Datolith
Datolith | |
Farbloser bis weißer Datolith aus der Grube Kuhlenberg, Silbach, Winterberg, Sauerland | |
Andere Namen | |
Chemische Formel |
CaB[OH|SiO4] (oder auch CaB[4][OH|SiO4][2]) |
Mineralklasse | Silikate und Germanate 9.AJ.20 (8. Auflage: VIII/B.29) nach Strunz 54.02.01a.01 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch 2/m[3] |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | P21/c (Raumgruppen-Nr. 14) |
Farbe | farblos, weiß, grau, gelb, grün, rosa bis rot[4] |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 5 bis 5,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,96 bis 3,00 ; berechnet: [3,00][4] |
Glanz | Glasglanz, schwacher Harzglanz auf Bruchflächen |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | muschelig bis uneben |
Spaltbarkeit | keine |
Habitus | prismatische bis tafelige Kristalle, körnige Aggregate |
Häufige Kristallflächen | {100}, {001}, {110}, {111}, {011}, {012} und andere[5] |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,626 ; nβ = 1,653 bis 1,654 ; nγ = 1,670[6] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,044[6] ; zweiachsig negativ |
Optischer Achsenwinkel | 2V = 74°[6] |
Weitere Eigenschaften | |
Besondere Kennzeichen | Blaue Fluoreszenz unter kurzwelligem UV-Licht |
Datolith ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung CaB[OH|SiO4], ist also chemisch gesehen ein Calcium-Bor-Silikat, genauer ein Calciumboratosilikat[1] mit Hydroxidionen als zusätzlichen Anionen.
Datolith entwickelt kurzsäulige oder dicktafelige Kristalle von bis zu 12 Zentimetern Länge[4], findet sich oft aber auch in Form traubiger bis kugeliger, körniger oder massiger Mineral-Aggregate. Unverletzte bzw. unverwitterte Kristallflächen weisen einen glasähnlichen Glanz auf, Bruchflächen schimmern dagegen eher schwach harzähnlich. In reiner Form ist Datolith farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine graue, gelbe, grüne oder rosa bis rote Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.
Besondere Eigenschaften
Vor dem Lötrohr schmilzt Datolith unter Aufschäumen zu einer klaren Perle und färbt die Flamme grün. In Salzsäure nimmt er eine gelatineartige Konsistenz an.[7]
Unter kurzwelligem UV-Licht zeigen manche Datolithe eine blaue Fluoreszenz.[4]
Etymologie und Geschichte
Der Name Datolith setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort δατέομαι [detéomai] für „teilen oder verteilen“ und λίθος [lítʰos] für „Stein“ und nimmt Bezug auf bereitwillige Teilbarkeit der oft vorkommenden, bröckeligen Mineral-Aggregate.[8]
Erstmals entdeckt und beschrieben wurde das Mineral 1805 von Jens Esmark (1763-1839)[9] in der Grube „Nødebro“ bei Arendal in der norwegischen Fylke (Provinz) Aust-Agder.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Datolith zur Abteilung der „Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen (Neso-Subsilikate)“, wo er zusammen mit Bakerit, Calcybeborosilit-(Y), Gadolinit-(Ce), Gadolinit-(Y), Hingganit-(Ce), Hingganit-(Y), Hingganit-(Yb), Homilit und Minasgeraisit-(Y) die „Datolith-Gadolinit-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/B.29 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Datolith ebenfalls in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Inselsilikate mit BO3 Triangeln und /oder B[4], Be[4] Tetraedern, eckenteilend mit SiO4“ zu finden ist, wo es zusammen mit Bakerit, Calcybeborosilit-(Y), Gadolinit-(Ce), Gadolinit-(Y), Hingganit-(Ce), Hingganit-(Y), Hingganit-(Yb), Homilit, Melanocerit-(Ce) und Minasgeraisit-(Y) die unbenannte Gruppe 9.AJ.20 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Datolith in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Inselsilkate: Borosilikate und einige Beryllosilikate mit (BO3)“ ein. Hier ist er zusammen mit Hingganit-(Ce), Hingganit-(Y), Hingganit-(Yb) und Calcybeborosilit-(Y) in der „Datolithgruppe (Datolith-Reihe)“ mit der System-Nr. 54.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Inselsilkate: Borosilikate und einige Beryllosilikate mit B in [4]-Koordination“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Botryolith (auch Faserdatolith[1]) ist eine traubenförmige Varietät von Datolith.[10]
Als Haytorit wird eine Pseudomorphose von Chalcedon nach Datolith bezeichnet.[1]
Bildung und Fundorte
Datolith bildet sich entweder in metamorphen Gesteinen oder durch hydrothermale Vorgänge, findet sich aber auch in vulkanischem Gestein, auf Erzgängen, in Pegmatiten oder auf Amethyst im Innern von Chalcedonkugeln. Als Begleitminerale treten unter anderem Axinit, Calcit, Danburit, Granate, Prehnit, Zeolithe auf.
Als eher selten vorkommende Mineralbildung kann Datolith an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Bekannt sind bisher (Stand: 2012) rund 460 Fundorte.[6] Gefunden wurde das Mineral unter anderem an folgenden Fundstätten: Tasmanien (Colebrook Hill) bei Australien; Hubei, Yunnan und Zhejiang in China; in vielen Regionen von Deutschland (unter anderem Sankt Andreasberg und Niederkirchen (Westpfalz)); Elsass und Lothringen in Frankreich; England und Schottland in Großbritannien; Italien; Hokkaidō, Kyūshū undShikoku Japan; Kasachstan; Ontario (Hastings County) und Québec (Argenteuil County) in Kanada; Meknès-Tafilalet und Souss-Massa-Daraâ in Marokko; Guanajuato und San Luis Potosí in Mexiko; Namibia (Omaruru); Neuseeland (North Island); Nordkorea; unter anderem auf Magneterzlagern im Gneis bei Arendal in Norwegen; Salzburg (Hohe Tauern), Steiermark (Eibegggraben) und Tirol (Tauerntal, Theiß) in Österreich; Polen; einige Regionen in Russland; Schweden; Schweiz (Grischun und Wallis); Slowakei; Spanien; Südafrika; Tadschikistan; Ukraine; Ungarn; viele Regionen in den USA (unter anderem Connecticut und Bergen Hill); sowie in Böhmen und Mähren in Tschechien.[11]
Kristallstruktur
Datolith kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c mit den Gitterparametern a = 4,836 Å, b = 7,61 Å, c = 9,64 Å und β = 90,4° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Siehe auch
Literatur
- M. H. Klaproth: Chemische Untersuchung des Datoliths, in: Neues Allgemeines Journal der Chemie, Band 6 (1806), S. 107-110 (PDF 249,4 kB)
- F. F. Foit, M. W. Phillips, G. V. Gibbs: A refinement of the crystal structure of datolite, CaBSiO4(OH), in: American Mineralogist, Band 58 (1973), S. 909-914 (PDF 702,2 kB)
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 208.
Weblinks
- Mineralienatlas:Datolith (Wiki)
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database - Datolite
- Database-of-Raman-spectroscopy - Datolite
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Alte Mineralnamen und Synonyme bei indra-g.at: Datenbanken Mineralogie, Geologie etc. (PDF 2,65 MB)
- ↑ 2,0 2,1 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 562.
- ↑ Webmineral - Datolite (englisch)
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 Datolite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 73,6 kB)
- ↑ Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 701.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 Mindat - Datolite (englisch)
- ↑ Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 685.
- ↑ Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 200.
- ↑ The Mineralogical Record - Jens Esmark
- ↑ GemRocks: Datolite
- ↑ MinDat - Localities for Datolite