Jadarit

Jadarit

Jadarit
Andere Namen
  • IMA 2006-036
Chemische Formel

NaLi[B3SiO7(OH)][1]

Mineralklasse Silicate und Germanate
9.AJ.40 nach Strunz
54.02.04.02 nach Dana
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin monoklin-prismatisch $ \ 2/m $[2]
Farbe weiß
Strichfarbe weiß
Mohshärte 4 bis 5
Dichte (g/cm3) 2,45
Glanz matt
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Bruch uneben bis muschelig, spröde
Spaltbarkeit
Habitus mokrokristalline Aggregate
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in kalten verdünnten Säuren, unlöslich in Wasser
Besondere Kennzeichen Fluoreszenz

Jadarit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung NaLi[B3SiO7(OH)][1] und wurde bisher nur in Form von Aggregaten gefunden, wobei die als weiße Einsprenglinge vorliegenden, xenomorph bis subidiomorph entwickelten Jadarit-Kristalle eine Größe von etwa 5 bis 10 µm erreichten.

Besondere Eigenschaften

Jadarit ist löslich in kalten verdünnten Säuren, unlöslich aber in Wasser. Unter kurz- und langwelligem UV-Licht zeigt das Mineral rosa bis orange Fluoreszenz.

Etymologie und Geschichte

Die Anerkennung als eigenständiges Mineral durch die International Mineralogical Association (IMA) erfolgte im November 2006 unter der vorläufigen Bezeichnung „IMA 2006-036“.

Die Publikation der Ergebnisse des Forscherteams, bestehend aus P.S. Whitfield, Y. Le Page, J.D. Grice, Chris J. Stanley, G.C. Jones, M.S. Rumsey, C. Blake, A.C. Roberts, J.A.R. Stirling und G.J.C. Carpenter, und des offiziellen Namens Jadarit erschien fünf Monate später im Juni 2007 in der Acta Crystallographica Section B. Structural Science[3]

Auch wenn Jadarit schließlich nach seiner Typlokalität, dem Jadar-Tal in Serbien, benannt wurde, gestaltete sich die Suche nach einer passenden Benennung kurios: Dr. Chris Stanley, der mit der Klassifikation und Namenssuche für das neuentdeckte Mineral „sodium lithium boron silicate hydroxide“ (übersetzt: Natrium-Lithium-Bor-Silicat-Hydroxid) betraut worden war, war erstaunt, im Internet auf eine ältere Meldung zu einem Mineral mit fast derselben Zusammensetzung unter der Bezeichnung Kryptonit zu stoßen, die sich aber nach kurzer Zeit als fiktiv herausstellte.[4] Gegenüber der BBC äußerte Stanley:

„Towards the end of my research I searched the web using the mineral's chemical formula – sodium lithium boron silicate hydroxide – and was amazed to discover that same scientific name, written on a case of rock containing kryptonite stolen by Lex Luthor from a museum in the film Superman Returns.“

BBC NEWS CHANNEL – 'Kryptonite' discovered in mine (24. April 2007)

Abgrenzung zwischen Jadarit und fiktivem „Kryptonit“

Im Gegensatz zum fiktiven „Kryptonit“ enthält real-existierender Jadarit weder Fluor noch Spuren eines gleichfalls fiktiven Elements „Kryptonium“ mit der vorgeblichen Ordnungszahl 126 (Zum Vergleich: Das bisher schwerste bekannte Element ist das Ununoctium mit der realen Ordnungszahl 118). Jadarit enthält auch keine Spuren des tatsächlich existierenden Edelgases Krypton. Nach den Regeln der internationalen Nomenklatur für Mineralien[5] durfte es daher nicht „Kryptonit“ genannt werden.[6]

Klassifikation

In Verzeichnissen, die vor seiner Entdeckung 2006 publiziert wurden, wie etwa der 2001 erschienenen Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage), ist Jadarit nicht aufgeführt.
Im 2008 erschienenen „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach der klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System-Nr. VIII/H.23-105.

In der Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) zur Abteilung der Inselsilikate und der Unterabteilung „mit BO3 Triangeln und/oder B[4]-, Be[4]-Tetraedern, eckenteilend mit SiO4“, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.AJ.40 bildet.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet Jadarit ebenfalls in die Abteilung der Inselsilikate, dort allerdings in die Unterabteilung der „Inselsilkate: Borosilikate und einige Beryllosilikate mit B in [4]-Koordination“, wo er zusammen mit Garrelsit-VIII und Okanoganit-(Y) die Gruppe 54.02.04 Howlit und verwandte Minerale bildet.


Bildung und Fundorte

Entdeckt wurde Jadarit in den Bohrkernen bei Forschungen im Jadar-Becken. Dieses besteht aus Schichten von Ölschiefer, Dolomiten und pyroklastischen Ablagerungen des Neogens (frühes bis mittleres Miozän).[2]

Außer seiner Typlokalität gibt es bisher (Stand: 2010) keine weiteren Fundorte.[7]

Kristallstruktur

Jadarit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c mit den Gitterparametern a = 6,7620 Å; b = 13,8016 Å; c = 7,6878 Å und β = 124,089°[8] sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle[2].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
  2. 2,0 2,1 2,2 Webmineral – Jadarite (englisch)
  3. P. S. Whitfield, Y. Le Page, J. D. Grice, C. J. Stanley, G. C. Jones, M. S. Rumsey, C. Blake, A. C. Roberts, J. A. R. Stirling and G. J. C. Carpenter: LiNaSiB3O7(OH) – novel structure of the new borosilicate mineral jadarite determined from laboratory powder diffraction dat. In: International Union of Crystallography (Hrsg.): Acta Crystallographica Section B. Structural Science. 63, Nr. 3, Juni 2007, doi:10.1107/S0108768107010130.
  4. Spiegel Online – Neues Mineral. Forscher findet Kryptonit (24. April 2007)
  5. Intern. mineralogische Vereinigung, Regeln zu neuen Mineralien, deren Nomenklatur und Klassifikation (englisch)
  6. Die Süddeutsche online – Non-Fiction. Kryptonit existiert! (von Markus C. Schulte von Drach, 24. April 2007)
  7. Mindat – Jadarite (englisch)
  8. American Mineralogist Crystal Structure Database – Jadarite (englisch, 2007)

Weblinks

  • Mineralienatlas:Jadarit (Wiki)