Bromargyrit
Bromargyrit | |
Bromargyrit (gelblichweiß) auf Akanthit (silbergrau) aus der Grube Auberg, Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
AgBr |
Mineralklasse | Halogenide 3.AA.15 (8. Auflage: III/A.02) nach Strunz 09.01.04.02 nach Dana |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | kubisch-hexakisoktaedrisch; m3m |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | Fm3m (Raumgruppen-Nr. 225) |
Farbe | hellgelb, olivgrün, grünlichbraun, grünlichgrau bis gelblichgrau |
Strichfarbe | weiß bis gelblich weiß |
Mohshärte | 1,5[1] bis 2,5[2] (Durchschnittlich 2) |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 6,474; berechnet: 6,477[3] |
Glanz | Diamantglanz, Harzglanz bis Wachsglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | uneben bis schwach muschelig |
Spaltbarkeit | fehlt |
Habitus | kubische und oktaedrische Kristalle; massige Aggregate; Krusten und Überzüge |
Häufige Kristallflächen | {111}, {011}[3] |
Zwillingsbildung | selten entlang {111} |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n = 2,253[4] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0, da isotrop |
Weitere Eigenschaften | |
Schmelzpunkt | 434 °C[2] |
Bromargyrit, auch als Bromit, Bromsilber[1], Bromspat oder Bromyrit bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Halogenide. Er kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung AgBr.
Bromargyrit ist durchsichtig bis durchscheinend und entwickelt kubische Kristalle von bis zu einem Zentimeter Größe mit diamantähnlichem Glanz auf den Oberflächen, die in parallelen Gruppen angeordnet sind. Häufig findet er sich auch in Form derber Massen oder wachs- bis hornartiger, krustiger Überzüge. Die Farbe des Minerals variiert zwischen Hellgelb und Olivgrün, oft mit bräunlichem, oder grauem Stich.
Besondere Eigenschaften
Unter Lichteinfluss verfärbt sich das Mineral durch die Bildung elementaren Silbers braun oder schwarz. An der Luft kann Bromargyrit einen starken Geruch nach "Arzneimitteln" verbreiten.[3]
Mit einer durchschnittlichen Mohshärte von 2 gehört Bromargyrit zu den weichen Mineralen, die sich ähnlich wie die Referenzminerale Gips oder Halit mit dem Fingernagel ritzen lassen. Im Gegensatz zu diesen eher spröden Mineralen ist Bromargyrit extrem plastisch verformbar und lässt sich mit dem Messer schneiden.[1]
Vor dem Lötrohr ist Bromargyrit leicht schmelzbar. In Säuren löst er sich kaum, in Ammoniak dagegen schon.[5]
Etymologie und Geschichte
Benannt wurde das Mineral nach seiner Zusammensetzung, den Elementen Brom und Silber (griechisch ἄργυρος [argyros] und lateinisch argentum).
Erstmals entdeckt wurde Bromargyrit durch Pierre Berthier bei Plateros im mexikanischen Bundesstaat Zacatecas.[5] Die dortigen Bergleute bezeichneten dieses Silbererz als Plata verde (deutsch: grünes Silber).
Wissenschaftlich beschrieben und benannt wurde das Mineral 1849 durch August Breithaupt (die Analyse erfolgte durch Carl Friedrich Plattner).[6]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bromargyrit zur allgemeinen Abteilung der „Einfachen Halogenide“, wo er zusammen mit Carobbiit, Chlorargyrit, Griceit, Halit, Sylvin und Villiaumit die „Halit-Reihe“ mit der System-Nr. III/A.01 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Bromargyrit in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Einfachen Halogenide ohne H2O“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis von Metall (M) zum jeweils mit diesem verbundenen Halogen (X), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : X = 1 : 1 und 2 : 3“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Chlorargyrit die „Chlorargyritgruppe“ mit der System-Nr. 3.AA.15 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bromargyrit in die Klasse/Abteilung der „Halogenide“ ein. Hier ist er zusammen mit Chlorargyrit und Embolit in der „Embolitgruppe“ mit der System-Nr. 09.01.04 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien und wasserhaltigen Halogenide mit der Formel AX“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Bromargyrit (AgBr) bildet eine lückenlose Mischreihe mit Chlorargyrit (AgCl), deren Zwischenglieder bzw. Mischkristalle als Bromchlorargyrit oder auch Embolit (Ag(Br,Cl)) bezeichnet werden.[2] Bor- und iodhaltiger Bromargyrit ist ebenfalls sehr verbreitet. Iodhaltiger Embolit wird auch als Jodobromit (Ag(Br,Cl,I)) bezeichnet.[1]
Bildung und Fundorte
Bromargyrit ist als Sekundärmineral vorwiegend in der Oxidationszone von Silberlagerstätten zu finden und bildet sich besonders unter ariden, das heißt trockenen Klimabedingungen. Neben gediegen Silber treten unter anderem noch Jodargyrit, Smithsonit und verschiedene Eisen-Mangan-Oxide als Begleitminerale auf.[3]
Als eher seltene Mineralbildung kann Bromargyrit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand: 2012) etwas mehr als 200 Fundorte.[4] Neben seiner Typlokalität Plateros trat das Mineral noch in vielen weiteren Gruben in Zacatecas und anderen Bundesstaaten Mexikos auf.
In Deutschland fand sich Bromargyrit unter anderem in den Gruben „Clara“ und „Fortuna“ bei Oberwolfach in Baden-Württemberg, bei Bad Ems und in der Grube „Schöne Aussicht“ bei Dernbach in Rheinland-Pfalz, im Mansfelder Becken in Sachsen-Anhalt und in der Grube „Sauberg“ bei Ehrenfriedersdorf im sächsischen Erzgebirge.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Bolivien, Chile, China, Frankreich, Italien, Marokko, Neuseeland, Russland, Spanien, Tschechien, Ungarn, auf den U.S. Virgin Islands und in den Vereinigten Staaten von Amerika.[7]
Kristallstruktur
Bromargyrit kristallisiert im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe Fm3m (Raumgruppen-Nr. 225) mit dem Gitterparameter a = 4,77 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[8]
Verwendung
Bromargyrit ist ein Erz zur Gewinnung von elementarem Silber.
Siehe auch
Literatur
- J. F. A. Breithaupt, C. F. Plattner: Bestimmung neuer Mineralien: Embolit oder Bromchlorsilber, in: Annalen der Physik und Chemie, Band 153 (1849), S. 134-135 (PDF 126,5 kB)
Weblinks
- Mineralienatlas:Bromargyrit
- Database-of-Raman-spectroscopy - Ergebnisliste von Analysen verschiedener Bromargyritproben
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 320.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 367.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Bromargyrite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 60,3 kB)
- ↑ 4,0 4,1 Mindat - Bromargyrite
- ↑ 5,0 5,1 archive.org: Handbuch der Mineralchemie von C. F. Rammelsberg, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1860, S. 196
- ↑ J. F. A. Breithaupt, C. F. Plattner: Bestimmung neuer Mineralien: Embolit oder Bromchlorsilber, in: Annalen der Physik und Chemie, Band 153 (1849), S. 134-135 (PDF 126,5 kB)
- ↑ Mindat - Fundorte für Bromargyrit
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 149.