Melanterit
Melanterit | |
Melanterit aus den Copperas Mountain, Paxton, Ross County, Ohio, USA | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
Fe[SO4]·7H2O[1] |
Mineralklasse | Sulfate (und Verwandte) 7.CB.35 (8. Auflage: VI/C.06) nach Strunz 29.06.10.01 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch; 2/m[2] |
Farbe | Hellgrün,, Grünlichblau bis Bläulichgrün, Farblos |
Strichfarbe | Weiß |
Mohshärte | 2 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 1,895 bis 1,898 ; berechnet: 1,897[3] |
Glanz | Glasglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | muschelig, spröde |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {001}; deutlich nach {120}[3] |
Habitus | stalaktitisch, massige bis pulvrige Aggregate und Konkretionen, krustige Überzüge und Ausblühungen; selten tafelige, prismatische, pseudooktaedrische Kristalle |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,470 bis 1,471 ; nβ = 1,477 bis 1,480 ; nγ = 1,486[4] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,016[4] ; zweiachsig positiv |
Optischer Achsenwinkel | 2V = gemessen: 86° ; berechnet: 80°[4] |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | leicht wasserlöslich |
Besondere Kennzeichen | süßlich schmeckend, astringierend (zusammenziehend) |
Melanterit, auch als Eisenvitriol bekannt, ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe[SO4]·7H2O[1], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Eisen(II)-sulfat.
Mit einer Mohshärte von 2 gehört Melanterit zu den weichen Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Gips mit dem Fingernagel ritzen lassen. In der Natur findet er sich meist in Form massiger bis pulvriger oder faseriger bis nadeliger Mineral-Aggregate, Konkretionen und Stalaktiten sowie krustigen Überzügen bzw. Ausblühungen. Selten bildet er auch tafelige, prismatische oder pseudooktaedrische Kristalle mit glasglänzenden Oberflächen aus.
Besondere Eigenschaften
In frischem und sehr reinem Zustand ist Melanterit von hellblauer Farbe, die durch teilweise Oxidation in Eisen(III)-sulfat eine hellgrüne Farbe annimmt. Je nach Verwitterungsgrad kommt das Mineral in der Natur daher in unterschiedlichen Mischfarben von Grünlichblau bis Bläulichgrün vor. Seine Strichfarbe ist jedoch immer weiß.
An trockener Luft dehydratisiert Melanterit, verliert also einen Teil seines Kristallwassers. Durch Erhitzen kann dieser Vorgang noch verstärkt werden, bis er schließlich in das einfach wasserhaltige und gelbliche bis farblose Sulfat-Mineral Szomolnokit (Fe[SO4] • H2O[5]) übergeht.
Melanterit ist leicht wasserlöslich und süßlich schmeckend, wirkt allerdings gleichzeitig astringierend (zusammenziehend).[3]
Etymologie und Geschichte
Eisenvitriol war bereits im Mittelalter bekannt und wurde unter anderem verschiedenen Heilmitteln beigemischt sowie in unreiner, kupferhaltiger Form als so genanntes Kupferwasser für Schreibtinte verwendet.
Seinen bis heute gültigen Namen Melanterit erhielt das Mineral 1850 von Wilhelm Ritter von Haidinger, der es nach dem griechischen Wort μελαντηρία für Eisenvitriol benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Melanterit zur Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Bieberit, Boothit, Mallardit und Zinkmelanterit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Melanterit ebenfalls in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate, etc.) ohne weitere Anionen, mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Melanteritgruppe“ mit der System-Nr. 7.CB.35 und den weiteren Mitgliedern Alpersit, Bieberit, Boothit, Mallardit und Zink-Melanterit bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Melanterit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate“ ein. Hier ist er ebenfalls als Namensgeber der „Melanteritgruppe (Heptahydrate, monoklin: P21/c)“ mit der System-Nr. 29.06.10 und den weiteren Mitgliedern Alpersit, Bieberit, Boothit, Mallardit und Zinkmelanterit innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate mit AXO4 × x(H2O)“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Bisher sind zwei Varietäten bekannt: Der kupferhaltige Pisanit und der magnesiumhaltige Kirovit.
Bildung und Fundorte
Melanterit ist ein Sekundärmineral und bildet sich meist als Oxidationsprodukt aus primären Eisensulfiden wie Pyrit-, Markasit und Pyrrhotin. Oft findet er sich daher auch als Neubildung in Erzgruben. In seltenen Fällen kann er aber auch direkt als Sublimat aus vulkanischen Gasen entstehen[3] .
Insgesamt konnte Melanterit bisher (Stand: 2011) an rund 800 Fundorten nachgewiesen werden.[4] In Deutschland fand sich das Mineral an mehreren Orten im Schwarzwald sowie den Gemeinden Nußloch, Bruchsal und Schriesheim in Baden-Württemberg; im Bayerischen Wald, bei Lichtenberg und Waldsassen in Bayern; bei Messel, Richelsdorf und im Taunus in Hessen; am Rammelsberg in Niedersachsen; an vielen Orten und Gruben in Nordrhein-Westfalen wie unter anderem in der Eifel (bis nach Rheinland-Pfalz), im Ruhrgebiet und dem Sauerland; am Königsberg, bei Rockenhausen und im Westerwald in Rheinland-Pfalz; an mehreren Orten der Gemeinde Nonnweiler und bei Dudweiler in Saarbrücken; im Harz in Sachsen-Anhalt; an mehreren Orten im Erzgebirge und bei Potschappel, in der Oberlausitz und bei Oelsnitz in Sachsen sowie bei Gera, Saalfeld/Saale und Lehesten in Thüringen.
In Österreich trat das Mineral an mehreren Orten in Kärnten, Salzburg und der Steiermark sowie bei Gloggnitz in Niederösterreich und im tiroler Inntal auf.
In der Schweiz fand man Melanterit in der schaffhausener Gemeinde Thayngen, im Maderanertal (Golzern) im Kanton Uri, im Salzbergwerk bei Bex im Kanton Waadt sowie an mehreren Orten im Kanton Wallis.
Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Melanteritfunde ist unter anderem Chvaletice in Tschechien, wo Stalaktiten von bis zu 20 cm Länge entdeckt wurden.[6] Noch längere Stalaktiten (bis 2 m) sowie großflächige Krusten fand man in der „Aljustrel Mine“ in Portugal[7]. Besonders schön entwickelte Kristalle von bis zu 2 cm Größe traten aus den Minen der Grubenstadt Bisbee in Arizona und der „Boyd Mine“ in Ducktown im Polk County in Tennessee in den USA zutage.[6]
Weitere Fundorte liegen in Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Bulgarien, Chile, China, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Iran, Italien, Japan, Kanada, Kirgisistan, Kosovo, Marokko, Mazedonien, Mexiko, Namibia, den Niederlanden, auf Neuseeland, in Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, der Slowakei, in Slowenien, Spanien, Südafrika, Taiwan, Turkmenistan, der Ukraine, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) sowie in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[8]
Kristallstruktur
Melanterit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 14,07 Å; b = 6,50 Å; c = 11,04 Å und β = 105,6° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X.
- ↑ Webmineral - Melanterite (englisch)
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Handbook of Mineralogy - Melanterite (englisch, PDF 66,4 kB)
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 Mindat - Melanterite (englisch)
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 380.
- ↑ 6,0 6,1 Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 143 (Dörfler Natur).
- ↑ Stalaktiten aus Melanterit, Halotrichit und Pickeringit aus der Algares-Lagerstätte der Aljustrel Mine, Beja, Portugal und mit Melanterit überkrustete Grubenwand aus derselben Fundstätte
- ↑ Mindat - Localities for Melanterite
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 607.
Weblinks
- Mineralienatlas:Melanterit (Wiki)