Petalit

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Petalit
Petalite bg.jpg
Fast farbloser Petalit aus Minas Gerais, Brasilien (Größe: 3 x 4 cm)
Chemische Formel

Li[4]Al[4][Si4O10][1]

Mineralklasse Silikate und Germanate
9.EF.05 (8. Auflage: VIII/J.03) nach Strunz
72.06.01.01 nach Dana
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin monoklin-prismatisch; 2/m[2]
Farbe Farblos, Weiß, Gelblichgrau; selten rötlich oder grünlich
Strichfarbe Weiß
Mohshärte 6 bis 6,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,412 bis 2,422 ; berechnet: [2,40][3]
Glanz Glasglanz, auf Spaltflächen Perlglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch muschelig; spröde
Spaltbarkeit vollkommen {001}, undeutlich nach {201}[3]
Habitus blättrige, spaltbare oder massige Aggregate; dicktafelige, säulige Kristalle
Häufige Kristallflächen tafelig nach {010}, gestreckt parallel [100][3]
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,504 nβ = 1,510 nγ = 1,516[4]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,012[4] ; zweiachsig positiv
Optischer Achsenwinkel 2V = 82° bis 84°[3]
Weitere Eigenschaften
Besondere Kennzeichen Thermolumineszenz

Das Mineral Petalit (auch Castorit bzw. Kastorit) ist ein selten vorkommendes Schichtsilikat mit der Zusammensetzung Li[4]Al[4][Si4O10][1]. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt nur selten gut ausgebildete Kristalle mit dicktafeligem bis säuligem Habitus. Meist findet er sich in Form blättriger, spaltbarer oder massiger Mineral-Aggregate. In reiner Form ist das Mineral farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann es jedoch auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine gelblichgraue und selten auch rötliche oder grünliche Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Die Strichfarbe ist jedoch immer weiß. Sichtbare Kristallflächen weisen einen glasähnlichen Glanz auf, Spaltflächen schimmern dagegen perlmuttartig.

Mit einer Mohshärte von 6 bis 6,5 entspricht er in etwa dem Referenzmineral Orthoklas, lässt sich also mit einer Stahlfeile gerade noch ritzen.

Besondere Eigenschaften

Vor dem Lötrohr färbt Petalit die Flamme rot.[5]

Mit Borax schmilzt er zu einer weiß durchscheinenden Perle und mit Natriumammoniumphosphat (Sal microcosmicum) ergibt sich eine gelblichweiße, feine blasige Perle. Er ist unempfindlich gegenüber Säuren und löst sich auch in Salpetersäure nur schwer.[6]

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde das Mineral auf Utö nahe Nyköping in der schwedischen Provinz Södermanlands län (Södermanland) und beschrieben 1800 durch José Bonifácio de Andrada e Silva, der es nach dem griechischen Wort πέταλον [petalon] für Blatt benannte, um auf dessen vollkommene Spaltbarkeit hinzuweisen.

Der schwedische Chemiker Johan August Arfwedson entdeckte 1817 im Petalit als erster das Element Lithium.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Petalit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er zusammen mit Lisitsynit und Virgilit die unbenannte Gruppe VIII/J.03 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Petalit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Einfache Netze aus Sechsfach-Ringen, verbunden über M[4], M[8] usw.“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.EF.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Petalit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Schichtsilikate: Zweidimensionale unbegrenzte Lagen mit anderen als sechsgliedrigen Ringen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 72.06.01 innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Zweidimensionale unbegrenzte Lagen mit anderen als sechsgliedrigen Ringen: tetraedrische Al-Zwischenverbindungen“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Weißer Petalit aus San Piero in Campo, Campo nell’Elba, (Insel Elba), Italien (Vergleichsmaßstab: 1 Zoll (= 2,54 cm) mit Einkerbung bei 1 cm)
Rosa Petalit aus Mogok, Distrikt Pyin U Lwin, Mandalay-Division, Myanmar (Größe: 3,8 x 2,4 x 1,6 cm)

Petalit bildet sich in lithiumhaltigen Granit-Pegmatiten. Als Begleitminerale treten unter anderem Albit, Lepidolith, Mikroklin, Pollucit, Quarz, Spodumen, Topas und verschiedene Turmaline auf.[3]

Als seltene Mineralbildung konnte Petalit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2012) rund 90 Fundorte als bekannt gelten.[7] Neben seiner Typlokalität Utö im Södermanland fand sich das Mineral in Schweden noch bei Ultevis in Lappland, bei Järkvissle und Västanå in der Gemeinde Sundsvall (Medelpad) sowie in der Åkerberg Mine und bei Varuträsk in der Gemeinde Skellefteå (Västerbotten).

Bekannte Fundorte sind unter anderem Bikita in Simbabwe und Varuträsk in Schweden, wo Kristallmassen von mehreren Metern Länge zutage traten. Bei Paprok in Afghanistan wurden gut 20 cm große Kristalle gefunden und bei Araçuaí (Minas Gerais) in Brasilien Kristalle mit etwa 10 cm Durchmesser.[8]

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Angola, Äthiopien, Westaustralien, China, Finnland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Mosambik, Myanmar, Namibia, Portugal, Russland, Tschechien, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[4]

Kristallstruktur

Petalit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P2/a (Raumgruppen-Nr. 13) mit den Gitterparametern a = 11,74 Å; b = 5,17 Å; c = 7,63 Å und β = 112,5° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Verwendung

Petalit ist – neben Spodumen und Lepidolithglimmer – eine wichtige Lithiumquelle. Ansonsten ist das Mineral vorwiegend in Sammlerkreisen bekannt. Farblose Varianten werden gelegentlich als Schmuckstein geschliffen (es ist auch eine Varietät Petalit-Katzenauge bekannt)

Literatur

  • J. B. d’Andrada (1800): Kurze Angabe der Eigenschaften und Kennzeichen einiger neuen Fossilien aus Schweden und Norwegen nebst einigen chemischen Bemerkungen ueber dieselben, in: Alexander Nicolaus Scherer (Hrsg.): Allgemeines Journal der Chemie, Band 4, S. 28-39 (PDF 2,36 MB; S. 10)
  •  Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags-GmbH., München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 204.

Weblinks

 Commons: Petalite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference

  • Mineralienatlas:Petalit (Wiki)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 685.
  2. Webmineral - Petalite
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Petalite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 73,9 kB)
  4. 4,0 4,1 4,2 Mindat - Petalite
  5.  Friedrich Klockmann, Paul Ramdohr, Hugo Strunz (Hrsg.): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978 (Erstausgabe: 1891), ISBN 3-432-82986-8, S. 769.
  6. d’Andrada (1800): Kurze Angabe der Eigenschaften und Kennzeichen einiger neuen Fossilien aus Schweden... (siehe Literatur)
  7. Mindat - Anzahl der Fundorte für Petalit
  8.  Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 262 (Dörfler Natur).

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