Hassia Mineralquellen
Die Hassia Mineralquellen GmbH & Co. KG ist ein deutscher Getränkehersteller mit Sitz in Bad Vilbel, Hessen. Hassia-Gruppe ist der Name, unter dem der Konzern in der Öffentlichkeit auftritt (Eigenschreibweise „HassiaGruppe“). Das Unternehmen erzielte 2011 bei einem Gesamtabsatz von 780 Millionen Litern einen Umsatz von 242 Millionen Euro. Hassia besteht aus sieben Töchtern (Stammhaus Hassia Mineralquellen mit den Standorten Bad Vilbel und Rosbach, Lichtenauer Mineralquellen, Thüringer Waldquell, Glashäger Mineralbrunnen, Wilhelmsthaler Mineralbrunnen sowie der Rapp’s Kelterei) und Kumpf Fruchtsäfte und beschäftigt 1150 Mitarbeiter.
Geschichte
Das Unternehmen geht auf den Gastwirt und Getränkehändler Johann Philipp Wilhelm Hinkel zurück, der im Jahr 1864 auf dem Familiengrundstück in der Frankfurter Straße 2 eine erste Quelle erschloss.[1] Sein Sohn, Fritz Hinkel, ließ das Unternehmen im Jahr 1900 als Hassia-Mineralbrunnen-Sprudel (Hassia ist die lateinische Bezeichnung für Hessen) in das Handelsregister eintragen. Fritz Hinkels Söhne, Wilhelm und Otto Hinkel, sorgten in den späten 1920er Jahren für eine deutliche Steigerung der Zahl an Füllungen. 1935 entstand durch eine 320 Meter tiefe Bohrung im Bad Vilbeler Kurpark eine weitere Quelle, über der heute der „Quellentempel“ steht, eines der Aushängeschilder der Stadt, die heute mit dem Slogan „Stadt der Quellen“ für sich wirbt.
In der Tat haben die Getränkeproduzenten zur Entwicklung von Bad Vilbel, einer Kleinstadt am Rand der Rhein-Main-Region nicht unwesentlich beigetragen: so wurde die Quelle im Kurpark schon bald als Heilquelle staatlich anerkannt und nicht zuletzt ihr verdankt die Stadt ihre Anerkennung als Kurort. Neben Hassia waren zeitweise bis zu 20 Unternehmen gleichzeitig als Anbieter von Mineralwasser in Bad Vilbel ansässig.
Hassia wuchs seit den 1980er Jahren vor allem durch die Übernahme und Gründungen von Betrieben in Hessen, Sachsen und Thüringen stark an. Zunächst fusionierte man 1982 mit dem ebenfalls in Bad Vilbel ansässigen Luisen Brunnen der Familie Weihl, die das Unternehmen seit 1906 geführt hatte, und firmierte daraufhin als Hassia & Luisen Mineralquellen Bad Vilbel GmbH & Co..
Einen Überblick über die Gründung bzw. Übernahmen bis heute gibt folgende Tabelle:
|
Stand: 15. November 2005
1) Unternehmensgründung durch Hassia, keine Übernahme
2) 100%-ige Übernahme, davor Minderheitsbeteiligung
3) Betriebsstätte zum 31. Dezember 2005 geschlossen
4) Fusion
In den 1990er Jahren nutzte Hassia das günstige Investitionsklima in Ostdeutschland. So wurden 1991 im sächsischen Niederlichtenau die Lichtenauer Mineralquellen GmbH und im Sommer 1997 die Mineralquellen Friedrichroda im Thüringer Wald gegründet. Während der Betrieb in Friedrichroda über eine lokale Bedeutung nicht hinauskam, entwickelte sich die Lichtenauer Tochter nicht nur zum Marktführer in Sachsen, sondern war 2002 mit einem Jahresausstoß von 130 Mio. Litern der größte Abfüller in den fünf östlichen Flächen-Bundesländern.
1997 wurde die Produktpalette durch die Übernahme des Fruchtsaft- und Apfelwein-Herstellers Rapp’s Kelterei im benachbarten Karben ausgedehnt. Im selben Jahr folgte der Wilhelmstaler Mineralbrunnen GmbH im nordhessischen Calden und 1998 die Hessenquelle in Bad Vilbel. Die Hessenquelle, deren Produktionsstätte gegenüber der Hassia-Firmenzentrale lag, war bis dahin ein Gemeinschaftsunternehmen mehrerer Vilbeler Getränkehersteller gewesen, an dem auch Hassia Anteile besaß und dort unter anderem die „Bizzl“-Limonaden abfüllen ließ.
Ende 2001 folgte der in Rosbach vor der Höhe ansässige Konkurrenzbetrieb Rosbacher Brunnen GmbH, der gemeinsam mit dem Tochterunternehmen Kaiser-Friedrich-Quelle am 13. November 2001 Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hatte. Für die Rosbacher, durch den kostspieligen Neubau einer PET-Abfüllanlage wenige Jahre zuvor in einer finanziell angespannten Situation, bedeuteten letztlich die Folgen eines am 11. April 2000 in der ARD ausgestrahlten Berichts des TV-Magazins Plusminus das Aus. Dieses hatte 15 deutsche Mineralwasser-Sorten untersuchen lassen, mit dem Ergebnis, dass fünf der Wässer „stark“ mit dem radiotoxischen Isotop Radium-226 belastet waren, darunter die Marken Rosbach Klassisch und Rosbacher Urquelle. Für das Rosbacher Unternehmen hatte die öffentlich geführte Debatte die Folge, dass die Verbraucher in Bezug auf dessen Produkte verunsichert waren und der Absatz zeitweise um bis zu 30 % einbrach.
Am 1. August 2005 übernahm Hassia die Brau und Brunnen Mineralquellen GmbH (u. a. mit den Marken Thüringer Waldquell, Margon, Glashäger, sowie Vita Cola) des Getränkekonzerns Brau & Brunnen. Dieser Konzern wurde 2004 von der Oetker-Gruppe übernommen. Der Konzern beschloss, das Geschäftsfeld des Unternehmens größtenteils auf die Brauereibetriebe zu beschränken und die Konzerntochter Brau und Brunnen Mineralquellen GmbH zu verkaufen.
Durch diese Übernahme überholte Hassia den Gerolsteiner Brunnen in der Rangliste deutscher Abfüller alkoholfreier Getränke und belegt damit Platz vier der Branche. Die jüngste Übernahme hat aber auch Betriebsschließungen zur Folge. Der 1903 von Gottfried Moritz Gössel gegründete Traditionsbetrieb in Burkhardswalde (Gemeinde Müglitztal in Sachsen) wurde zum Jahresende 2005 geschlossen und die Produktion der Margon-Produkte nach Lichtenau verlegt. Der Standort Schmalkalden der Thüringer Waldquell Mineralbrunnen GmbH wurde verkleinert.
Günter Hinkel, der Urgroßenkel des Gründers Philipp Wilhelm Hinkel, übernahm 1964 die Geschäftsführung, seit 2002 ist sein Sohn Dirk Hinkel gleichberechtigter Geschäftsführer des mittlerweile zum Konzern angewachsenen Familienbetriebs.
Weblinks