Bandstruktur
Die Bandstruktur beschreibt die Zustände von Elektronen und Löchern eines kristallinen Festkörpers im Impulsraum und damit die Beschaffenheit dessen elektronischer Struktur. Sie ist die Dispersionsrelation von Elektronen unter dem Einfluss des Festkörpergitterpotentials. Das Energiebändermodell eines Festkörpers ist im Wesentlichen die im Impulsraum dargestellte Bandstruktur.
Allgemeines
Freie Elektronen der Masse
Durch den Einfluss des periodischen Gitterpotentials können Elektronen in einem Festkörper nicht mehr als freie Teilchen angesehen werden. Im einfachsten Fall wird das durch die abweichende effektive Masse
Ein Energieband, wie beispielsweise das Leitungs- oder Valenzband, ergibt sich durch den Energiebereich, welchen die zugehörige
Die Bandstruktur zählt zu den zentralen Konzepten der Festkörperphysik. Viele grundlegende Eigenschaften eines Festkörpers können mit Hilfe der Bandstruktur verstanden werden, wie beispielsweise:
- elektrische Leitfähigkeit
- thermische Eigenschaften (Wärmekapazität und -leitfähigkeit)
- optische Eigenschaften (Absorptionsspektrum, Emissionsspektrum)
- Größen wie effektive Masse oder Zustandsdichte
Bandübergänge
Interbandübergang
Die Übergänge erfolgen von einem Band zu einem anderen, daher nennt man sie Interbandübergänge. Das Ereignis, das einen Interbandübergang auslöst, also die Absorption eines Photons ggf. plus der eines Phonons, nennt man auch Interbandanregung.
Direkter Bandübergang
Darunter versteht man Übergänge, die ohne Änderung des Impulsvektors
Indirekter Bandübergang
Bei diesen Übergängen ändert sich zusätzlich der Impulsvektor
Bei Halbleitern spricht man je nach dieser Natur ihrer Fundamentalabsorption von direkten oder indirekten Halbleitern.
Intrabandübergang
Es sind auch Übergänge innerhalb eines Bands möglich, sie werden entsprechend Intrabandübergänge genannt. Dabei ändert sich immer der Impulsvektor
Darstellungsarten
Trägt man in einem Diagramm die Energie der Elektronen über deren Wellenvektor auf, so erhält man bezüglich eines Wellenvektors (entspricht dem Impuls) abwechselnd erlaubte Energiebereiche (Energiebänder) und verbotene Energiebereiche (Energie- oder Bandlücken). Ebenso können Überlappungen von Energiebändern auftreten (z. B. bei mehrwertigen Metallen).
Reduziertes Zonenschema von Silicium, verbotener Bereich grau. |
Es gibt drei Varianten derartiger Bandstrukturdiagramme (auch als Zonenschemen oder Energie-Wellenvektor-Diagramme bezeichnet):
- Erweitertes Zonenschema: Darstellung der verschiedenen Bänder in verschiedenen Zonen
- Reduziertes Zonenschema: Darstellung aller Bänder in der 1. Brillouin-Zone
- Periodisches Zonenschema: Darstellung aller Bänder in jeder Zone
Bandstrukturen realer Festkörper
Bandstrukturen realer Kristalle können sehr komplex sein (Beispiel: GaAs und AlAs [1]). Üblicherweise stellt man die Dispersionsrelation in einem eindimensionalen Schema dar, wobei die Verbindungslinien zwischen verschiedenen charakteristischen Punkten der Brillouin-Zone einfach aneinander gehängt werden.
In jedem realen Kristall gibt es im Energiebereich der Bandlücke zusätzliche lokalisierte Zustände, die von Verunreinigungen, Gitterfehlern oder Oberflächeneffekten herrühren. Diese Zustände können systematisch erzeugt und für Anwendungen genutzt werden, z. B. beim Dotieren von Halbleitern oder in Farbzentren.
Literatur
- Ch. Kittel: Einführung in die Festkörperphysik. 14. Auflage. R. Oldenbourg Verlag, München 2005, ISBN 3-486-57723-9
- Gerhard Fasching: Werkstoffe für die Elektrotechnik. Mikrophysik, Struktur, Eigenschaften. 4. Auflage. Springer, Wien, ISBN 3211221336.
Weblinks