Guaifenesin
Strukturformel | |||||||||||||||
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(R)-Isomer (oben) und (S)-Isomer (unten) 1:1-Gemisch der Stereoisomeren | |||||||||||||||
Allgemeines | |||||||||||||||
Freiname | Guaifenesin | ||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C10H14O4 | ||||||||||||||
CAS-Nummer | 93-14-1 | ||||||||||||||
PubChem | 3516 | ||||||||||||||
ATC-Code | |||||||||||||||
DrugBank | DB00874 | ||||||||||||||
Arzneistoffangaben | |||||||||||||||
Wirkstoffklasse | |||||||||||||||
Verschreibungspflichtig: Nein | |||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||
Molare Masse | 198,22 g·mol−1 | ||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||
Siedepunkt | |||||||||||||||
Löslichkeit |
in Wasser (50 g·l−1 bei 25 °C)[1] | ||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||
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LD50 | |||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Guaifenesin ist ein Arzneistoff aus der chemischen Gruppe der Guajakolderivate und wird zur Lösung von Bronchialsekret (Expektorans) z. B. bei Atemwegsinfekten verwendet.
Pharmakologische Eigenschaften
Guaifenesin wirkt sekretverflüssigend; die Wirkung soll reflektorisch zustande kommen über eine Reizung der Magenschleimhaut, wodurch es zu einer parasympathischen Stimulation der Bronchialdrüsen komme.[4] In höherer Dosierung wirkt Guaifenesin muskelerschlaffend. Bei starker Überdosierung kommt es zu Übelkeit und Erbrechen, ferner kann eine Muskelerschlaffung auftreten, die sofortige ärztliche Hilfe erfordert.
Klinische Angaben
Anwendungsgebiete (Indikationen)
Guaifenesin ist angezeigt zur Schleimlösung im Bronchialbereich, etwa bei Erkältungen, grippalen Infekten und Bronchitis. Guaifenesin ist oral wirksam.
In der Veterinärmedizin ist Guaifenesin zusammen mit Ketamin und Xylazin Bestandteil des verbreiteten Triple Drip zur intravenösen Anästhesie.[5]
Gegenanzeigen (Kontraindikationen)
- Magen-Darm-Erkrankungen
- Niereninsuffizienz
- Myasthenia gravis
- Schwangerschaft und Stillzeit
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Guaifenesin verstärkt die Wirkung von Sedativa und Muskelrelaxanzien. Bei der gleichzeitigen Anwendung von hustenunterdrückenden Arzneimittel (Antitussiva) besteht ein Risiko für das Auftreten eines Sekretstaus.
Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)
- Haut: Ausschlag, Jucken (Einzelfälle)
- Nervensystem und Psyche: Müdigkeit (selten), Muskelrelaxation (in hohen Dosen), Koma, Konfusion, Schwindel (Einzelfälle)
- Verdauungstrakt: Übelkeit, Erbrechen, Magenunverträglichkeit, Sodbrennen (Einzelfälle)
- Herz und Kreislauf: Wärmegefühl, Bradykardie (Einzelfälle)
- Atemwege: Bronchospasmus, Dyspnoe (Einzelfälle)
- Blut: Granulozytopenie (Einzelfälle)
- In Einzelfällen: Allergische Reaktionen, Schmerzen
Sonstige Informationen
Guaifenesin wurde 1952 von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) als Expektorans zugelassen, es gilt dort als das einzige von der FDA als wirksam beurteilte Expektorans.[6] In den deutschsprachigen Ländern gilt seine therapeutische Bedeutung als fraglich,[4] zumal auch expektorierende Arzneistoffe mit einem günstigeren Nutzen-Risiko-Verhältnis verfügbar sind.
Anekdotisch kursieren Berichte über eine Verwendung von Guaifenesin in der Behandlung der Fibromyalgie, welche auf ein alternativmedizinisches Behandlungskonzept eines amerikanischen Arztes zurückgeht. In kontrollierten Studien konnte eine therapeutische Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden.[7]
Literatur
- Rote Liste 2008, ISBN 978-3-939192-20-6.
- Gebrauchsinformation Wick Husten-Löser.
Handelsnamen
Fagusan (D), Longtussin (D), Myoscain (A), Resyl (CH), Vicks Hustenlösen (CH), Wick Husten-Löser (D)
- Kombinationspräparate
Bricanyl compositum (A), Bronchostop (A), Demo Hustenelixier (CH), Escotussin (CH), Pecto-Baby (CH), Pectocalmine (CH), Resyl plus (CH), Sano Tuss (CH), Tuscalman (CH), Wick DayMed Erkältungs-Getränk (D)
Weblinks
- Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Guaifenesin-Präparate
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Datenblatt Guajacolglycerinether bei Merck, abgerufen am 3. April 2011.
- ↑ Datenblatt Guaifenesin bei Acros, abgerufen am 26. Februar 2010.
- ↑ Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
- ↑ 4,0 4,1 K. Hardtke et. al. (Hrsg.): Kommentar zum Europäischen Arzneibuch Ph. Eur. 4.05, Guaifenesin. Loseblattsammlung, 19. Lieferung 2005, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart.
- ↑ Datenblatt Guaifenesin bei Vetpharm, abgerufen am 3. Dezember 2011.
- ↑ http://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/AVP/Archiv/20115.pdf
- ↑ R.M. Bennett, P. De Garmo, S.R. Clark (1996): A Randomized, Prospective, 12 Month Study To Compare The Efficacy Of Guaifenesin Versus Placebo In The Management Of Fibromyalgia (reprint). Arthritis and Rheumatism 39 (10): S212. doi:10.1002/art.1780391402
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