Mikrowellenspektroskopie
Die Mikrowellenspektroskopie ist ein zur Gruppe der Molekül- und Hochfrequenzspektroskopie gehörende Untersuchungsmethode. Sie dient vorzugsweise der Untersuchung von Gasen, Flüssigkeiten und Festkörpern. Grundlage der Methode ist die Absorption von elektromagnetischen Wellen im Frequenzbereich von ca. 0,5–100 GHz (Mikrowellen) durch die Anregung von Molekülrotationen oder zu Übergängen zwischen Hyperfeinstruktur von Atomen. Die Mikrowellenspektroskopie kann sowohl zeit- oder frequenzaufgelöst angewandt werden.
Experimentelle Voraussetzungen
Allgemein eignen sich nur Moleküle zur Mikrowellenspektroskopie, die Dipole bilden oder Schwingungen ausführen, bei denen sich das Dipolmoment verändert. Als Messverfahren kann zum einen bei verschiedenen Frequenzen die Absorption gemessen werden, oder man bedient sich der Fouriertransformation und wertet eine zeitabhängige Absorption nach den darin enthaltenen Frequenzen aus.
Um exakte bzw. möglichst eindeutig zuzuordnende Absorptionspektren zu erhalten, muss die Wechselwirkung der Moleküle untereinander minimiert werden. Meistens wird deswegen mit geringen Mengen gasförmiger Spezies gearbeitet in großen evakuierten Messbehältern.
Probenform
Mikrowellenspektren von Gasen zeichnen sich durch scharfe Absorptionslinien aus, deren Ursache meist in der Rotation von dipolbehafteten Molekülen liegt. Die scharfen Linien ergeben sich aus der Energiedifferenz quantenmechanisch festgelegter Energieniveaus von Molekülschwingungen beziehungsweise Rotationen.
Die Mikrowellenspektroskopie kann auch zur Aufklärung von Struktur und Dynamik von Flüssigkeiten genutzt werden. Die Spektren von Flüssigkeiten zeichnen sich gegenüber anderen durch sehr breite Absorptionsbanden aus, die durch mehrere Frequenzbereiche gehen. Im Mikrowellenspektrum liefern Moleküle einen Beitrag, die ein Dipolmoment aufweisen. Die Stärke des Dipolmoments geht vorzugsweise in die Stärke der Absorption ein, wogegen die Geschwindigkeit der Molekülbewegung (Taumelrotation) die Lage der Absorptionsbande auf der Frequenzskala bestimmt. Man findet im Allgemeinen einen Zusammenhang zwischen der Viskosität einer Flüssigkeit und der Bewegungsgsgeschwindigkeit der Dipole.
Üblicherweise lassen sich Mikrowellenspektren mit einer Überlagerung von Debye-Funktionen (benannt nach Peter Debye) beschreiben, wobei jeder einzelnen Debye-Funktion ein Bewegungsvorgang zugeordnet wird.
Anwendung
Mit Hilfe der Mikrowellenspektroskopie von Gasen können Informationen gewonnen werden, wie z. B.:
- Bindungslängen in einfach aufgebauten Molekülen
- Konformationen bestimmter chemischer Verbindungen, die sog. Rotationshyperfeinstrukturen im Absorptionsspektrum aufweisen,
- Strukturen kurzlebiger, nicht isolierbarer Spezies, die ebenfalls Rotationshyperfeinstrukturen ergeben, mit Hilfe der Molekularstrahl-Methode,
- elektronische Umgebung bzw. Elektronendichte-Verteilung um bestimmte Atomkerne herum, die sog. Quadrupolhyperfeinstrukturen im Absorptionsspektrum aufweisen.
Die Mikrowellenspektroskopie wird hauptsächlich in der Physikalischen Chemie eingesetzt zur Erforschung von Moleküleigenschaften, die über andere Methoden gar nicht oder nur schwer zu erlangen sind.
Literatur
- Wolfgang Demtröder: Molekülphysik: Theoretische Grundlagen und experimentelle Methoden. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 24. August 2003, ISBN 9783486249743, S. 362–366.