Benedictus Figulus

Benedictus Figulus

Benedictus Figulus (dt. Benedikt Heffner, * 29. Dezember 1567 in Uttenhofen bei Schwäbisch Hall, nach 1619 verschollen) war ein deutscher Alchemist, Pfarrer, Dichter und Herausgeber. Er war ein bedeutender Vertreter des Paracelsismus im frühen 17. Jahrhundert.

Sein Name wird meist irrtümlich als Benedikt Töpfer rückübersetzt[1].

Leben

Benedikt Heffner (Figulus) wurde 1567 als ältester Sohn des Uttenhofener Pfarrers Andreas Heffner und seiner Frau Margarethe Seemann geboren[2]. Er kam 1571 mit seinem Vater nach Westheim und besuchte ab 1582 bis wenigstens 1588 die neu eröffnete ansbachische Fürstenschule im Kloster Heilsbronn[3]. Seine Studien setzte er an der Universität Wittenberg fort, wo er sich am 29. Dezember 1591 immatrikulierte[4]. Ab 1593 wirkte Figulus als Pfarrer in Lipprichhausen, musste allerdings 1601 wegen Ehebruchs mit seiner Magd von dort fliehen[5]. Von Paul Melissus zum Poeta laureatus gekrönt[6], veröffentlichte er in den Folgejahren einige Gelegenheitsgedichte und Psalmen-Versifikationen, die zumeist in Erfurt erschienen. Seit 1604 bekannte Figulus sich öffentlich als Anhänger des Paracelsus. Nach einigen Jahren unsteter Wanderschaft, die ihn bis nach Tirol und Kärnten führte, vorübergehend in Hagenau ansässig, gab er 1607–1609 in kürzester Zeit eine große Zahl alchemistischer Schriften heraus, u.a. Werke von Paracelsus und Alexander von Suchten. Figulus erfuhr immer wieder Schwierigkeiten wegen seiner unehelichen Lebensgemeinschaft[7] und war längere Zeit inhaftiert[8]. Nachdem er Ende 1617 „wegen allerhandt irriger meinungen“ aus Straßburg ausgewiesen werden sollte, ist er für die Forschung kaum noch greifbar. Das bislang letzte datierbare Lebenszeugnis ist eine Sammlung alchemistischer Rezepturen für einen Goldschmied in Buchsweiler aus dem Jahre 1619[9], entsprechend wird Figulus weiterhin im elsässischen Raum vermutet.

Nach dem Urteil Telles (s. Bibliographie) kann Figulus nicht als eigenständiger Autor gelten, er gehöre jedoch in eine Reihe mit den bedeutenden Herausgebern deutschsprachiger alchemistischer Literatur Joachim Tancke und Johann Thölde[10]. Figulus' vielfach reklamierte Zugehörigkeit zur Bewegung der Rosenkreuzer bedürfe allerdings erst noch eines stichhaltigen Beweises[11].

Werke (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Im Anschluß an Schmieders Geschichte der Alchemie, Halle 183, 349
  2. Taufbuch Uttenhofen
  3. Wilhelm Dannheimer, Die Heilsbronner Fürstenschüler von 1582–1631, in: ZbKG 28 (1959), 169, Nr. 552
  4. Album Academiae Vitebergensis, Ältere Reihe, II, Halle 1894, 387
  5. Georg Kuhr, Ritterschaftliches Pfarrerbuch Franken, Neustadt an der Aisch 1979, 127
  6. Telle, Figulus, Benedictus (s. Bibliographie), 440
  7. Telle, Benedictus Figulus (s. Bibliographie), 307
  8. Gilly, Haslmayr (s. Bibliographie), 98–99
  9. Gilly, Haslmayr (s. Bibliographie), 103; vgl. Paulus, Alchemie und Paracelsismus (s. Bibliographie), 353
  10. Telle, Benedictus Figulus (s. Bibliographie), 319–320
  11. Telle, Benedictus Figulus (s. Bibliographie), 324–326

Bibliographie

  • Joachim Telle, Benedictus Figulus. Zu Leben und Werk eines deutschen Paracelsisten, in: Medizinhistorisches Journal, 1987, Band 22, Nr. 4, 303–326
  • Julian Paulus, Alchemie und Paracelsismus um 1600. Siebzig Porträts, in: Joachim Telle (Hrsg.), Analecta Paracelsica, Stuttgart 1994, 352–354
  • Joachim Telle, Artikel Figulus, Benedictus, in: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.), Killy Literaturlexikon, Band 3, Berlin 2008, 440−441
  • Carlos Gilly, Adam Haslmayr, der erste Verkündiger der Manifeste der Rosenkreuzer, Amsterdam 1994, Kapitel V (93–105)