Sepiolith

Sepiolith

Sepiolith
Mineraly.sk - sepiolit.jpg
Sepiolith aus Východná, Slowakei
Chemische Formel

Mg8[(OH)2|Si6O15]2 • (4+8)H2O[1]

Mineralklasse Silikate und Germanate
9.EE.25 (8. Auflage: VIII/H.33) nach Strunz
74.03.01b.01 nach Dana
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin orthorhombisch-dipyramidal $ 2/m\ 2/m\ 2/m $ [2]
Farbe weiß, grauweiß, gelblichweiß
Strichfarbe weiß
Mohshärte 2 bis 2,5 [3]
Dichte (g/cm3) gemessen: > 2 (trockene, poröse Massen schwimmen auf Wasser)
berechnet: 2,26
Glanz matter Fettglanz
Transparenz undurchsichtig bis schwach durchscheinend
Bruch uneben
Spaltbarkeit n.d.
Habitus erdige, massige, selten auch feinfaserige Aggregate
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,520 ; nβ = 1,520 ; nγ = 1,530 [4]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,010 [4] ; zweiachsig negativ
Optischer Achsenwinkel 2V = 20° bis 70°
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale Alabaster

Das Mineral Sepiolith (Meerschaum) ist ein eher selten vorkommendes Schichtsilikat mit der chemischen Zusammensetzung Mg8[(OH)2|Si6O15]2 • (4+8)H2O[1]. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und wurde bisher nur in Form erdiger oder massiger, knolliger selten auch feinfaseriger Mineral-Aggregate von weißer, grauweißer oder gelblichweißer Farbe gefunden.

Nicht mit dem Mineral zu verwechseln ist die Pflanze Seemoos, die auch als Meerschaum bezeichnet wird.

Besondere Eigenschaften

Sepiolith hat theoretisch, berechnet nach der möglichen Packungsdichte der Elementarzelle, eine Dichte von 2,26 g/cm³. Das Mineral ist allerdings oft sehr porös, enthält also ähnlich wie Bims viel Luft, was seine Dichte soweit verringern kann, dass es schwimmfähig wird.

Vor dem Trocknen ist die Meerschaumknolle wachsweich und fühlt sich fettig an. Durch die Berührung mit Wasser schäumt sie wie Seife und wurde deshalb schon von den Griechen für Reinigungszwecke verwendet. Zur Pfeifenherstellung eignet sich diese Knolle ausgezeichnet, da sie leicht zu bearbeiten und wegen der porösen Struktur sehr saugfähig ist. Das Mundstück wird allerdings aus anderen Materialien gefertigt, da die Zunge an Sepiolith kleben bleiben würde.

Etymologie und Geschichte

Die alte Bezeichnung „Meerschaum“ hat entgegen einem weitverbreiteten Irrglauben nichts mit Gischt zu tun. Der Name des weißlichen, manchmal auch gelblich bis gräulich getönten Minerals ist weder auf das Meer, noch auf den Schaum zurückzuführen. Die Bezeichnung Meerschaum leitet sich aus der levantinischen Handelsbezeichnung Mertscavon ab. Die österreichischen Händler, die seinerzeit den Meerschaummarkt kontrollierten, verdeutschten das unaussprechliche Wort.

Die erdgeschichtliche Herkunft des Meerschaums ist nicht restlos geklärt. Es handelt sich um ein Magnesiumsilikat, zusammengesetzt aus 63,3 % Kieselerde, 27,4 % Bittererde und 9,3 % Wasser.

Ernst Friedrich Glocker wies 1847 nach, dass Meerschaum aus Ablagerungen fossiler Muscheln und Fischknorpeln entstanden sei und gab ihm den Namen Sepiolith. Diese Bezeichnung leitet sich vom griechischen Wort sepion (= Tintenfisch) ab, da das Mineral dem Schulp (Rücken„knochen“) desselbigen ähnelt. Dessen Struktur gleicht aber auch der des Meerschaums.

Türkische Mineralogen hingegen vertreten folgende Theorie: der Fluss Sakarija hat mehrmals sein Bett gewechselt, und unweit des heutigen Dorfes Killtischik hemmte magnesiumhaltiges Gestein seinen Lauf. Dieses Hindernis wurde im Laufe der Jahrtausende abgetragen und verband sich im Flussbett mit Kalkschlamm. Diese Sinkstoffe lagerten sich an Stellen mit träger Strömung allmählich ab. Spätere Erdrutsche überlagerten diesen Mineralschlamm und härteten ihn in Jahrmillionen, wodurch der Meerschaum seine heutige Konsistenz erhielt. Nahe der Stadt Eskişehir, zwischen Istanbul und Ankara, wird der Meerschaum in Knollenform bergmännisch abgebaut.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört der Sepiolith zur allgemeinen Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“. Mit der Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage wurde auch diese Abteilung präziser unterteilt nach der Struktur der Verbindung und das Mineral steht jetzt entsprechend in der Unterabteilung der „Einfachen tetraedrischen Netze aus sechsfach-Ringen, verbunden über oktaedrische Netze oder Bänder“.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Sepiolith in die Abteilung der „Schichtsilikate: modulierte Lagen mit verbundenen Streifen“ und dort zusammen mit Falcondoit und Loughlinit in die „Palygorskit-Sepiolithgruppe (Sepiolith-Untergruppe)“.

Bildung und Fundorte

Sepiolith bildet sich hydrothermal durch Umwandlung von Serpentinit. Begleitminerale sind unter anderem Dolomit, Loughlinit, Magnesit, Montmorillonit, Opal, Palygorskit und Serpentinit.

Wichtigster Fundort ist die Türkei/Eskişehir hier vor allem bei dem Dorf Sepetci (Anatolien).

Eine weitere Lagerstätte von Sepiolith befindet sich in Tansania. Dieser ist als Amboseli-Meerschaum bekannt und einige Millionen Jahre jünger als sein türkischer Verwandter. Amboseli-Meerschaum ist schwerer und meist gröber strukturiert und hat eine graue Tönung.

Weltweit konnte das Mineral bisher (Stand: 2009)[5] an knapp 150 Fundorten nachgewiesen, unter anderem in Australien, China, Deutschland, der Dominikanischen Republik, Frankreich, Griechenland, Grönland, Israel, Italien, Japan, Kanada, Kenia, Kolumbien, Madagaskar, Malaysia, Mexiko, Marokko, Norwegen, Österreich, Polen, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechien, Ungarn, Venezuela, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).


Kristallstruktur

Sepiolith kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pncn (Raumgruppen-Nr. 52) mit den Gitterparametern a = 13,405 Å; b = 27,016 Å und c = 5,2750 Å[6] sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle[2].

Verwendung

Der Pfeifenkopf besteht aus Meerschaum

Sepiolith wird vor allem zur Herstellung von Meerschaumpfeifen abgebaut. Es dient aber auch zur Herstellung von Schmuckstücken wie Armbändern, Halsketten und anderem.

Früher war Wien die Metropole der Meerschaumpfeifenerzeugung, bekannte Hersteller sind Andreas Bauer, Leopold Weiss und Strambach.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Türkei haben dazu geführt, dass Meerschaum nicht mehr als Rohmaterial exportiert werden darf. Er muss in türkischen Werkstätten zu Pfeifen oder Schmuck verarbeitet werden. Nur sogenannte Halbfabrikate dürfen das Land verlassen, um in anderen Ländern mit einem Mundstück versehen und poliert zu werden.

Aus gemahlenem Meerschaum (meist aus Fehlproduktion oder Resten), Kalk und Bindemittel werden Pressmeerschaumpfeifen (Massa-Meerschaum oder auch Wiener-Meerschaum genannt) hergestellt. Kleine Meerschaumstücke werden auch statt der verbreiteteren Aktivkohle für die Herstellung von Pfeifenfiltern verwendet. Aufgrund seiner porösen Struktur nimmt es zudem Flüssigkeiten sehr gut auf und wird deshalb auch als Katzenstreu verwendet.

Siehe auch

Liste der Minerale

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 682.
  2. 2,0 2,1 http://webmineral.com/data/Sepiolite.shtml Webmineral - Sepiolite] (englisch)
  3. Mineraldatenblatt - Sepiolite (englisch,
  4. 4,0 4,1 Mindat - Sepiolite (englisch)
  5. Mindat - Localities for Sepiolite
  6. American Mineralogist Crystal Structure Database - Sepiolite (englisch, 2007)

Literatur

  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 765.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 260.
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3, S. 248.

Weblinks

Commons: Sepiolite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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