Prasugrel

Prasugrel

Strukturformel
Strukturformel von (±)-Prasugrel
1:1-Gemisch aus (R)-Form (oben) und (S)-Form (unten)
Allgemeines
Freiname Prasugrel
Andere Namen
  • IUPAC: (RS)-[5-[2-Cyclopropyl-1-(2-fluorphenyl)- 2-oxoethyl]-6,7-dihydro-4H- thieno[3,2-c]pyridin-2-yl]acetat
Summenformel C20H20FNO3S
CAS-Nummer
  • 150322-43-3 (Prasugrel)
  • 389574-19-0 (Prasugrel hydrochlorid)
PubChem 6918456
ATC-Code

B01AC22

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Thrombozytenaggregationshemmer

Verschreibungspflichtig: ja
Eigenschaften
Molare Masse 373,44 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
keine Einstufung verfügbar

H- und P-Sätze H: siehe oben
P: siehe oben
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
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Prasugrel (Entwicklungsbezeichnungen CS-747, LY640315) ist ein Thrombozytenaggregationshemmer aus der Gruppe der Thienopyridine, der die Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) behindert. Prasugrel ist seit 2009 zum Einsatz beim akuten Koronarsyndrom in den USA, in England, in Österreich, in der Schweiz und in Deutschland zugelassen. Es stellt damit eine Alternative zum Wirkstoff Clopidogrel aus derselben Wirkstoffgruppe dar, der derzeit noch in den meisten Fällen bei der Therapie des Herzinfarktes eingesetzt wird.

Das Arzneimittel „Efient“ (Europa) bzw. „Effient“ (USA) von Daiichi Sankyō und Eli Lilly and Company enthält als Arzneistoff Prasugrel·Hydrochlorid.

Pharmakologie

Prasugrel ist wie die anderen Thienopyridine Clopidogrel und Ticlopidin ein Prodrug, der im Körper (durch eine Hydrolyse durch Esterasen, anschließend Oxidation durch das Cytochrom-P450-System) in den aktiven Metaboliten R-138727 umgesetzt wird. Dies scheint schneller und zu einem größeren Anteil zu geschehen als bei den anderen Stoffen dieser Arzneistoff-Gruppe. Die Ausscheidung geschieht hauptsächlich über die Niere.

Der aktive Metabolit bindet am P2Y12-Adenosindiphosphat-Rezeptor der Thrombozyten. In der Folge unterbleibt die Thrombozytenaktivierung über den Glykoprotein-IIb/IIIa-Rezeptorkomplex. Da die Blockierung des P2Y12-Rezeptors irreversibel ist, bleiben die Thrombozyten während ihrer gesamten Lebensdauer beeinträchtigt. Die vollständige Gerinnungsfähigkeit des Bluts stellt sich erst mit der Neubildung von Thrombozyten im Laufe von fünf bis sieben Tagen wieder ein.

Anwendungsgebiete

Prasugrel wird in Kombination mit Acetylsalicylsäure bei Patienten mit einem Akuten Koronarsyndrom oder ST-Strecken-Hebungsinfarkt (STEMI) mit Behandlung (Perkutane transluminale coronare Angioplastie) im Rahmen einer Herzkatheter-Untersuchung eingesetzt.[2]

In der Zulassung zugrunde liegenden Phase-3-Studie (TRITON-TIMI 38, eine randomisierte doppelblinde Multicenterstudie, n=13.608) zeigte Prasugrel dabei nur Bezug auf die Häufigkeit von kardiovaskulärer Tod (9,44 % vs. 11,49 %) für den primären Endpunkt, nicht-tödlicher Herzinfarkt oder nicht-tödlicher Schlaganfall, einen signifikant höheren Nutzen als Clopidogrel. Demgegenüber traten allerdings häufiger Blutungen als Nebenwirkung auf (1,4 %, vs. 0,9 % in der Clopidogrel-Gruppe, davon 0,4 % vs. 0,1 % tödlich). Die Gesamtsterblichkeit unterschied sich deshalb nicht.[3]

Das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bewertet die Datenlage nicht als Beleg, sondern lediglich als einen Hinweis auf einen Vorteil von Prasugrel gegenüber Clopidogrel. Das Studiendesign der TRITON-Studie wird kritisiert, da es möglicherweise Prasugrel bevorzugt. Auch die erhöhte Rate an Nebenwirkungen, vor allem Blutungen, wird betont.[4][5]

Bei rückenmarksnahen Regionalanästhesie-Verfahren (Spinalanästhesie bzw. Periduralanästhesie) sollte Prasugrel 7–10 Tage vorher abgesetzt werden und frühestens sechs Stunden nach dem Eingriff wieder eingesetzt werden.[6]

Einzelnachweise

  1. Diese Substanz wurde in Bezug auf ihre Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. Arzneimittelinformation der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ): Efient® (Prasugrel), S.30-44. Stand 16. April 2009, 2,75MB, abgerufen am 19. März 2010.
  3. Wiviott SD et al; TRITON-TIMI 38 Investigators: Prasugrel versus clopidogrel in patients with acute coronary syndromes. N Engl J Med. 2007 Nov 15;357(20):2001-15, PMID 17982182.
  4. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Abschlussbericht A09-02: Prasugrel bei akutem Koronarsyndrom. 11. Juli 2011.
  5. IQWiG: Prasugrel: Für manche Patienten Hinweise auf Zusatznutzen, aber auch auf größeren Schaden (5. September 2011). Abgerufen am 9. September 2011.
  6. Gogarten, Wiebke; Van Aken, Hugo K.: Perioperative Thromboseprophylaxe - Thrombozytenaggregationshemmer - Bedeutung für die Anästhesie. AINS - Anästhesiologie · Intensivmedizin · Notfallmedizin · Schmerztherapie, Ausgabe 04, April 2012, S. 242-254 Print ISSN 0939-2661 · Online ISSN 1439-1074. DOI: 10.1055/s-002-23167

Literatur

Weblinks

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