Mähren in Tschechien; sowie Kalifornien, Nevada und Utah in den USA. [2]
Kristallstruktur
Tiemannit kristallisiert im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe $ F{\bar {4}}3m $ mit dem Gitterparameter a = 6,085 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.
Verwendung
Tiemannit besteht zwar zu etwa 72 % aus Quecksilber und zu etwa 28 % aus Selen [1], ist jedoch aufgrund seiner Seltenheit als Rohstoff für diese Elemente technisch unbedeutend [3].
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Webmineral - Tiemannite (engl.)
- ↑ MinDat - Localities for Tiemannite (engl.)
- ↑ Quecksilber-Vorkommen (Wiki)
Weblinks
- Mineralienatlas:Tiemannit (Wiki)
- Mineraldatenblatt Tiemannite (PDF 58 KB, engl.)