Aikinit
Aikinit | |
Aikinit (stahlgraue Kristallnadeln) aus Beresowsk im Ural | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
Cu(PbBi)S3 [1] |
Mineralklasse | Sulfide und Sulfosalze 2.HB.05 (8. Auflage: II/E.30) nach Strunz 03.04.05.01 nach Dana |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | Pbnm (Raumgruppen-Nr. 62) |
Farbe | bleigrau, rotbraun bis schwarz, selten weiß bis cremefarben |
Strichfarbe | grauschwarz |
Mohshärte | 2 bis 2,5 [2] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 7,07 ; berechnet: 7,255 [2] |
Glanz | Metallglanz |
Transparenz | undurchsichtig |
Bruch | uneben |
Spaltbarkeit | undeutlich nach {010} |
Habitus | prismatische, nadelige, gestreifte Kristalle; radialstrahlige, massige Aggregate |
Aikinit, unter anderem auch unter seiner bergmännischen Bezeichnung Nadelerz bekannt, ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu(PbBi)S3 [1] und bildet metallisch glänzende, prismatische bis nadelige und parallel [001] gestreifte Kristalle, aber auch radialstrahlige und massige Mineral-Aggregate von meist bleigrauer, rötlichbrauner oder schwarzer Farbe bei grauschwarzer Strichfarbe. Selten können auch weiße bis cremefarbene Aikinite gefunden werden.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Aikinit im „Berjosowski-Goldbergwerk“ in Russland und beschrieben 1843 durch Edward John Chapman (1821-1904), der das Mineral zu Ehren des Autors des zu der Zeit bekannten und populären Werkes „A Manual of Mineralogy“, Arthur Aikin (1773-1854), nach diesem benannte, wobei allerdings in seiner Erstbeschreibung zunächst die Bezeichnung Aikenit auftaucht.[3][4]
Das Mineral taucht allerdings in verschiedenen Quellen unter verschiedenen Synonymen auf. So erhielt es die bergmännische Bezeichnung Nadelerz aufgrund seiner häufig vorkommenden, nadelförmigen Kristallausbildung. Diese wurde ins englische Acicular ore übernommen und daraus auch die Bezeichnung Aciculit abgeleitet.
In dem von Gustav Adolf Kenngott überarbeiten „Mohs'schen Mineralsystem“ von 1853 wird es nach Haidinger als Patrinit (auch prismatoidischer Wismuthglanz und Nadelerz) mit der Formel 3Pb, Cu2S, Bi2S3 geführt.[5]
Unter anderem im „A Catalogue of Minerals and Synonyms“ von T. Egleston (1892) taucht als Synonym für den Aikinit zudem die auf Ernst Friedrich Glocker zurückgeführte Bezeichnung Belonite auf.[6]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Aikinit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Sulfosalze“, wo er zusammen mit Emilit, Friedrichit, Gladit, Hammarit, Krupkait, Lindströmit, Paarit, Pekoit, Salzburgit und Soucekit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Aikinit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ (Sulfide, Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide, Sulfarsenite, Sulfantimonite, Sulfbismuthite), dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Sulfosalze mit SnS als Vorbild“ ein. Diese ist allerdings noch weiter unterteilt nach den beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Cu, Ag, Fe, Sn und Pb“ zu finden ist, wo es zusammen mit Berryit, Emilit, Friedrichit, Gladit, Hammarit, Jaskólskiit, Krupkait, Lindströmit, Meneghinit, Paarit, Pekoit und Salzburgit die „Meneghinit-Reihe“ mit der System-Nr. 2.HB.05 bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aikinit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist Namensgeber der „Aikinitgruppe (Orthorhombisch, enthält Pb, Cu, Bi, und S)“ mit der System-Nr. 03.04.05 und den weiteren Mitgliedern Krupkait, Gladit, Hammarit, Friedrichit, Pekoit, Lindströmit und Salzburgit innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Aikinit bildet sich hydrothermal in Erz-gängen. Begleitminerale sind unter anderem mit Bismuthinit, Chalkopyrit, Enargit, Galenit, Gold, Pyrit, Quarz und Tennantit.
Weltweit konnte Aikinit bisher (Stand: 2011) an rund 200 Fundorten nachgewiesen werden.[7] Erwähnenswert aufgrund seiner besonderen Mineralfunde sind vor allem Djida in der russischen Republik Burjatien, wo die bisher größten Aikinitkristalle mit einer Länge von bis zu einem Meter zutage traten[8] sowie die ebenfalls in Russland liegende Typlokalität Berjosowski (Swerdlowsk), wo bis zu 3 cm lange Kristalle gefunden wurden. Aus der „Outlaw Mine“ im Nye County (Nevada) konnten körnige Aggregate mit einem Durchmesser von bis zu 5 cm geborgen werden.
In Deutschland konnte das Mineral in mehreren Gegenden des Schwarzwaldes (Baden-Württemberg), des Odenwaldes (Hessen), bei Bad Lauterberg im Harz (Niedersachsen), in der Grube Brüderbund in Siegen-Eiserfeld (Nordrhein-Westfalen), in der „Grube Grüneau“ (Grüne Au, Grünau) bei Schutzbach (Rheinland-Pfalz) sowie im Erzgebirge (Sachsen) gefunden werden.
In Österreich fand sich Aikinit unter anderem am Großfragant (Kärnten), in den Hohen Tauern (Salzburg) und im Montafon (Vorarlberg). In der Schweiz konnte das Mineral bisher nur im Val Curnera (Graubünden) und an einigen Tälern des Kanton Wallis gefunden werden.
Weitere Fundorte sind unter anderem Argentinien, Australien, Bolivien, Bulgarien, China, Frankreich, Griechenland, Grönland, Iran, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Mexiko, Neuseeland, Nigeria, Norwegen, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Serbien, Slowakei, Südafrika, Tadschikistan, Tschechien, die Türkei, das Vereinigte Königreich (Großbritannien), die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).
Kristallstruktur
Aikinit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbnm (Raumgruppen-Nr. 62) mit den Gitterparametern a = 11,32 Å; b = 11,64 Å und c = 4,04 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 130.
- ↑ 2,0 2,1 Handbook of Mineralogy - Aikinite (englisch, PDF 63 kB)
- ↑ Edward J. Chapman: Practical Mineralogy; or, a compendium of the distinguishing characters of Minerals (englisch, PDF 103 kB; S. 2: AIKENITE)
- ↑ Mineralogical Records - CHAPMAN, Edward John
- ↑ Das Mohs'sche Mineralsystem dem gegenwärtigen Standpunkte gemäss, bearbeitet von Dr Adolf Kenngott, Wien 1853 (PDF 783 kB; S. 4)
- ↑ archive.org - A Catalogue of Minerals and Synonyms (S. 4)
- ↑ Mindat - Localities for Aikinite
- ↑ Mineralienatlas:MineralRekorde
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Lehrbuch der Mineralogie (16. Aufl.), Ferdinand Enke Verlag (1978), ISBN 3-432-82986-8
Weblinks
- Mineralienatlas:Aikinit (Wiki)
- Webmineral - Aikinite (engl.)
- MinDat - Aikinite (engl.)