Analyse
Eine Analyse ist eine systematische Untersuchung, bei der das untersuchte Objekt oder Subjekt in seine Bestandteile zerlegt wird und diese anschließend geordnet, untersucht und ausgewertet werden. Dabei dürfen die Vernetzung der einzelnen Elemente und deren Integration nicht außer Acht gelassen werden.
Etymologie
Analyse stammt vom griechischen ανάλυση analyse und vom altgriechischen Verb αναλύσειν analysein „auflösen“. Das wurzelverwandte Analysis hingegen entstammt einer älteren, gelehrteren griechischen Wortform (ανάλυσις) und wird spezifisch für die mathematische Lehre der Differential- und Integralrechnung verwendet – im heutigen Griechisch hingegen sagt man zu allen Bedeutungen ανάλυση „Analyse“.
Das Gegenteil der Analyse – unter dem Aspekt des „Auflösens in Einzelbestandteile" – ist die Synthese („Zusammensetzen“).
Grundlagen
Je nach Wissenschaftszweig werden für Analysen verschiedene Methoden benutzt.
Naturwissenschaften
In der Analytischen Chemie geht es darum, die Einzelbestandteile von zusammengesetzten Stoffen oder Lösungen, welche als Analysenprobe bezeichnet werden, mit chemischen und physikalischen Methoden zu ermitteln. Dabei wird zwischen qualitativer („Welche Stoffe sind vorhanden?“) und quantitativer Analyse („Wie viel eines bestimmten Stoffes ist vorhanden?“) unterschieden. In der biochemischen Analyse werden Kombinationen von chemischen, physikalischen und biologischen Methoden angewendet wie z. B. bei Immunoassays mithilfe von Antikörpern und/oder Enzymen oder bei der DNA-Sequenzanalyse mit vorangehender Probenamplifikation durch PCR.
Ein weiterer Aspekt des Analysebegriffes ist die Strukturaufklärung einer unbekannten Verbindung in der Anorganischen Chemie oder der Organischen Chemie. Von Strukturaufklärung spricht man, wenn die Struktur der Verbindung zum ersten Mal oder ohne Vergleichsdaten aufgefunden werden muss, von Identifizierung, wenn es Referenzmaterial gibt, wenn es also nur darum geht, die Identität der chemischen Verbindung einer Probe mit einer bereits bekannten Verbindung festzustellen. Hilfsmittel bei der Strukturaufklärung sind vor allem Chemische Analyse (Elementarzusammensetzung), 1H-NMR-Spektroskopie, 13C-NMR-Spektroskopie, Massenspektrometrie, IR-Spektroskopie, eventuell auch UV-VIS-Spektroskopie. Auch Aufbaureaktionen, Abbaureaktionen oder Derivatisierungsreaktionen können zur Anwendung kommen. Strukturbeweis ist oder war in solchen Fällen zum Beispiel die Synthese der vermuteten Verbindung mit Hilfe bekannter, definierter Reaktionstechniken. Zur Identifizierung dienen ebenfalls Spektrenvergleiche (aus der Literatur oder mit Hilfe von Datenbanken); hinzu kommen Vergleiche mit Hilfe chromatografischer Verfahren, mit Hilfe von Brechzahlen, Siedepunkten, Schmelzpunkten und Mischschmelzpunkten.
Geisteswissenschaften
In Geisteswissenschaften ist die Analyse eines Sachverhalts in allen Untersuchungen und Studien ähnlich ausgerichtet. In allen Wissenschaften, die sich mit Kunst und kulturellen Leistungen beschäftigen, insbesondere der Kunsttheorie, ist die Analyse die Untersuchung der formalen Aspekte der Informationsquelle und der erste Schritt zu einer Interpretation eines Werkes.
Immanuel Kant (1724–1804) unterschied zwischen analytischen und synthetischen Urteilen. Die analytischen Urteile nannte er Erläuterungsurteile, die synthetischen Erweiterungsurteile (KrV B 11). Analytische Urteile setzen nach seiner Kritik der reinen Vernunft synthetische voraus, „denn wo der Verstand vorher nichts gefunden hat, da kann er auch nichts auflösen“, d. h. analysieren (KrV B 130).
Methoden der Analyse
Die meisten Wissenschaftszweige (z. B. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Ingenieurswissenschaften, usw.) verwenden für Analysen bestimmte statistische Werkzeuge. Die Datenanalyse entspricht dabei der Phase der Auswertung und anschließenden Interpretation der gesammelten Daten. Das Ziel einer solchen Analyse ist meist die Feststellung eines Ist-Zustandes oder die Erforschung der Ursachen dieses Ist-Zustandes. Die Analysephase ist meist nur ein unweigerlich nötiger Schritt, um bestehende Probleme zu lösen oder eine Situation zu verbessern. Diese Methode hat auch ihre Grenzen.
Weblinks
- Eintrag In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy