Morpholin
- Wikipedia:Vom Gesetzgeber eingestufter Gefahrstoff
- Gesundheitsschädlicher Stoff
- Ätzender Stoff
- Morpholin
Strukturformel | |||||||||||||||||
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Allgemeines | |||||||||||||||||
Name | Morpholin | ||||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C4H9NO | ||||||||||||||||
CAS-Nummer | 110-91-8 | ||||||||||||||||
PubChem | 8083 | ||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
farblose Flüssigkeit mit ammoniakartigem Geruch[1] | ||||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||||
Molare Masse | 87,12 g·mol−1 | ||||||||||||||||
Aggregatzustand |
flüssig | ||||||||||||||||
Dichte |
1,00 g·cm−3 (20 °C)[1] | ||||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||||
Siedepunkt |
129 °C[1] | ||||||||||||||||
Dampfdruck | |||||||||||||||||
pKs-Wert |
8,36[2] | ||||||||||||||||
Löslichkeit |
vollständig mischbar mit Wasser[1] | ||||||||||||||||
Brechungsindex |
1,454 bei 20 °C[3] | ||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||
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MAK |
10 ml·m−3, 36 mg·m−3[1] | ||||||||||||||||
LD50 |
1050 mg·kg−1 (Ratte, peroral)[6] | ||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C |
Morpholin ist eine heterocyclische, bei Raumtemperatur flüssige organische Verbindung mit der Summenformel C4H9NO. Der gesättigte Sechsring enthält sowohl eine Ether-Gruppe als auch eine sekundäre Amin-Gruppe; nach dem Hantzsch-Widman-System ist es somit ein hydriertes (und daher gesättigtes) Oxazin bzw. ein Oxazinan.
Eigenschaften
Morpholin ist eine brennbare, hygroskopische, farblose Flüssigkeit mit schwach aminartigem Geruch. Mit Wasser reagiert es leicht basisch.
Sicherheitshinweise
Morpholin ist gesundheitsschädlich beim Einatmen, Verschlucken und Berührung mit der Haut. Es verursacht Verätzungen. Einatmen von Morpholin führt zu Lungenödemen und nachfolgenden Leber- und Nierenschäden. Mit nitrosierenden Verbindungen (z. B. Nitriten, Stickoxiden) können sich Nitrosamine bilden, welche krebserregend wirken können.
Morpholin hat eine LD50 von 500 mg·kg−1 (dermal, Kaninchen), sowie 1910 mg·kg−1 (oral, Ratte).
Herstellung
Es wird aus Diethanolamin oder aus Bis(2-chlor-ethyl)ether gewonnen:[7]
Die großtechnische Herstellung von Morpholin erfolgt katalytisch in Anwesenheit von Wasserstoff durch die Umsetzung von Diethylenglykol mit Ammoniak.
Verwendung
- Zusatz zu Wasser- und Dampfsystemen als Korrosionsinhibitor und zur Anpassung des pH-Wertes
- Herstellung von Vulkanisationshilfsmitteln für die Kautschuk- und Gummiindustrie
- Zusatz bei der Betonverarbeitung
- Herstellung von Pharma- und Pflanzenschutzwirkstoffen wie Tridemorph oder das Anti-Krebs Medikament GDC-0941[8]
- Zusatz zu Wachsen, die zur Behandlung der Oberflächen von frischem Obst angewendet werden. Diese Verwendung ist in den EU-Staaten nicht zugelassen, aber z. B. in den USA, Kanada und Südamerika.[9]
- Herstellung der Arzneistoffe Bufexamac, Doxepram, Emorfazon, Fenclofenac, Folescutol, Fomocain, Molindon, Moracizin, Morinamid, Naproxen, Sulmetocin, Timolol und Trimetotin [10]
- In der organischen Synthese als schwache Aminbase
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Eintrag zu CAS-Nr. 110-91-8 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 3. Juni 2007 (JavaScript erforderlich).
- ↑ David Evans Research Group.
- ↑ 3,0 3,1 Datenblatt Morpholine bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 11. April 2011.
- ↑ 4,0 4,1 Eintrag aus der CLP-Verordnung zu CAS-Nr. 110-91-8 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich)
- ↑ Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
- ↑ Datenblatt Morpholin bei Merck, abgerufen am 27. Februar 2010.
- ↑ Siegfried Hauptmann: Organische Chemie, Verlag Harry Deutsch, Thun 1985, ISBN 3-87144-902-4, S. 602.
- ↑ Drugging the PI3 Kinome, Paul Workman et al., Cancer Res; 70(6) March 15, 2010.
- ↑ Europäisches Parlament: Betrifft: Einfuhrverbot für chilenische Äpfel, Parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Filip Kaczmarek vom 24. Januar 2011.
- ↑ Axel Kleemann, Jürgen Engel, Bernd Kutscher und Dieter Reichert: Pharmaceutical Substances, 4. Auflage (2000) 2 Bände erschienen im Thieme-Verlag Stuttgart, ISBN 978-1-58890-031-9; seit 2003 online mit halbjährlichen Ergänzungen und Aktualisierungen.