Selenide

Selenide

Selenide sind in der Chemie Verbindungen des Elements Selen. Sie sind Derivate der Selenwasserstoffsäure.

Anorganische Selenide

Anorganische Selenide sind binäre Metall-Verbindungen des Selens. Sie können als Salze der Selenwasserstoffsäure aufgefasst werden.

Vorkommen der Selenide

Selenide sind als Chalkogenide chemisch den Sulfiden ähnlich und kommen daher in der Natur mit diesen zusammen in sulfidischen Erzen der Metalle Kupfer, Blei, Zink, Gold und Eisen vor, manchmal auch in Begleitung von Telluriden. Bei der elektrolytischen Kupferraffination fallen daher Kupfer- und Silberselenide an. Mit Säuren setzen sich diese zu Selenwasserstoff um (giftig!). Metallselenide sind oft farbig. Selenmineralien wie Clausthalit und Naumannit sind selten.

Struktur von Quecksilberselenid (Formel: HgSe), ein Halbleitermaterial

Gewinnung von Seleniden, Oxidationsprodukte

Beim Abrösten sulfidischer Erze, welche Selenide als Begleitmineralien enthalten, sammelt sich das feste Selendioxid in der Flugasche oder in der nachgeschalteten Schwefelsäureherstellung als selenige Säure. Selenige Säure bildet Salze wie Natriumselenit (entsprechen den Sulfiten der schwefligen Säure), bei Oxidation auf die höchstmögliche Oxidationszahl +VI auch Selenate (Salze der Selensäure, entsprechen den Sulfaten der Schwefelsäure: Bariumselenat ist wie Bariumsulfat schwerlöslich, Selen-VI-oxid reagiert wie Schwefeltrioxid mit Wasser zur Säure). Selensäure ist eine noch stärkere Säure als Schwefelsäure, sie greift selbst Gold und Platin an[1] (Schmelzpunkt +59,9 °C).

Verwendung von Seleniden

Cadmiumselenid ist ähnlich Cadmiumsulfid ein Pigment (Farben: CdSe rot, CdS gelb), Quecksilber-, Zink- und Wolframdiselenid sind wichtige Halbleiter-Materialien. Nichtmetallselenide sind flüchtige, zumeist korrosive Verbindungen (z. B. Selenhexafluorid und Selentetrabromid, beide gelb, Diselendichlorid, braungelb).

Organische Selenide

In der organischen Chemie werden Verbindungen der allgemeinen Strukturformel R-Se-R' (R, R' = Organylreste, wie z. B. Alkyl- oder Arylreste) ebenfalls als Selenide bezeichnet. Die Selenide können auch als Seleno-Analoga von Ethern R-O-R' betrachtet werden, in denen das Sauerstoffatom durch ein Selenatom ersetzt wurde.[2]

Einzelnachweise

  1. Dr. Heinrich Remy: Lehrbuch der Anorganischen Chemie Band I, Seite 909, Leipzig 1970, Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig K.-G.
  2. Lars-Börge Agenäs: Selenides and their derivatives. In: Daniel L. Klayman und Wolfgang H. H. Günther (Herausgeber): Organic Selenium Compounds: Their Chemistry and Biology, John Wiley & Sons, 1973, 173−222, ISBN 0-471-49032-6.