Abhurit
Abhurit | |
Bräunliche tafelige Abhurit-Kristalle vom Schiffswrack "Hydra", Südküste von Norwegen (Bildbreite 5 mm) | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
Sn21O6(OH)14Cl16[1] |
Mineralklasse | Halogenide 3.DA.30 (8. Auflage: III/D.05) nach Strunz 10.05.09.01 nach Dana |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | trigonal-trapezoedrisch 32[2] |
Farbe | Farblos |
Strichfarbe | Weiß |
Mohshärte | 2 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,42 (synthetisch) ; berechnet: 4,417[3] |
Glanz | |
Transparenz | durchsichtig |
Bruch | |
Spaltbarkeit | |
Habitus | |
Zwillingsbildung | nach {001} |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nω = 2,060 nε = 2,110[4] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,050[4] ; einachsig positiv |
Abhurit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Halogenide“. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Sn21O6(OH)14Cl16[1], entspricht also chemisch gesehen einem basischen Zinnchlorid.
Abhurit entwickelt meistens blasenförmige Ausblühungen. Die bisher größten gefundenen, farblosen und durchsichtigen Kristalle hatten die Form kleiner, sechseckiger Plättchen von etwa 2 mm Größe.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Abhurit 1983 in einem etwa hundert Jahre alten Schiffswrack in der Bucht „Sharm Abhur“ etwa 30 km nördlich von Dschidda (englisch Jiddah) am Roten Meer in Saudi-Arabien. Dort bildete sich das Mineral durch die Korrosion der gesunkenen Zinn-Barren.[5]
Analysiert und beschrieben wurde Abhurit durch John J. Matzko, Howard T. Evans jr., Mary E. Mrose, Philip Aruscavage, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten und ihre Ergebnisse zur Prüfung des Mineralstatus bei der International Mineralogical Association (IMA) einreichten (Register-Nr. IMA 1983-061). Diese erkannte den Mineralstatus und den gewählten Namen noch im selben Jahr an, was allerdings nicht mehr den seit 1998 geltenden Regeln der IMA entspricht, wonach Material anthropogenen Ursprungs (durch Menschen entstandene, verursachte, hergestellte oder beeinflusste Stoffe) wie beispielsweise korrodierte menschliche Artefakte nicht als Mineral akzeptiert wird.[6].
Referenzproben befindet sich im Royal Ontario Museum, Toronto/Kanada und dem National Museum of Natural History, Washington, D.C./USA.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Abhurit zur Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung der „Oxihalogenide“, wo er das einziges Mitglied der eigenständigen Gruppe III/D.05 war.
Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Abhurit ebenfalls in die Klasse der „Halogenide“, dort allerdings in die neu definierte Abteilung der „Oxihalogenide, Hydroxyhalogenide und verwandte Doppel-Halogenide“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Cu, etc., ohne Pb“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3.DA.30 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Abhurit in die Klasse der „Halogenide“ und dort in die Abteilung der „“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 10.05.09 innerhalb der Unterabteilung „Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide mit der Formel Am(O,OH)pXq“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Abhurit bildet sich als blasenförmige Ausblühungen auf der Oberfläche von Zinn unter Einfluss von Meerwasser. Begleitminerale sind unter anderem Romarchit, Hydroromarchit, Kutnohorit und Aragonit[3].
Als sehr seltene Mineralbildung konnte Abhurit bisher (Stand: 2011) nur in wenigen Proben an weniger als 10 Fundorten nachgewiesen werden.[7] Neben seiner Typlokalität Sharm Abhur in Saudi-Arabien sind dies noch ein nicht näher bestimmter Fundort bei Port Royal auf Jamaika sowie Schiffswracks bei Hidra/Flekkefjord in Norwegen, St Ives (England) und Anglesey (Wales) im Vereinigten Königreich und San Jose (Monroe County) und Beaufort in den Vereinigten Staaten.[4]
Kristallstruktur
Abhurit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R32 (Raumgruppen-Nr. 155) mit den Gitterparametern a = 10,02 Å und c = 44,01 Å sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 172.
- ↑ Webmineral - Abhurite (englisch)
- ↑ 3,0 3,1 Handbook of Mineralogy - Abhurite (englisch, PDF 67,6 kB)
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Mindat - Abhurite (englisch)
- ↑ Mineralienatlas - Fundortbeschreibung von Sharm Abhur
- ↑ Ernest H. Nickel, Joel D. Grice: THE IMA COMMISSION ON NEW MINERALS AND MINERAL NAMES: PROCEDURES AND GUIDELINES ON MINERAL NOMENCLATURE, 1998, in: The Canadian Mineralogist, Vol. 36, 1998 (englisch, PDF 328 kB; S. 2)
- ↑ Mindat - Anzahl der Fundorte für Abhurit
Literatur
- John J. Matzko, Howard T. Evans jr., Mary E. Mrose, Philip Aruscavage (1985): Abhurite, a new tin hydroxychloride mineral, and a comparative study with a synthetic basic tin chloride, in: The Canadian Mineralogist, Vol. 23, S. 233-240 (PDF)
- H. G. Von Schnering, R. Nesper, H. Pelshenke (1981): Sn21Cl16(OH)14O6, das sogenannte basische Zinn(II)-chlorid, in: Zeitschrift für Naturforschung 36b, S. 1551-1560
- R. Edwards, R. D. Gillard, P. A. Williams (1992): The stabilities of secondary tin minerals: abhurite and its relationships to Sn(II) and Sn(IV) oxides and oxyhydroxides, in: Mineralogical Magazine 56, S. 221-226
- Stacie E. Dunkle, James R. Craig, J. Donald Rimstidt, Wayne R. Lusardi (2003): Romarchite, Hydroromarchite and Abhurite formed during the corrosion of Pewter Artifacts from the Queen Anne’s Revenge, in: The Canadian Mineralogist, Band 41, S. 659-669 (PDF 675,7 kB)
Weblinks
- Mineralienatlas:Abhurit (Wiki)