Rheniit
Rheniit | |
Rheniit vom Kudriavy (Kudryavyi) Vulkan, Russland | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
ReS2 |
Mineralklasse | Sulfide, Sulfosalze 2.EB.35 (8. Auflage: II/D.25) nach Strunz 02.12.18.01 nach Dana |
Kristallsystem | triklin (pseudohexagonal) |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | triklin-pinakoidal; 1[1] |
Farbe | silberweiß bis grau |
Strichfarbe | schwarz |
Mohshärte | 1 bis 1,5[2] |
Dichte (g/cm3) | 7,5[3] |
Glanz | Metallglanz |
Transparenz | undurchsichtig, in dünnen Schichten durchscheinend |
Bruch | uneben |
Spaltbarkeit | vollkommen |
Habitus | blättrige, plattige, flockige Kristalle; körnige bis massige Aggregate |
Weitere Eigenschaften | |
Radioaktivität | schwach radioaktiv |
Rheniit ist ein sehr selten vorkommendes Rhenium-Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Er kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung ReS2 und entwickelt nur selten millimetergroße, plättchen- bis flockenförmige Kristalle von silberweißer bis grauer Farbe und schwarzer Strichfarbe, die in dünnen Schichten rötlich durchscheinen. Der überwiegende Anteil an Rheniitfunden besteht aus körnigen bis massigen Aggregaten. Durch Substitution kann Rheniit einen gewissen Anteil Molybdän anstelle von Rhenium enthalten (bis 6 Gew.%[4]).
Besondere Eigenschaften
Da das in der Verbindung enthaltene Rheniumisotop 187Re schwach radioaktiv ist, ist auch der Rheniit schwach radioaktiv mit einer spezifischen Aktivität von etwa 758,7 Bq/g [1] (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).
Etymologie und Geschichte
Rheniit ist das einzige bislang bekannte Rheniummineral. Erstmals entdeckt wurde es 1992 an den Fumarolen des Kudriavy-Vulkans auf der Kurileninsel Iturup (Russland) und beschrieben durch M. A. Korzhinsky, S. I. Tkachenko, K. I. Shmulovich, Y. A. Taran und G. S. Steinberg,[5] die das Mineral nach seinem Hauptbestandteil, dem Element Rhenium, benannten. Seit 2004 ist Rheniit von der International Mineralogical Association (IMA) als eigenständiges Mineral anerkannt (IMA1999-004a).[6]
Klassifikation
In der alten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört der Rheniit zur Abteilung der „Sulfide und Sulfosalze mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur < 1 : 1“. Seit der Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage wurde die Klasse der Sulfide teilweise neu eingeteilt und präziser nach der Zusammensetzung unterteilt. Das Mineral findet sich jetzt entsprechend in der Abteilung der „Metallsulfide mit dem Stoffmengenverhältnis M(etall) : S(chwefel) ≥ 1 : 2“ und dort als einziges seiner Gruppe in der Unterabteilung „M : S = 1 : 2, mit Eisen (Fe), Co(balt), Ni(ckel), PGE (Platin-Gruppen-Elemente), usw.“.
Die im englischen Sprachraum gebräuchlichere Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Rheniit in die Abteilung der „Sulfide - einschließlich Seleniden und Telluriden - mit der allgemeinen Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 2“ und dort als einziges Mitglied in die unbenannte Gruppe „02.12.18“.
Bildung und Fundorte
Rheniit bildet sich bei Temperaturen von 500 bis 570 °C in sauren vulkanischen Gasen an Fumarolen oder als Ausscheidung aus der Gasphase bei Temperaturen unter 400 °C in porphyrischen Kupfer- und Molybdänlagerstätten [4].
Bisher konnte das Mineral außer an seiner Typlokalität Iturup (Kudriavy-Vulkan) noch an vier weiteren Fundorten nachgewiesen werden: In der „Phoenix Mine“ bei Francistown in Botswana, Fortaleza de Minas/Minas Gerais in Brasilien, am Usu auf der japanischen Insel Hokkaidō [6] sowie in einer porphyrischen Cu-Mo-Lagerstätte im Nordosten Griechenlands [4]
Kristallstruktur
Rheniit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 6,47 Å; b = 6,368 Å; c = 6,401 Å; α = 105°; β = 91,59° und γ = 118,9° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Literatur
- V. S. Znamensky, M. A. Korzhinsky, G. S. Steinberg, S. I. Tkachenko, A. I. Yakushev, I. P. Laputina, I. A. Bryzgalov, N. D. Samotoin, L. O. Magazina, O. V. Kuzmina, N. I. Organova, V. A. Rassulov, I. V. Chaplygin: Rheniite, ReS2, the natural rhenium disulfide from fumaroles of Kudryavy volcano, lturup Isl., Kurily Islands, in: Zapiski Rossiiskogo Mineralogicheskogo Obshchetstva, Band 134 (2005), Kapitel 5, S. 32-40 (PDF 557,2 kB; Russisch mit Kurzbeschreibung in Englisch)
Weblinks
- Mineralienatlas:Rheniit (Wiki)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Webmineral - Rheniite (englisch)
- ↑ Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
- ↑ Mineralien-Lexikon - Rheniit
- ↑ 4,0 4,1 4,2 P. C. Voudouris, V. Melfos, P. G. Spry, L. Bindi, T. Kartal, K. Arikas, R. Moritz und M. Ortelli: Rhenium-rich molybdenite and rheniite in the Pagoni Rachi Mo–Cu–Te–Ag–Au prospect, northern Greece: implications for the Re geochemistry pf porphyry-style Cu–Mo and Mo mineralization. In: Canadian Mineralogist. 47, Oktober 2009, S. 1013 - 1036, doi:10.3749/canmin.47.5.1013.
- ↑ M. A. Korzhinsky, S. I. Tkachenko, K. I. Shmulovich, Y. A. Taran und G. S. Steinberg: Discovery of a pure rhenium mineral at Kudriavy volcano. In: Nature. 369, 5. Mai 1994, S. 51 - 52, doi:10.1038/369051a0.
- ↑ 6,0 6,1 Mindat - Rheniite (englisch)