Maghemit

Erweiterte Suche

Maghemit
Maghemite - Mineralogisches Museum Bonn.jpg
Maghemit aus Gara Djebilet, Algerien, Nordafrika
Chemische Formel

γ-Fe2O3 (nach anderen Quellen auch Fe3+,□)3O4[1])

Mineralklasse Oxide und Hydroxide
4.BB.15 (8. Auflage: IV/C.06) nach Strunz
04.03.07.01 nach Dana
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin tetraedrisch-pentagondodekaedrisch; 23
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) P4332 oder P4132 (Raumgruppen-Nr. 212 oder 213)
Farbe braun, bläulichschwarz
Strichfarbe braun
Mohshärte 5
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,860[2]
Glanz Metallglanz, matt
Transparenz undurchsichtig bis durchscheinend
Bruch spröde
Spaltbarkeit keine
Habitus mikrokristallin, massige Aggregate
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale Hämatit, Magnetit
Magnetismus stark magnetisch

Maghemit (Maghämit) ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide. Er kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der idealisierten Zusammensetzung Fe2O3, besteht also aus Eisen in der kubisch-flächenzentrierten γ-Modifikation und Sauerstoff im Verhältnis von 2 : 3.

Maghemit ist undurchsichtig und entwickelt ausschließlich mikrokristalline, massige Aggregate von brauner, bläulichschwarzer Farbe.

Etymologie und Geschichte

Der Name Maghemit setzt sich aus den beiden ersten Silben der Minerale Magnetit und dem englischen Wort hematite für Hämatit (Blutstein) zusammen, in Anlehnung an seine chemische Zusammensetzung und seinen Magnetismus.

Erstmals beschrieben wurde Maghemit 1927 durch P. A. Wagner. Als Typlokalität gelten die „Iron Mountain Mine“ im Shasta County im US-Bundesstaat Kalifornien[3] und der Bushveld-Komplex in Südafrika.[4]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Maghemit zur allgemeinen Abteilung der „Oxide mit dem Verhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3 (M2O3 und verwandte Verbindungen)“, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe IV/C.06 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Maghemit dagegen in die Abteilung der „Oxide mit Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Titanomaghemit die „Maghemit-Gruppe“ mit der System-Nr. 4.BB.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Maghemit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Oxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Bixbyit in der unbenannten Gruppe 04.03.07 innerhalb der Unterabteilung der „Einfachen Oxide mit einer Kationenladung von 3+ (A2O3)“ zu finden.

Modifikationen und Varietäten

Maghemit ist die kubische, ferrimagnetische Modifikation des Eisen(III)-oxids, während die weiter verbreitete Modifikation der trigonale antiferromagnetische Hämatit ist.

Bildung und Fundorte

Maghemit aus Gancedo, Provinz Chaco, Argentinien

Maghemit bildet sich durch Oxidation bei niedrigen Temperaturen aus eisenhaltigen Mineralen wie beispielsweise Magnetit. Als Begleitminerale treten Magnetit unter anderem noch Anatas, Goethit, Ilmenit, Lepidokrokit, Markasit und Pyrit auf.[2]

Weltweit sind bisher (Stand: 2012) knapp 130 Fundorte für Maghemit bekannt.[5] Neben seiner Typlokalität „Iron Mountain Mine“ trat Maghemit in Kalifornien unter anderem noch an mehreren Stellen bei Lebec im Kern County auf. In Südafrika konnte das Mineral außer im Bushveld-Komplex noch bei Onverwacht in der Provinz Limpopo und in der „Vergenoeg Mine“ bei Vergenoeg in der Gemeinde Tsantsabane gefunden werden.

In Deutschland trat das Mineral unter anderem an mehreren Stellen bei Sinsheim und am Katzenbuckel in Baden-Württemberg, am Zeilberg in Bayern sowie bei Mendig und Kruft in der Eifel in Rheinland-Pfalz auf.

In Österreich fand sich Maghemit bisher nur am Untersberg in Salzburg (Österreich) und vom „Glücksgrat“ am Habicht in Tirol.

In der Schweiz konnte das Mineral bei Buechbüel und Hasenberg im Kanton Schaffhausen und am Irchel im Kanton Zürich gefunden werden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Bolivien, Brasilien, Chile, China, Dominikanischen Republik, Indien, Israel, Italien, Japan, Kamerun, Kanada, Kolumbien, Kuba, Madagaskar, Mazedonien, Mexiko, der Mongolei, Namibia, Neukaledonien, Neuseeland, Nicaragua, Nigeria, Norwegen, Portugal, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, der Slowakei, Spanien, Tschechien, der Türkei, im Vereinigten Königreich und vielen weiteren Stellen in den Vereinigten Staaten von Amerika.[6]

Kristallstruktur

Maghemit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe P4332 (Raumgruppen-Nr. 212) oder P4132 (Raumgruppen-Nr. 213) mit dem Gitterparameter a = 8,35 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Vorkommen in der Biologie

Maghemit dient zusammen mit Magnetit in Nervenzellen von Tauben zur Orientierung im Erdmagnetfeld.

Siehe auch

Literatur

  •  Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 401.
  •  Friedrich Klockmann, Paul Ramdohr, Hugo Strunz (Hrsg.): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978 (Erstausgabe: 1891), ISBN 3-432-82986-8, S. 515-516.

Weblinks

 Commons: Maghemite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 190.
  2. 2,0 2,1 Maghemite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 68,5 kB)
  3.  Friedrich Klockmann, Paul Ramdohr, Hugo Strunz (Hrsg.): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978 (Erstausgabe: 1891), ISBN 3-432-82986-8, S. 515.
  4. Mineralienatlas:Maghemit
  5. Mindat - Anzahl der Fundorte für Maghemit
  6. Mindat - Maghemite

cosmos-indirekt.de: News der letzten Tage