Cotunnit
Cotunnit | |
Cotunnit mit Galenit, Fundort: Zeche Chr. Levin, Essen | |
Chemische Formel |
PbCl2 |
Mineralklasse | Halogenide 3.DC.85 (8. Auflage: III/D.08) nach Strunz 09.02.07.01 nach Dana |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | orthorhombisch-dipyramidal 2/m2/m2/m |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | Pnam (Raumgruppen-Nr. 62) |
Farbe | farblos, weiß |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | 5,91 |
Glanz | Diamantglanz, seidig bis perlenartig |
Transparenz | transparent |
Bruch | subconchoidal |
Spaltbarkeit | vollkommen |
Habitus | |
Zwillingsbildung | entlang {120} |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα= 2,199; nβ= 2,217; nγ= 2,260 |
Optischer Achsenwinkel | 2V = 67° |
Cotunnit, auch Chlorblei, chemisch Blei(II)-chlorid, ist ein seltenes Mineral aus der Mineralklasse der Halogenide. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung PbCl2 und bildet prismatische, entlang [001] gestreckte und entlang {010} abgeflachte Kristalle von bis zu zwei Millimeter Größe, aber auch skelettartige Kristalle, Körner, Massen oder Krusten von weißer Farbe.
Etymologie und Geschichte
Cotunnit wurde erstmals 1825 von Monticelli und Covelli in der Typlokalität, dem Vesuv bei Neapel in Italien entdeckt. Sie benannten das Mineral nach dem italienischen Anatomie-Professor Domenico Cotugno (1736–1822).
Klassifikation
In der Systematik nach Strunz wird Cotunnit zu den Oxihalogeniden gezählt. Nach der 8. Auflage bildet dabei zusammen mit Fiedlerit, Laurionit, Paralaurionit und Pseudocotunnit eine Gruppe. In der 9. Auflage bildet es eine eigene Untergruppe der Oxihalogenide, Hydroxyhalogenide und verwandten Doppel-Halogenide mit Blei, aber ohne Kupfer.
In der Systematik nach Dana bildet es mit Hydrophilit und Coccinit eine Untergruppe der kristallwasserlosen und -haltigen Halogenide mit einem Verhältnis von Metall zu Halogenid von 1:2.[1]
Bildung und Fundorte
Cotunnit kann sich auf mehrere Arten bilden. In Vulkanen ist es ein Sublimationsprodukt. Daneben bildet es sich durch Verwitterung von Galenit, bleihaltigen archäologischen Fundstücken oder Schlacken unter salzhaltigen Bedingungen. Es ist je nach Fundort vergesellschaftet mit Galenit, Cerussit, Anglesit und Matlockit (Caracoles in Chile) bzw. Tenorit, Ponomarevit, Sofiit, Burnsit, Ilinskit, Georgbokit, Chloromenit, Halit, [Sylvin] und Gold (Vulkan Tolbachnik, Russland).
Neben der Typlokalität sind eine Reihe weitere Fundorte bekannt. Zu diesen zählen die Hohe Tauern in Österreich, Caracoles und Challacollo in Chile, Sainte-Marie-aux-Mines in Frankreich, Röhrnbach, Richelsdorf, Essen, Recklinghausen und Helbra in Deutschland, Laurion in Griechenland, die Toskana in Italien, der Tolbatschik in Russland, Wanlockhead, Leadhills und weitere Fundorte in Großbritannien sowie die US-Bundesstaaten Arizona, Massachusetts und Utah.
Kristallstruktur
Cotunnit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pnam (Raumgruppen-Nr. 62) mit den Gitterparametern a = 7,62 Å, b = 9,04 Å und c = 4,53 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2] Cotunnit ist namensgebend für die Cotunnit-Struktur, in der neben Blei(II)-chlorid weitere Salze wie Bariumchlorid, Calciumhydrid oder Blei(II)-bromid kristallisieren.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ New Dana Classification of Halogenide Minerals
- ↑ M. Lumbreras, J. Schram, J. Schoonman, E. J. L. Schouler: Electrical conductivity of mixedleadhalides PbCl2xBr2(1−x). In: Solid State Ionics. 28–30, Nr. 2, 1988, S. 1305-1309, doi:10.1016/0167-2738(88)90376-1.
Literatur
- Cotunnit in: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy, 1990, 1, 101 (pdf).
Weblinks
- Mineralienatlas:Cotunnit
- Cotunnit bei mindat.org (engl.)