Picloram

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Strukturformel
Strukturformel von Picloram
Allgemeines
Name Picloram
Andere Namen
  • 4-Amino-3,5,6-trichlorpyridin- 2-carbonsäure
  • 4-Amino-3,5,6-trichlorpikolinsäure
  • Tordon
Summenformel C6H3Cl3N2O2
CAS-Nummer 1918-02-1
PubChem 15965
Kurzbeschreibung

weißes bis ockerfarbenes Pulver[1]

Eigenschaften
Molare Masse 241,46 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

190 °C (Zersetzung)[1]

Sublimationspunkt

190 °C (16 hPa)[1]

Löslichkeit

430 mg·l−1 in Wasser (25 °C)[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
07 – Achtung

Achtung

H- und P-Sätze H: 319
P: 305+351+338 [2]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [3][1]
Reizend
Reizend
(Xi)
R- und S-Sätze R: 36
S: 26-36
LD50

8200 mg·kg−1 (Ratte, oral)[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Picloram ist ein chloriertes Derivat der Picolinsäure, einem Isomer der Nicotinsäure. Die heterocyclische Verbindung aus der Gruppe der Azine leitet sich vom Pyridin ab. Als Herbizid ist der Wirkstoff unter der Handelsbezeichnung Tordon bekannt.[5]

Geschichte

Picloram wurde ursprünglich um 1964 von der Dow Chemical Cooperation für militärische Zwecke (als chemischer Kampfstoff zur Vernichtung der Vegetation) entwickelt. Es war Bestandteil des Kampfstoffes Agent White (ein Gemisch aus 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure (2,4-D) und Picloram) der United States Army, der im Vietnamkrieg zur Entlaubung eingesetzt wurde.

Eigenschaften

Das weiße bis ockerfarbene, brennbare Pulver löst sich wenig in Wasser (430 mg/l bei 25 °C[1]). Ab 190 °C beginnt sich der Stoff zu Chlorwasserstoff, Stickoxiden, Kohlenstoffmonoxid und Kohlenstoffdioxid zu zersetzen.

Verwendung

Picloram ist ein selektives Herbizid mit systemischen Eigenschaften, das schnell über Wurzeln und Blätter aufgenommen wird. Die Wirkungen ähneln denen der Auxine (wie Indol-3-essigsäure). Durch Beeinflussung der RNA- und Protein-Biosynthese wird der Hormonhaushalt der Pflanzen gestört und es kommt zu Störungen der Zellteilung und Zellstreckung. Als typische Symptome zeigen sich Verkrümmungen, Verwachsungen, Stängel- und Blattverformungen und Adventivwurzelbildung.[6]

Picloram hat je nach eingesetzter Dosis ein umfangreiches Wirkspektrum, so etwa gegen Laubholzgewächse und Knöterichgewächse. In Süd- und Nordamerika ist Picloram der wichtigste Wirkstoff zur Unkrautbekämpfung auf dem Grasland.

In Deutschland und der Schweiz wird der Wirkstoff im Produkt Effigo zusammen mit Clopyralid zur Unkrautbekämpfung im Winterraps eingesetzt. In Österreich ist ein picloramhaltiges Produkt zur Verwendung gegen holzige Pflanzen im Forst, auf Grünland und Nichtkulturland zugelassen.[7]

Bei höheren Wirkstoffmengen ist Picloram relativ lange persistent. Aus diesem Grund kann es zu Nachbauproblemen bei Leguminosen und Solanaceen kommen.

Es wird häufig auch in Form seiner Ester oder Salze eingesetzt. So sind Picloram-2-ethylhexylester (CAS: 36374-99-9), Picloram-isooctylester (26952-20-5), Picloram-methylester (14143-55-6), Picloram-2-aminoethanolsalz (55871-00-6), Picloram-Kaliumsalz (2545-60-0), Picloram-triethylammoniumsalz (35832-11-2), Picloram-tris(2-hydroxypropylammoniumsalz (6753-47-5) und weitere Derivate bekannt, wobei nur zwei der Derivate ein Zulassung als Pestizid besitzen.[8]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Eintrag zu Picloram in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 5. November 2007 (JavaScript erforderlich).
  2. 2,0 2,1 Datenblatt Picloram bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 20. April 2011.
  3. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  4. Extension Toxicology Network: Picloram Pesticide Information Profile, Pesticide Management Education Program, Cornell University.
  5. EPA: Consumer Factsheet on: PICLORAM.
  6. Thieme Chemistry (Hrsg.): Römpp Online. Version 3.1. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2008.
  7. Nationale Pflanzenschutzmittelverzeichnisse: Schweiz, Österreich, Deutschland; abgerufen am 2. Januar 2012.
  8. pesticide.org: Pesticide-factsheet PICLORAM, JOURNAL OF PESTICIDE REFORM/ SPRING 1998 • VOL.18, NO. 1.

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