Phenakit
Phenakit | |
Chemische Formel |
Be2[SiO4] |
Mineralklasse | Silikate und Germanate 9.AA.05 (8. Auflage: VIII/A.01) nach Strunz 51.01.01.01 nach Dana |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | trigonal-rhomboedrisch $ {\bar {3}} $ [1] |
Farbe | farblos, weiß, gelb, rosarot, braun |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 7,5 bis 8 [2] |
Dichte (g/cm3) | 2,93 bis 3 [2] |
Glanz | starker Glasglanz, Fettglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | muschelig |
Spaltbarkeit | gut nach $ \lbrace 10{\bar {1}}1\rbrace $; deutlich nach $ \lbrace 11{\bar {2}}0\rbrace $ [2] |
Habitus | prismatische, tafelige Kristalle; radialstrahlige, körnige Aggregate |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nω = 1,650 bis 1,656; nε = 1,667 bis 1,670 [3] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,017 [3] ; einachsig positiv |
Phenakit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Be2[SiO4][4] und entwickelt meist tafelige bis langprismatische Kristalle, aber auch radialstrahlige oder körnige Mineral-Aggregate.
Reiner Phenakit ist farblos. Er kann jedoch durch Fremdbeimengungen von weißer, gelber, rosaroter oder brauner Farbe sein.
Etymologie und Geschichte
Benannt wurde das Mineral aufgrund seiner Ähnlichkeit und damit Verwechslungsgefahr zu Quarz nach dem altgriechischen Wort φέναξ [pʰénax] für „Täuscher“, das möglicherweise mit φαίνω [pʰai̯nɔː] „(er)scheinen, kundtun“ (wohl aus *φάνjω *[pʰáni̯ɔː]; vgl. ai. vibhāva; verwandt mit φημί [pʰɛːmí] „sagen“ – von myk. <pa-si>, mögliche Transkription: /pʰaːsí/ „er sagt“, vgl. lat. fārī „sprechen“, altsl. bajo „erzählen“, anord. bōn und ags. boen „Gebet“) verwandt ist.
Erstmals gefunden wurde Phenakit 1833 in der Smaragd Mine bei Malyschewa in Russland und beschrieben durch Nils Gustaf Nordenskjöld (1792–1866), einem finnischen Mineralogen und Reisenden.[5]
Klassifikation
In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) gehört der Phenakit zur Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“. Die neue Strunz'sche Mineralsystematik unterteilt diese Abteilung allerdings inzwischen präziser nach der An- bzw. Abwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der Kationen in der Kristallstruktur. Das Mineral ist entsprechend in der Unterabteilung der „Inselsilikate ohne weitere Anionen und Kationen in tetrahedraler [4] Koordination“ zu finden, wo es zusammen mit Eukryptit, Willemit und dem noch nicht durch die IMA als eigenständiges Mineral bestätigten Xingsaoit eine eigene Gruppe bildet.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Phenakit ebenfalls in die Abteilung der „Inselsilikate und SiO4-Gruppen nur mit Kationen in [4]-Koordination“, wo er als Leitmineral zusammen mit Willemit und Eukryptit die Phenakitgruppe bildet.
Bildung und Fundorte
Phenakit bildet sich entweder in magmatischen Gesteinen wie granitischen Pegmatiten oder metamorphen Gesteinen wie Glimmerschiefer, aber auch durch hydrothermale Vorgänge in Greisen. Er tritt dort in Paragenese unter anderem mit Apatit, Beryll, Chrysoberyll, Fluorit, Muskovit, Quarz und Topas auf.
Weltweit wurde Phenakit bisher an über 260 Fundorten (Stand: 2009) nachgewiesen. Reich an Phenakitfunden (mit drei und mehr Regionen) sind dabei vor allem Brasilien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz und die Vereinigten Staaten. [6].
Bekannt durch Funde besonders großer oder gut entwickelter Kristalle wurde vor allem Kragerø in Telemark (Norwegen) mit Kristallfunden bis 25 cm Länge und São Miguel de Piracicaba in Minas Gerais (Brasilien), wo bis zu 10 cm lange Kristalle zutage traten[7]. In Sri Lanka wurden auch Phenakite mit Katzenaugeneffekt gefunden[8].
Kristallstruktur
Phenakit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe $ R{\bar {3}} $ mit den Gitterparametern a = 12,47 Å und c = 8,25 Å[9] sowie 18 Formeleinheiten pro Elementarzelle[1].
Verwendung als Schmuckstein
Phenakit wird ausschließlich als Schmuckstein verwendet. Trotz seiner guten physikalischen (hohe Härte) und optischen Eigenschaften - sein klarer, lebhafter Glasglanz lässt sich geschliffen und poliert auf Fettglanz steigern - ist er nur selten im Handel zu finden. Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit der farblosen Varietät des Quarzes, dem Bergkristall, aber auch mit Beryll, Beryllonit, Cerussit, Danburit und Topas. Je nach fundortabhängigen Zusammensetzungen können farbige Steine allerdings unter Lichteinfluss mit der Zeit ausbleichen.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Webmineral - Phenakite (englisch)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Mineraldatenblatt - Phenakite (englisch, PDF 62 kB)
- ↑ 3,0 3,1 Mindat - Phenakite (englisch)
- ↑ Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
- ↑ Beskrifning på Phenakit , ett nytt Mineral från Ural af Nils Nordenskjöld (zuletzt abgerufen am 27. November 2009 bei Google-Buchsuche)
- ↑ Mindat - Localities für Phenakite
- ↑ Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie (siehe Literatur)
- ↑ realgems.org - Phenakit mit Bildern verschiedener Schliffformen
- ↑ American Mineralogist Crystal Structure Database - Phenakite (englisch, 1987)
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 193.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 661.
- Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3, S. 196.
Weblinks
- Mineralienatlas:Phenakit (Wiki)