Argyrodit
Argyrodit | |
Teils kristallines, teils massiges, hellglänzendes Argyrodit-Aggregat aus Colquechaca, Chayanta, Potosí , Bolivien | |
Chemische Formel |
Ag8GeS6 |
Mineralklasse | Sulfide und Sulfosalze 2.BA.70 (8. Auflage: II/B.08) nach Strunz 02.05.06.01 nach Dana |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | orthorhombisch-pyramidal mm2 [1] |
Farbe | stahlgrau, schwarz anlaufend |
Strichfarbe | grauschwarz |
Mohshärte | 2,5 bis 3 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 6,29 ; berechnet: 6,32 |
Glanz | Metallglanz |
Transparenz | undurchsichtig |
Bruch | uneben bis schwach muschelig |
Spaltbarkeit | spröde |
Habitus | pseudo-oktaedrisch, -dodekaedrisch, -kubisch oder Kombinationen dieser Formen; radialstrahlige, nierige, massige Aggregate, Krusten |
Zwillingsbildung | Pseudospinellgesetz {111} |
Argyrodit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ag8GeS6 und entwickelt bis zu 18 cm große Kristalle mit pseudo-oktaedrischem, -dodekaedrischem, -kubischem Habitus oder Kombinationen dieser Formen. Auch in radialstrahligen, nierigen oder massige Mineral-Aggregaten sowie krustigen Überzügen kann er auftreten.
Argyrodit bildet mit Canfieldit (Ag8SnS6) eine Mischkristallreihe.
Besondere Eigenschaften
Argyrodit enthält etwa 74 % Silber, 6,0 % Germanium, 17 % Schwefel, sowie Beimengungen von Eisen (0,7 %), Zink (0,2 %) und Spuren von Quecksilber.
In frischem Zustand zeigt sich Argyrodit in stahlgrauer Farbe mit rötlichem bis violettem Schimmer und metallischem Glanz. Allerdings laufen die Kristallflächen nach einiger Zeit schwarz an.
Beim Erhitzen im einseitig geschlossenen Glasrohr liefert es ein glänzendschwarzes Sublimat, in der offenen Glasröhre dagegen schweflige Säure: auf Kohle endlich schmilzt es zur Kugel, die weiße und citrongelbe Beschläge liefert und zuletzt ein Silberkorn zurücklässt.
Etymologie und Geschichte
Benannt wurde Argyrodit nach dem griechischen Wort άργνρώδης (= Silber enthaltend) in Anlehnung an seinen hohen Silbergehalt. Das Mineral wurde 1886 von Albin Weisbach (1833–1901) auf der Himmelsfürst-Fundgrube unweit Freiberg entdeckt und beschrieben.[2].
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Argyrodit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur > 1:1“, wo er zusammen mit Canfieldit und Putzit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Argyrodit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Kupfer (Cu), Silber (Ag) und/oder Gold (Au)“ zu finden ist, wo es nach wie vor zusammen mit Canfieldit und Putzit die unbenannte Gruppe 2.BA.35 bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Argyrodit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“. Hier ist er Namensgeber der „Argyroditgruppe“ mit der System-Nr. 02.05.06 und dem weiteren Mitglied innerhalb der Unterabteilung „[[Systematik der Minerale nach Dana/#|]]“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Argyrodit setzt sich bei relativ niedrigen Temperaturen aus hydrothermalen Lösungen vorwiegend in Lagerstätten mit unedlen Metallen ab. Begleitet wird es unter anderem von Chalkopyrit, Galenit, Pyrit, Siderit, Sphalerit, Stephanit und verschiedenen Silber-Sulfosalzen.
Weltweit konnte Argyrodit an rund 50 Fundorten nachgewiesen werden.[3] Als weiterer Fundort in Deutschland ist neben seiner Typlokalität Himmelsfürst noch die ebenfalls bei Brand-Erbisdorf gelegene „Vereinigt Feld Mine“ sowie die „Beschert Glück Mine“ bei Zug (Freiberg) in Sachsen und der Hornbühl bei Waldkirch in Baden-Württemberg bekannt.
Weitere Fundorte sind unter anderem in Jujuy und La Rioja in Argentinien, New South Wales in Australien, Oruro und Potosí in Bolivien, die Provinzen Fujian- und Hubei in China, Auvergne, Limousin und Provence-Alpes-Côte d’Azur in Frankreich, das County Tipperary in Irland, Hokkaidō und Honshū in Japan, Souss-Massa-Draâ in Marokko, Guanajuato in Mexiko, die Nordinsel von Neuseeland, Alba in Rumänien, der Föderationskreis Ferner Osten in Russland, Prešov in der Slowakei, Castile-La Mancha in Spanien, Värmland in Schweden, sowie Alaska, Colorado, Nevada und Utah in den USA.
Kristallstruktur
Argyrodit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pna21 mit den Gitterparametern a = 15,15 Å; b = 7,48 Å und c = 10,59 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Argyrodite (englisch)
- ↑ MinDat - Argyrodite (engl.)
- ↑ Mindat - Argyrodite (englisch)
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 67.
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 25.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 423.
Weblinks
- Mineralienatlas:Argyrodit (Wiki)
- Handbook of Mineralogy - Argyrodite (englisch, PDF 61 kB)
- tw.strahlen.org - Die Entdeckung von Argyrodit