Mineralwasser
Mineralwasser ist nach der deutschen Mineral- und Tafelwasserverordnung bzw. der österreichischen Mineralwasser- und Quellwasserverordnung ein Grundwasser mit besonderen Eigenschaften. Seine Inhaltsstoffe dürfen nur unwesentlich schwanken. Es muss aus unterirdischen Wasservorkommen stammen und von ursprünglicher Reinheit sein. Mineralwasser wird direkt am Gewinnungsort – Quelle/Brunnen – abgefüllt und benötigt eine amtliche Anerkennung.
Historische Bezeichnungen ohne gesetzliche Normierung ist Sauerwasser, das genau wie Sauerbrunnen auch gleichzeitig die Quelle eines solchen Mineralwassers bezeichnet.[1]
Rechtliches
Die nationalen Regelungen beruhen auf der EG-Richtlinie über die Gewinnung von und den Handel mit natürlichen Mineralwässern (2009/54/EG). Bei Unklarheiten oder Differenzen sind stets die europäischen Bestimmungen vorrangig gültiges Recht. Die Zusammensetzung des natürlichen Mineralwassers, die Temperatur in der Quelle und seine übrigen wesentlichen Merkmale müssen im Rahmen natürlicher Schwankungen konstant bleiben. Natürliches Mineralwasser darf gemäß Art. 4 der EG-Richtlinie nur eingeschränkt behandelt werden. So dürfen unbeständige Inhaltsstoffe wie Eisen- oder Schwefelverbindungen mit physikalischen Verfahren entfernt werden (enteisentes und entschwefeltes Mineralwasser). Unter bestimmten Bedingungen ist es erlaubt, mittels Ozon verschiedene aus dem Gestein stammende Inhaltsstoffe zu entfernen. Einem natürlichen Mineralwasser darf – mit physikalischen Verfahren – Kohlensäure entzogen oder hinzugefügt werden. Des Weiteren dürfen unerwünschte Bestandteile wie zum Beispiel Mangan oder Arsen mit genehmigten Verfahren entfernt oder reduziert werden. Auch Fluorid darf durch den Einsatz aktivierten Aluminiumoxids entfernt werden (Europäische Verordnung Nr. 115/2010)
Rechtliches in Deutschland
Mineral- und Tafelwasserverordnung
Die rechtliche Grundlage von Mineralwasser ist die deutsche Mineral- und Tafelwasserverordnung (Min/TafelWV)[2] (letzte Fassung vom 1. Dezember 2006). Dieses schreibt strengere mikrobiologische Grenzwerte als beim Trinkwasser vor, die durch die Lebensmittelüberwachung kontrolliert werden. Sie gelten aber nur für den Ort der Abfüllung, nicht für den weiteren Weg bis zum Verbraucher, während die Anforderungen an Trinkwasser für den Ort der Entnahme gelten. Jede Quelle muss amtlich anerkannt sein, von denen gibt es in Deutschland derzeit 815 (Stand: 23. Dezember 2010).[3] Amtlich anerkannte Mineralwässer werden mit dem Namen der und dem Ort der Quellnutzung vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Bundesanzeiger bekanntgegeben. Heilwasser gilt nicht als Lebensmittel, sondern fällt unter das Arzneimittelgesetz.
Besteuerung
Im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln wird Mineralwasser nicht mit lediglich 7 % Umsatzsteuer besteuert, sondern wie alle Getränke mit 19 %, da es laut Liste der dem ermäßigten Steuersatz unterliegenden Gegenstände nicht in die Kategorie der Grundnahrungsmittel wie Kaffee oder Tee fällt. Diese Einordnung wurde vorgenommen, weil durch das Leitungswasser ein Substitut zum Mineralwasser vorhanden ist.
Verkehrsbezeichnung
Verkehrsbezeichnung für natürliches Mineralwasser im Sinne der Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung sind:
- natürliches Mineralwasser
- natürliches kohlensäurehaltiges Mineralwasser
- natürliches Mineralwasser mit eigener Quellkohlensäure versetzt
- natürliches Mineralwasser mit Kohlensäure versetzt
- Säuerling oder Sauerbrunnen
Mineralwasser mit einem natürlichen Kohlendioxidgehalt von mehr als 250 Milligramm pro Liter darf zusätzlich als Säuerling oder Sauerbrunnen bezeichnet werden. Die Bezeichnung Sprudel kann diese Benennung ersetzen, wenn das Mineralwasser im Wesentlichen unter natürlichem Kohlensäuredruck aus der Quelle hervorsprudelt. Oft ist die Bezeichnung „Sprudel“ auch Bestandteil des Quellnamens.
Stilles Mineralwasser ist ein natürliches Mineralwasser, das von Natur aus keine/wenig Kohlensäure enthält oder dem die Kohlensäure vollständig oder teilweise entzogen wurde. Es wird teilweise in die grüne Brunnen-Einheitsflasche abgefüllt. Deklaration und Kohlensäuregehalt stiller Wässer sind gesetzlich nicht vorgegeben.
Mineral- und Heilwässer werden in drei Haupttypen klassifiziert:[4]
- Chlorid-Wässer:
- Natrium-Chlorid-Wässer
- Calcium-Chlorid-Wässer
- Magnesium-Chlorid-Wässer
- Sulfat-Wässer:
- Natrium-Sulfat-Wässer
- Calcium-Sulfat-Wässer
- Magnesium-Sulfat-Wässer
- Eisen-Sulfat-Wässer
- Hydrogencarbonat-Wässer:
- Natrium-Hydrogencarbonat-Wässer
- Calcium-Hydrogencarbonat-Wässer
- Magnesium-Hydrgencarbonat-Wässer
Sprudel, Sauerwasser und andere amtliche Einzelbezeichnungen
Die Kennzeichnung von Mineralwasser ist in der 'Mineral- und Tafelwasserverordnung geregelt.[5]
Kohlensäurehaltiges Mineralwasser wird auch als saurer Sprudel oder als Selterswasser (kurz Selters) bezeichnet. Diese Bezeichnung darf in der Bundesrepublik Deutschland seit 1984 nicht mehr generisch verwendet werden und lebt nur noch umgangssprachlich fort, „Selters“ ist seitdem nur noch Markenname. In Deutschland darf rechtlich als „Sprudel“ nur Mineralwasser bezeichnet werden und nur dann, wenn es unter Kohlendioxidzusatz abgefüllt wurde oder es sich um einen Sauerbrunnen handelt, bei dem das Wasser natürlicherweise einen so hohen Kohlensäuregehalt hat, dass es bei Druckentlastung sprudelt. Sauerbrunnen oder Säuerlinge sind Mineralwässer, die natürlicherweise mehr als 250 mg/l Kohlendioxid enthalten und keine weitere Behandlung erfahren haben; ausgenommen ist weiterer Kohlendioxidzusatz.[6]
Neben der Verkehrsbezeichnung und anderen Angaben laut Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung sind nach § 9 Mineral- und Tafelwasserverordnung für Mineralwasser folgende Angaben erforderlich:
- Name der Quelle und Ort der Quellnutzung,
- ein Analysenauszug der wichtigsten Inhaltsstoffe,
- soweit zutreffend, Hinweise auf einen Entzug von Kohlensäure, eine Behandlung mit ozonangereicherter Luft, die Eignung für die Ernährung von Kindern oder einen hohen Fluoridgehalt.
Rechtliches in Österreich
Die rechtliche Grundlage von Mineralwasser ist die österreichische Verordnung über natürliche Mineralwässer und Quellwässer (Mineralwasser- und Quellwasserverordnung), BGBl. II Nr. 309/1999, geändert durch die Verordnung BGBl. II Nr. 500/2004.
Natürliches Mineralwasser ist danach Wasser, dass seinen Ursprung in einem unterirdischen vor jeder Verunreinigung geschützten Wasservorkommen hat und wird aus einer oder mehreren natürlichen oder künstlich erschlossenen Quellen annähernd gleicher Charakteristik gewonnen. Es ist von ursprünglicher Reinheit und hat eine bestimmte Eigenart, die auf seinen Gehalt an Mineralstoffen, Spurenelementen oder sonstigen Bestandteilen zurückzuführen ist, und weist gegebenenfalls bestimmte ernährungsphysiologische Wirkungen auf. Seine Zusammensetzung, Temperatur und übrigen wesentlichen Merkmale müssen im Rahmen natürlicher Schwankungen konstant bleiben, sie dürfen insbesondere durch eventuelle Schwankungen in der Schüttung nicht verändert werden. Natürliches Mineralwasser darf nur in Verkehr gebracht werden, wenn es vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen anerkannt ist.
Quellwasser ist Wasser, das seinen Ursprung in einem unterirdischen Wasservorkommen hat und wird aus einer oder mehreren natürlichen oder künstlich erschlossenen Quellen gewonnen. Es ist von ursprünglicher Reinheit. Quellwasser muss zudem den Anforderungen der Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung - TWV), BGBl. II Nr. 304/2001, in der jeweils geltenden Fassung, entsprechen.
Gesundheitliche Aspekte
Eine Untersuchung zur ernährungsphysiologischen Bedeutung von Trinkwasser in Deutschland kam im Jahr 2009 zu dem Schluss, dass Trink- und Mineralwässer zur Mineralstoffbedarfsdeckung eines Menschen beitragen können, der Bedarf an Mineralstoffen aber überwiegend durch feste Nahrung gedeckt wird.[7] Bei einem gesunden Menschen und bei normaler Ernährung macht es deshalb keinen Unterschied, ob man seinen Flüssigkeitsbedarf durch Mineralwasser oder Leitungswasser deckt.[8] Allerdings kann das Trinken eines calciumreichen Mineralwassers sinnvoll sein, wenn eine Milchzuckerunverträglichkeit vorliegt und deshalb die Calciumquellen Milch und Milchprodukte nicht verzehrt werden. In kalkhaltigen Regionen ist der Calcium-Gehalt des Trinkwassers signifikant höher als der eines durchschnittlichen Mineralwassers; so enthält Berliner Trinkwasser bis zu 150 mg Calcium pro Liter, manche Mineralwässer nur ein Zehntel davon[9]. Bei Bluthochdruck sollte natriumarmes Mineralwasser getrunken werden.
Die Variationsbreite des Mineralstoffgehalts ist innerhalb der Gruppen größer, als der zwischen den Gruppen Leitungswasser und Mineralwasser. Weil der Endverbraucher keinen Einfluss auf die Herkunft des Leitungswassers hat, hängt diese Entscheidung demnach von regionalen Gegebenheiten ab, die man anhand der Veröffentlichung des regionalen Wasserversorgers und dem Analyse-Auszug auf der Wasserflasche treffen muss. Im Allgemeinen wird ein hoher Calcium- und Magnesium-Gehalt sowie ein niedriger Natrium-Gehalt als erstrebenswert angesehen.
Die Inhaltsstoffe aus Mineralwässern weisen eine ähnliche Bioverfügbarkeit auf wie die aus anderen Lebensmitteln: Calcium aus Mineralwasser weist eine ähnliche Resorbierbarkeit auf wie Calcium aus Milch (ca. 37–49 %). Die Resorptionsrate von Magnesium liegt bei rund 50 %.[10]
Trinkwasser ist auf dem Weg zum Endverbraucher in Einzelfällen negativen Einflüssen ausgesetzt die z.B. durch unsachgemäße Hausinstallationen (u.a. Bleileitungen in den Häusern oder unzulässige Querverbindungen mit Regenwasseranlagen) verursacht werden. Bei Mineralwasser ist dies nahezu ausgeschlossen, sofern es in Glasflaschen transportiert und gelagert wird. Diese sind allerdings immer seltener verfügbar.
Zu dem Aspekt der immer verbreiteteren PET-Flaschen siehe folgenden Abschnitt. In Deutschland ist selbst in langen Rohrleitungssystemen der Trinkwasserversorgung bis zur Entnahmestelle kaum eine Gefahr gegeben, dass Verunreinigungen, beispielsweise Bakterien, ins Wasser kommen, da die Leitungen unter hohem Druck stehen, was ein Eindringen von Fremdkörpern effektiv verhindert. Gefahren für Verunreinigungen bietet neben den Rohrleitungssystemen (chemische Kontamination) möglicherweise der Wasserauslass (verkalkter, verunreinigter Wasserhahn – mikrobielle Kontamination).
Belastung mit Radionukliden
Mineralwässer weisen häufig einen erhöhten Gehalt an den Radionukliden Radon-222, Radium-226 und Radium-228 auf und tragen damit zu einer größeren Strahlenexposition des Organismus bei. Eine gesundheitliche Gefährdung ist daraus nicht generell abzuleiten, insbesondere Radon tritt in erster Linie direkt an der Quelle auf. Nach Angaben von Rolf Michel, Leiter des Zentrums für Strahlenschutz und Radioökologie der Universität Hannover, hat etwa ein Säugling, der jährlich 50 Liter des am stärksten belasteten Mineralwassers trinkt, eine zusätzliche Strahlenbelastung von 0,1 Millisievert pro Jahr; diese Dosis entspricht etwa der bei einem Langstreckenflug.
Das Umweltbundesamt mahnt hingegen zu hohe Urangehalte in vereinzelten Mineralwässern an und gibt an, dass maximal 10 μg Uran pro Liter für Erwachsene akzeptabel sind.[11] (μg = Mikrogramm = 10-6= 0,000001 Gramm). Hierbei bezieht sich das Bundesamt allein auf die toxikologische Wirkung und nicht auf eine mögliche Strahlenbelastung, die unterhalb von 60 μg Uran/Liter nicht von Belang ist.[12] Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Bundesinstitut für Risikobewertung empfehlen einen Maximalgehalt von 15 μg Uran pro Liter für Erwachsene und 2 μg Uran je Liter bei Säuglingen und Kleinkindern.[11] Seit November 2011 muss Trinkwasser einen Urangrenzwert von 10 μg/l einhalten [13]
Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung von 1.530 Mineralwasserproben aus deutschen Quellen zwischen den Jahren 2000 und 2004 ergab, dass eine Probe einen Urangehalt von 71 μg pro Liter enthielt[14], welches kurz darauf aber nicht mehr verkauft wurde. Allerdings lagen die Urangehalte von 97 % der Proben bei weniger als 15 μg Uran pro Liter und galten damals als unbedenklich für Erwachsene.[14] Bei 44 % der Proben lag der Urangehalt unter der Nachweisgrenze von 0,2 μg pro Liter.[14] Mittlerweile (Juli 2006) wurde vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg sichergestellt, dass alle Mineralwässer aus Baden-Württemberg mit weniger als 15 μg Uran pro Liter abgefüllt werden.[15]
Durch Uran werden besonders die Nieren des menschlichen Körpers angegriffen und beschädigt[14]. Es gilt allerdings als weniger gefährlich als das ebenfalls enthaltene Radium[16].
Dennoch lässt es sich in der Realität nicht vermeiden, dass Menschen über ihre Nahrung Uran zu sich nehmen. Beispielsweise enthält Meerwasser etwa 3,3 μg Uran pro Liter, deutsche Flüsse und Seen etwa 1–3 μg pro Liter und das Grundwasser in Deutschland kann zwischen 0,4 μg und 2,4 μg pro Liter enthalten. Als aussagekräftigster Vergleich kann das deutsche Trinkwasser mit durchschnittlich 0,3 μg Uran pro Liter zum deutschen Mineralwasser mit durchschnittlich 2,8 μg pro Liter hergezogen werden.[17] Der Zusammenhang erhöhter Urangehalte in Mineral- und Trinkwässern mit der Geologie der Grundwasserspeichergesteine wurde 2009 erstmals bundesweit untersucht[18]. Dabei stellte sich heraus, dass erhöhte Urangehalte vorwiegend an Formationen wie Buntsandstein oder Keuper gebunden sind, die selbst geogen erhöhte Urangehalte aufweisen.
Belastung mit anthropogenen Stoffen
Vor allem Pflanzenschutzmittel und deren Zersetzungsprodukte können Mineralwasser belasten. Dennoch gibt es in der deutschen Mineral- und Tafelwasserverordnung keine verbindlichen Grenzwerte für Pestizide und ihre Metabolite; lediglich die Allgemeine Verwaltungsvorschrift über die Anerkennung und Nutzung von natürlichem Mineralwasser (AVV)[19] enthält Orientierungswerte: Mehr als 0,05 µg/l Pestizide sollen danach nicht in Mineralwasser enthalten sein. Die Zeitschrift Ökotest hat im Juli 2011 105 Mineralwässer getestet: In 30 % der Wässer wurden Pestizidmetabolite gefunden, in 17 Produkten sogar in Mengen über 0,05 µg/l.[20]
Die staatliche Lebensmittelüberwachung entscheidet bei derartigen Funden vom Menschen verursachter Verunreinigungen im Mineralwasser über das Weiterbestehen der amtlichen Anerkennung als natürliches Mineralwasser. Bislang sind für Mineralwasser keine Mechanismen zugelassen, mit denen Pestizidmetabolite aus dem Wasser entfernt werden dürfen.
Auch künstliche Süßstoffe im Mineralwasser sind Hinweise für Einflüsse menschlichen Handelns auf Grundwasserschichten, verursacht durch Abwasser. Künstliche Süßstoffe werden als Zuckerersatzstoffe in Lebensmitteln eingesetzt, mit der Nahrung aufgenommen und größtenteils unverändert wieder ausgeschieden und auch in Kläranlagen nicht abgebaut (v.a. Acesulfam). Die Lebensmittelüberwachung Baden-Württemberg stellte 2010 bei 214 untersuchten in- und ausländischen Mineralwässern in 27 Proben (12,2 %) Süßstoffnachweise fest (Cyclamat und Acesulfam).[21] Für künstliche Süßstoffe in Mineralwasser gibt es bislang noch keine verbindlichen Grenzwerte.
Trinkwasseraufbereitung
Während es bei der Trinkwasseraufbereitung erlaubt ist, erheblich in das Produkt einzugreifen, darf Mineralwasser in seiner ursprünglichen Zusammensetzung nur eingeschränkt und nur mittels genehmigter Verfahren verändert werden. Es dürfen lediglich Eisen-, Schwefel-, Mangan- und Arsenverbindungen sowie Fluorid entzogen werden und es darf Kohlenstoffdioxid (CO2) zugesetzt werden, wodurch im Wasser Kohlensäure (H2CO3) gebildet wird, oder CO2 darf entfernt werden. Auf beide Behandlungen ist auf dem Etikett hinzuweisen. Die Enteisenung wird häufig mit Ozon herbeigeführt. Sie wird bei vielen Mineralwässern vorgenommen, da sonst mit der Zeit eine Braunfärbung des Wasser eintritt. Die meisten Mineralwässer weisen am Austrittsort einen nicht annähernd so hohen Kohlensäure-Gehalt auf wie nach der Flaschenfüllung. Die Kohlensäure dient unter anderem der Haltbarkeit, da sie durch die Ansäuerung für ein stabiles antimikrobielles Milieu sorgt. Sie regt zudem die Magentätigkeit an. Das Mindesthaltbarkeitsdatum sehr kohlensäurearmer Wässer ist oftmals kürzer als dasjenige von Sprudel- oder Mediumwasser.
Umweltaspekte
Mineralwasser belastet durch Verpackung und Transporte, wie andere Lebensmittel auch, die Umwelt. Die spezifischen Umweltbelastungen von Mineralwasser wurden in einer vom Interessenverband der Schweizer Wasserversorger (SVGW) bezahlten Studie untersucht und mit der Ökobilanz von Trinkwasser aus dem Hahn verglichen. Gekühltes sprudelndes Mineralwasser in der Einwegflasche hat demnach eine 3,5 mal so hohe Umweltbelastung (ausgedrückt in Umweltbelastungspunkten 97 gemäß Methode der ökologischen Knappheit) wie gekühltes sprudelndes Trinkwasser aus dem Hahn. Wesentliche Aspekte sind dabei die Verpackung und der Transport. Mehrwegverpackungen sind nur dann umweltfreundlicher, wenn sie nicht über lange Distanzen transportiert werden müssen. Bei den Transporten ist neben der Entfernung auch das Transportmittel (Lkw, Bahn, Schiff) wichtig für eine Beurteilung.[22]
Mineralwasser in PET-Flaschen
Mineralwasser bietet den Vorteil gleichbleibender Wasserqualität. Allerdings kann es in Ausnahmefällen zu einer Verunreinigung beim Abfüllen, Transport und bei der Lagerung kommen, besonders wenn es in Plastikflaschen abgefüllt wird. Dann muss sichergestellt werden, dass nicht Stoffe aus dem Verpackungsmaterial, häufig Acetaldehyd, in das Wasser übertreten oder durch die Flaschenwandung diffundieren. Das Wasser bekommt dann einen leicht süßlichen Geschmack wodurch es geschmacklich verfälscht wird. Dies wird vermieden, indem dem PET-Granulat ein Blocker hinzugefügt wird. [23]
Statistische Daten
In den folgenden Tabellen stehen die Länder mit dem weltweit höchsten jährlichen Verbrauch von in Flaschen abgefülltem Wasser im Jahr 2007. Dazu zählt nicht nur Mineralwasser, sondern unter anderem auch Tafelwasser, Heilwasser und Sodawasser sowie die 20 größten Unternehmen am Mineralwassermarkt in Deutschland 2010 nach ihrem Umsatz.
Höchster Gesamtverbrauch 2007
Folgende zehn Länder verbrauchten zusammen 138.024,4 Millionen Liter Flaschenwasser in einem Jahr.[24]
Höchster Pro-Kopf-Verbrauch 2007
Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Pro-Kopf-Verbrauch von Mineral- und Heilwasser in Liter nach Angaben des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen, des österreichischen Fachverbandes der Nahrungs- und Genussmittelindustrie und des Verbandes Schweizerischer Mineralquellen und Soft Drink-Produzenten.[25][26]
Die größten Unternehmen am Mineralwassermarkt in Deutschland
Unternehmen | Umsatz in Mio. Euro (kursiv=geschätzt) |
---|---|
Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke (MEG) | 383,0 |
Hansa-Heemann | 294,0 |
Altmühltaler, Baruther, Breuna (Schäff) | 268,0 |
Hassia-Gruppe | 240,0 |
Nestlé Waters Deutschland | 195,8 |
Gerolsteiner Brunnen | 184,0 |
Danone Waters Deutschland | 180,0 |
Franken Brunnen | 159,0 |
Hövelmann-Gruppe (Rheinfels-Quelle) | 147,6 |
Adelholzener Alpenquellen | 131,0 |
Vilsa-Brunnen | 130,0 |
Mineralquellen Wüllner (Carolinen) | 126,0 |
Mineralbrunnen Überkingen-Teinach | 125,0 |
Rhönsprudel | 115,6 |
Coca-Cola (Apollinaris) | 102,0 |
Hochwald-Sprudel Schupp | 74,2 |
Refresco | 66,2 |
Förstina | 60,0 |
Bad Harzburger Mineralbrunnen | 59,0 |
Gehring-Bunte | 55,0 |
Die Marktanteile am österreichischen Mineralwassermarkt
Umsatzzahlen sind in Österreich nicht vergleichbar vorhanden. Diese Werte geben deshalb nur die abgefüllten Mengen an. Sie basieren auf einer Studie aus dem Jahr 2006.[28]
Marke | Menge in Millionen Liter |
Marktanteil** |
---|---|---|
Vöslauer | 237,3 | 38,3 % |
Römerquelle | 150 | 17,2 % |
Waldquelle | * | 9,7 % |
Gasteiner | 45,5 | 3–4 % |
Juvina | 22 | 3–4 % |
* Für Waldquelle liegen für das Jahr 2006 keine Werte vor.
** 12,3 % Marktanteil erreichen verschiedene Importmineralwässer
Verwandte Produkte
- Quellwasser und Tafelwasser sind ebenfalls in der Mineral- und Tafelwasserverordnung definiert, sind aber kein Mineralwasser.
- Ebenfalls vom Mineralwasser zu unterscheiden ist Heilwasser, das aufgrund des Nachweises einer heilenden, lindernden oder vorbeugenden Wirkung als Arzneimittel zugelassen wurde. Der Mineralstoff- und Spurenelementegehalt von Heilwässern liegt in der Regel höher als bei natürlichen Mineralwässern [29].
- Sodawasser ist ein Tafel- oder Mineralwasser, das in Deutschland mindestens 570 mg Natron je Liter sowie Kohlensäure enthält.
Literatur
- Claus Arius: Mineralwasser. Der Guide zu 170 Marken aus aller Welt. Wilhelm Heyne, München 1996, ISBN 3-453-09831-5.
- Rose Marie Donhauser, Jerk Martin Riese: Die Welt des Wassers. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt an der Weinstraße 2009, ISBN 978-3-86528-666-6.
Weblinks
- www.gesetze-im-internet.de: Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Informationen zu Mineralwasser, Liste amtlich anerkannter Mineralwässer
- www.bio-mineralwasser.de: Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser e.V.: Informationen zu Biomineralwasser
- hassia.com: Mineralwasserlexikon
- mineralwasser.com: Informationsseite des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen
- www.forum-mineralwasser.at: Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Forum natürliches Mineralwasser (Österreich)
- www.chemieunterricht.de: Erklärungen und Experimente zum Thema Mineralwasser
- www.gerhardfrey.de: Regional oder global? – Was jeder beim Wasserkauf wissen sollte
- www.oekotest.de: Mineralwasser, still – Rein gar nichts
- Deutschlandfunk, Sendung Marktplatz, 20. Mai 2010, www.dradio.de: Kalorienarm und gesund – Mineralwasser als idealer Durstlöscher
- DLG Prämierung Mineralwässer 2011
Einzelnachweise
- ↑ http://books.google.de/books?id=QWMhAQAAMAAJ&pg=RA2-PT32&dq=sauerbrunnen&hl=de&sa=X&ei=Xfq0UNiXAtHJswbe7IF4&ved=0CEEQ6AEwBTgK
- ↑ Mineral- und Tafelwasserverordnung
- ↑ Listen der in der Bundesrepublik Deutschland amtlich anerkannten natürlichen Mineralwässer
- ↑ Hubert Schneemann,Gisela Wurm: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. Folgebd. 1. Waren und Dienste. Springer 1995. S. 301
- ↑ § 8, § 9 Mineral- und Tafelwasserverordnung bei juris.
- ↑ § 8 Mineral- und Tafelwasserverordnung bei juris.
- ↑ Helmut Heseker: Untersuchungen zur ernährungsphysiologischen Bedeutung von Trinkwasser in Deutschland. Auf: Forum Trinkwasser, abgerufen am 20. November 2011 (archiviert).
- ↑ Mineral- oder Leitungswasser in der Süddeutsche Zeitung, aufgerufen 3. Januar 2010
- ↑ Berliner Wasserbetriebe
- ↑ Birgit Becke für die Informationszentrale Deutsches Mineralwasser (IDM), Bonn: Die Bioverfügbarkeit der Mineralstoffe aus Mineral- und Heilwässern
- ↑ 11,0 11,1 Foodwatch e. V. – Uran aus der Flasche, (Stand: Juli 2006), S. 1.
- ↑ Herrmann H. Dieter, Christine Schulz: Uran im Trinkwasser. In: telegramm: umwelt+gesundheit. Information des Umweltbundesamtes, Ausgabe 03/2008.
- ↑ Trinkwasserverordnung, Änderung vom 3. Mai 2011, S. 763
- ↑ 14,0 14,1 14,2 14,3 Foodwatch e. V. – Uran aus der Flasche, (Stand Juli 2006), S. 5.
- ↑ Foodwatch e. V. – Uran aus der Flasche, (Stand: Juli 2006), S. 7.
- ↑ Foodwatch e. V. – Uran aus der Flasche, (Stand Juli 2006), S. 4.
- ↑ Gesundheitsamt Bremen – Uran in Trink- und Mineralwasser, 2. Auflage, 03.2006, S. 1.
- ↑ ... Vorkommen und Herkunft von Uran in deutschen Mineral- und Leitungswässern. Dissertation Friedhart Knolle, TU Braunschweig 2009.
- ↑ Allgemeine Verwaltungsvorschrift über die Anerkennung und Nutzung von natürlichem Mineralwasser (AVV, Anlage 1a)
- ↑ Ökotest Juli 2011 "Rein gar nichts"
- ↑ Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Jahresbericht der Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg 2010, Seite 58.
- ↑ N. Jungbluth: Vergleich der Umweltbelastungen von Hahnenwasser und Mineralwasser. In Gas, Wasser, Abwasser Vol. 2006 (3): 215-219.
- ↑ Stiftung Warentest: Natürliches Mineralwasser. In: test vom 28. Juni 2012, abgerufen 10. Dezember 2012.
- ↑ CBC News In Depth: Consumers: Bottled water. CBC, 20. August 2008 (Quelle: Beverage Marketing Corporation)
- ↑ http://www.forum-mineralwasser.at/markt-oesterreich.html
- ↑ http://www.mineralwaters.org/index.php?func=f&parval=market/switzerland
- ↑ http://www.lebensmittelzeitung.net/business/lieferanten/rankings/pages/Top-40-Mineralbrunnen-2011_172.html#rankingTable
- ↑ Beurteilung der Qualität von österreichischen Mineralwässern Diplomarbeit von Daniela Hammer von Oktober 2008 abgerufen am 5. Januar 2013
- ↑ Deutsche Heilbrunnen im Verband Deutscher Mineralbrunnen e.V.