Rot (Haarfarbe)

Rot (Haarfarbe)

Rote Haare

Rot ist eine Haarfarbe, die von tiefem Mahagonirot bis zu heller Kupferfarbe variiert. Nur etwa ein bis zwei Prozent der Weltbevölkerung haben naturrote Haare. Ursache ist eine Variation auf dem Chromosom 16, die zu einer Veränderung des Proteins MC1R führt: Anstatt des dunklen Melanins befindet sich Phäomelanin in Haut, Haaren und Augen, was zudem zu einer empfindlicheren hellen Haut und vermehrt Sommersprossen führt.

Verbreitung

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Nur etwa zwei Prozent der Deutschen (circa 1,64 Millionen) besitzen eine natürliche Rotfärbung der Haare, in den USA und England vier Prozent. Die meisten Rothaarigen gibt es heute nicht, wie häufig angenommen, in Irland, sondern in Schottland, nämlich bis zu vierzehn Prozent. Rothaarige kommen angeblich in allen Teilen der Welt vor, aber in geringen Teilen, so zu 0,03 Prozent in Papua-Neuguinea.

Gustave Courbet: La Belle Irlandaise, 1865

Die meisten Rothaarigen gibt es in Nordeuropa, darunter Schottland mit 13 Prozent Anteil (etwa 660.000 Menschen im Jahr 2005), Irland mit 420.000 Menschen und Wales mit circa 290.000 Menschen. In England liegt der prozentuale Anteil der Rothaarigen hoch in den Grafschaften Cornwall, Nottinghamshire und South Yorkshire sowie im hohen Norden an der Grenze zu Schottland. Viele Menschen mit roten Haaren in Europa finden sich außerhalb Nordeuropas auch in den Niederlanden, Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Schweiz, Spanien, Portugal, Russland, im Baltikum und in Südosteuropa. Das Verbreitungsgebiet der Rothaarigen passt gut zu den ehemaligen Völkerbewegungen der Kelten und Pikten (vermutlich teils Rothaarige), die von den Römern auf den Britischen Inseln westwärts nach zum Beispiel Irland und nordwärts nach Schottland vertrieben wurden. Ebenso siedelten Wikinger, bei denen die rote Haarfarbe ebenfalls vorkam, im Norden Schottlands.

6–18 Millionen Menschen der USA haben ebenfalls rotes Haar, ebenso circa 620.000 bis zu 1.030.000 Australier, weil viele der dortigen Menschen Vorfahren von den Britischen Inseln haben. Wegen der europäischen Abstammung findet man Rothaarige auch in Kanada, auf Neuseeland und in Südafrika.

Außerdem finden sich Menschen mit meist dunkler roter Haarfarbe im Norden Indiens, in nördlichen Teilen des Nahen Ostens, sowie in Pakistan. In Marokko und Algerien finden sich rote Haare gelegentlich bei den Berbern. Sehr selten sind Rothaarige in Japan und im Südpazifik.

Genetik

Das sogenannte „Ginger“-Gen ist für rote Haare und Sommersprossen verantwortlich.[1][2] Nachweisbar ist, dass rote Haare im Gegensatz zu anderen Haarfarben einen großen Anteil an Phäomelanin aufweisen. Rothaarige haben nur etwa 90.000 Haare, im Gegensatz zu Blonden und Brünetten, bei denen man etwa 100.000 bis 120.000 Haare errechnet. Dafür ist das rote Haar um einiges dicker und manchmal regelrecht „drahtig“. Einige Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Rothaarige Abweichungen im Schmerzsystem aufweisen. Erhöhter Anästhesiebedarf wurde ebenso festgestellt wie gesteigerte Schmerzempfindlichkeit.[3] Außerdem kommt es zu einer höheren Vitamin-D-Produktion. Das Gen für diesen Rezeptor wird auch als Extension-Locus bezeichnet.

Trivia

Evelyn de Morgan; Der Liebestrank, Ölgemälde

In der Geschichte waren manche, eher dunkelhaarige Völker für rotes Haar eingenommen, zum Beispiel Gallier und Römer. Die Römerinnen waren begeistert von den blonden und roten Haaren der germanischen und keltischen Gefangenen und zwangen sie, sie sich abzuschneiden, um sich selbst daraus Perücken machen zu lassen. Die Einwohner von Tripolis färben ihr Haar mittels Zinnober rötlich. Auf den Britischen Inseln sind Rothaarige noch heute nicht selten Anfeindungen ausgesetzt.[4] In der keltischen Mythologie wurde Zauberinnen diese Haarfarbe zugesprochen. Auch Hexerei wird oft mit roten Haaren in Verbindung gebracht. Das geht zurück auf Hexendarstellungen aus sagenumwobenen keltischen Überlieferungen, in denen Hexen meist rote Haare trugen. Verfolgungen als Hexen waren Rothaarige jedoch nicht in besonderem Maße ausgesetzt.[5] Bis heute sind zum Beispiel beim Halloween, Karneval, Fastnacht oder Fasching getragene Hexenperücken oft rot oder enthalten rote Strähnen.

Färbemittel aus der Natur

Pflanzliche Farbstoffe werden seit Tausenden von Jahren zum Färben von Textilien verwendet, aber auch die Haare wurden gefärbt. So konnten bei einer ägyptischen Mumie aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. mit Henna gefärbte Haare nachgewiesen werden. Je nach gewünschtem Ton kommen Pflanzenteile wie Walnussschale, Indigo, Rhabarberwurzel, Heidelbeere, Kaffee oder Tee hinzu.[6]

Rothaarige

Film und Medien

Mit dem Aufkommen des Farbfilms wurden in den 1940er Jahren auch rothaarige Darstellerinnen für die Filmindustrie interessant. Schauspielerinnen färbten sich die Haare rot, was vermutlich zu ihrem Erfolg mit beitrug. Im Spiel verkörperten sie oft Klischees der Rothaarigen: geheimnisvoll, undurchschaubar und verführerisch. Ein Beispiel ist das Sexsymbol Rita Hayworth. Natürlich Rothaarige spielten meist den stolzen wie streitbaren Frauentypus, wie Maureen O'Hara, Katharine Hepburn, Shirley MacLaine und Tilda Swinton. Heute zeigen Nicole Kidman, Marg Helgenberger, Julianne Moore und Julia Roberts, dass rothaarige Darstellerinnen viele verschiedene Frauentypen darstellen können.

Die Medienszene bedient sich zuweilen der speziellen Ausstrahlung roter Haare, wenngleich sie oft nur künstlich eingefärbt wurden. 1999 machte Franka Potente in Lola rennt die roten Haare zum Markenzeichen des ganzen Films. In England war der deutsche Erfolgsfilm sogar so populär, dass Friseursalons die Haarfarbe Lola red anboten. Weitere Filme, in denen Rothaarige eine besondere Rolle spielten, waren Pippi Langstrumpf (1969), Red Sonja (1985), Orlando (1992), Das fünfte Element (1997), In the Cut (2003), Das Imperium der Wölfe (2005), Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders (2006) und Die Rote Zora (2008).

Bildende Kunst

In der bildenden Kunst waren Rothaarige ein häufiges Motiv: Tizian (Tizian-Rot), die Präraffaeliten, Amedeo Modigliani und Gustav Klimt malten häufig rothaarige Frauen.

Im Mittelalter wurde Maria noch mit roten Haaren gemalt und Engel traten in roten Gewändern auf. Um 1500 wandelte sich jedoch die überaus positive Rolle der Farbe Rot, die sie bei den Jagdvölkern der Steinzeit und später bei den Germanen noch spielte. Das Christentum bediente sich dieser Farbe zur Erzeugung eines Feindbildes, und versuchte die Sexualität, mit der die Farbe Rot ebenfalls assoziiert wurde, zu verteufeln. Die Haare der Maria wurden nun blond dargestellt.

Literatur

Datei:DBP 1962 385 Wohlfahrt Schneewittchen.jpg
Die rothaarig dargestellte böse Stiefmutter Schneewittchens schaut in den Zauberspiegel, deutsche Briefmarke, 1962
  • Esau, alttestamentliche Gestalt (1 Mos 25,25 HFA), wird durch seinen Bruder um das Erstgeborenenrecht betrogen.
  • Titus Feuerfuchs und Salome Pockerl sind rothaarige Hauptfiguren in der 1840 uraufgeführten Posse Der Talisman von Johann Nestroy.
  • Der Rotfuchs (ital. Rosso Malpelo) (1878), Erzählung des italienischen Autors Giovanni Verga in der Sammlung Sizilianische Novellen (ital. Vita dei campi).
  • Der Bund der Rothaarigen (auch Der Bund der Rotschöpfe) (1890), Kurzgeschichte von Arthur Conan Doyle aus dem Buch Die Abenteuer des Sherlock Holmes.
  • Muttersohn (franz. Poil de carotte) (1894) ist ein autobiographischer Roman des französischen Autors Jules Renard, in welchem die Kindheit eines Jungen erzählt wird, der wegen seiner roten Haare und Sommersprossen von seiner Mutter seelisch und körperlich misshandelt wird.
  • Anne auf Green Gables (1908) ist ein Kinderbuch der kanadischen Autorin Lucy Maud Montgomery.
  • Die Rote Zora und ihre Bande (1941) ist ein Klassiker der Kinderliteratur vom deutschen Autor Kurt Held.
  • Franz von Moor aus Schillers Drama Die Räuber, Karls böser Bruder, leidet unter seinem grauenvollen, rothaarigen Äußeren.
  • Pippi Langstrumpf (1941) ist eine Kinderbuch-Romanfigur der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren.
  • Moira (1950) ist ein Roman des französischen Autors Julien Green, in welchem die Hauptfigur, Joseph Day, rote Haare hat.
  • In der tragischen Komödie Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt hat die junge Claire Zachanassian rote Haare.
  • Die Rote (1960) ist die Hauptfigur des gleichnamigen Romans von Alfred Andersch.
  • Meister Eder und sein Pumuckl (1961) ist eine Hörspiel-, Bücher- und Fernsehserie der deutschen Autorin Ellis Kaut.
  • Die feuerrote Friederike (1970) ist ein Kinderbuch der österreichischen Autorin Christine Nöstlinger.
  • Das Sams (1973) ist die Hauptfigur einer deutschen Kinderbuch-Serie von Paul Maar.
  • Ronja Räubertochter (1981) ist ein Kinderbuch der schwedischen Autorin Astrid Lindgren. Ronjas bester Freund ist der rothaarige Birk Borkassohn.
  • Harry Potter (1997) Kinder- und Jugendliteratur der britischen Autorin Joanne K. Rowling. Harrys bester Freund ist Ronald Bilius Weasley, genannt Ron. Wie alle Weasleys hat auch Ron rotes Haar und Sommersprossen.
  • Das Parfum (1985) von Patrick Süskind. Das erste und letzte Mädchen, das Grenouille ermordet, ist rothaarig.
  • Tim ist die Hauptfigur der belgischen Comic-Serie Tim und Struppi.
  • In „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch hat Moritz rote Haare.

Comedy-Figuren

  • Hape Kerkeling startete 1985 mit seiner rothaarigen, frechen und sadistischen Kinderfigur Hannilein seine TV-Karriere. Später schlüpfte er in die Rolle der niederländischen Königin Beatrix (1991) sowie der Paarberaterin Evje van Dampen (2005).
  • Als rothaariger, hagerer und zerstreuter Professor Schmitt-Hindemith wurde der Kabarettist Piet Klocke einem breiten Publikum bekannt.
  • In den USA ist die Bühnenfigur Carrot Top des rothaarigen Komikers und American-Comedy-Award-Gewinners Scott Thompson seit den frühen 1990er Jahren eine populärer Erscheinung in zahlreichen Fernseh- und Bühnenshows.
  • Kyle Broflovski, Zeichentrickfigur aus South Park. Die Serie beschäftigt sich zudem in der Folge Im Körper des Feindes mit dem Thema rothaarige Menschen.
  • Oliver Pochers Rolle als rothaarige Society Expertin Sylvia Constanze von Weischenhirn aus der Oliver Pocher Show.
  • Laura Prepons Rolle als Donna Pinciotti in der US-amerikanischen Serie Die wilden Siebziger.

Tag der Rothaarigen

Rothaarigentag 2007

Seit 2005 (mit Ausnahme von 2006) findet immer am ersten September-Wochenende in der Niederlande auf Initiative der Künstler Bart Rouwenhorst und Jos Vogelpoel der Rothaarigentag statt.

Literatur

  • Svetlana Balabanova, Peter Kaiser: Aber das Schönste an ihr war ihr Haar, es war rot wie Gold. Universitätsverlag Ulm, 1993, ISBN 3-927402-80-X.
  • Stephen Douglas: The Redhead Encyclopedia. Newport Beach, CA 1996, ISBN 0-9645216-0-1.
  • Uwe Ditz: Redheads. Edition Stemmle, Zürich/ New York 2000, ISBN 3-908163-17-X.
    • deutsch: Rotschöpfe. Stemmle, Zürich 2000, ISBN 3-908163-16-1.
  • Irmela Hannover: Frauen mit roten Haaren. Rütten & Loening, Berlin 2002, ISBN 3-352-00641-5.
  • Roberto Giardina: Lob der Rothaarigen. Deutscher Taschenbuch Verlag, 2002, ISBN 3-423-20175-4.
  • Axel Stellmann: Rotes Haar – böser Blick. Unser alltäglicher Aberglaube. Agentur des Rauhen Hauses, 2002, ISBN 3-7600-1409-7.
  • Cort Cass: The Redhead Handbook. Rabbit's Foot Press, Boulder, Colo. 2003, ISBN 1-58786-011-2.
  • Werner Habermehl: Handbuch für Voyeure. Das erotische Sammelsurium. Europa Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-203-78019-4.
  • Marion Roach: Roots of Desire: The Myth, Meaning and Sexual Power of Red Hair. Bloomsbury, New York 2005, ISBN 1-58234-344-6.
  • Valérie André: Réfléxions sur la question rousse. Tallandier, Paris 2007, ISBN 978-2-84734-252-9.
  • Xavier Fauche: Roux et Rousses Un éclat très particulier. Gallimard, coll. « Découvertes », Paris 2000, ISBN 2-07-053438-3.
  • Rothaarige müssen bei den Briten leiden. In: Kölnische Rundschau. 3. Juni 2007 (rundschau-online.de).

Weblinks

Commons: Rotes Haar – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Ginger“-Gen vielleicht älter als der Homo sapiens – Bericht bei 3sat.online
  2. Neandertaler mischten sich nicht mit Menschen – Bericht bei ORF.at
  3. Red Heads Suffer More. In: New Scientist. 15. Oktober 2002.
  4. Is gingerism as bad as racism? auf: bbc.co.uk, 6. Juni 2007.
  5. Rot und … In: Berliner Zeitung. 21. September 2002.
  6. Haare färben mit Pflanzenfarben