Fulgurit

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Fulgurite (von lat. fulgur, „Blitz“), auch Blitzverglasung, Blitzsinter, Blitzröhren, sind durch Blitzeinschlag im Gestein entstandene Röhren. Durch die beim Einschlag entstehenden Temperaturen von bis zu 30.000 °C verglasen die Wandungen durch Aufschmelzung des Gesteins. Die Röhren messen ca. 2 cm im Querschnitt und sind oft mehrere Meter lang. Häufig verzweigen sich die Enden. Nach den vom Blitz getroffenen Gesteinen werden Sand- und Felsfulgurite unterschieden. In Fulguriten wurden relativ seltene Minerale und chemische Verbindungen nachgewiesen, wie z. B. das Mineral Lechatelierit, das ansonsten nur in Tektiten und Impaktgläsern gefunden wurde. War der Sand mit organischen Stoffen vermengt, können auch Fullerene entstehen, die in der Natur sonst sehr selten vorkommen.

Fulgurit (Draufsicht und Vorderansicht) aus Okechoobee in Florida
Datei:Tafel 3.JPG
Blitzröhren nach Funden aus der Senne; Tafel 3 aus der Veröffentlichung von 1817.

Abgrenzung

Als Pseudofulgurite bezeichnet man gelegentlich ähnlich aussehende röhrenartige Gebilde, die aber auf andere Ursachen zurückgehen (z. B. bioturbate Spuren wie etwa Grabbauten von marinen Krebstieren). Diese Strukturen werden Bioturbaturen genannt. Zuweilen werden röhrenförmige Sinter- und Erosionserscheinungen mit Fulguriten verwechselt, z.B. die sogenannten „Blitzröhren“ von Battenberg.

Unter dem Namen Fulgurit werden in der Baustoffindustrie auch Baustoffe, etwa Dachplatten, vertrieben. Asbestbaustoffe werden unter dem Markennamen nicht mehr hergestellt.

Geschichte

Im Jahre 1817 wurden Gestalt und mineralogisch-physikalischen Eigenschaften von Blitzröhren ausführlich beschrieben. Ihre Entstehung durch Blitzschlag wurde nach Erörtererung anderer möglicher Ursachen als gesichert angesehen, bekannte Funde wurden angeführt und Eigenschaften der Fundorte erklärt. Der Verfasser des wissenschaftlichen Artikels[1] hatte selbst die „bekannte Sandwüste“ Senne mit dem Entdecker, dem lippischen Oekonomen Hentzen, durchstreift und beschreibt lebhaft die eigenen Funde und deren Präparation. Die Objekte seien zuerst in Deutschland und zwar in der Senne von dem genannten Laien entdeckt und von ihm als Blitzröhren im Jahre 1805 bekannt gemacht worden.[2]

Quellen

  1. Karl Gustav Fiedler: Ueber die Blitzröhren und ihre Entstehung. Ann. Phys. [N.F.] 25 (1817) 121–164. Zwei beigegebene Tafeln enthalten Kupferstiche von Blitzröhren aus der Senne – teils mit Verzweigungen.
  2. Johann Karl Wilhelm Voigt: Nachricht von den Blitzröhren. Magazin für den neuesten Zustand der Naturkunde 10 (1805) 491-495. Röhren dieser Art seien bereits früher beschrieben, aber ihre Entstehung nicht auf Blitze zurückgeführt worden.

Literatur

  • Lexikon der Geowissenschaften Band 2. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2001, ISBN 3-8274-0423-1.

Weblinks

 Commons: Fulgurite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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  • Fulgurit im Mineralienatlas

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