Ionisator
Als Ionisatoren (auch Ionisierer) werden Geräte sehr geringer Leistung bezeichnet, die Ionen erzeugen. Die Ionen sind damit nicht natürlichen Ursprungs und werden durch die Ionisation von Atomen oder Molekülen erzeugt.
Typen und Bauweisen
Ionisatoren sind Geräte zur partiellen Ionisierung von Luft. Wird diese ionisierte Luft auf Oberflächen geblasen, kann man Materialien auf- bzw. entladen. Die entstehenden freien Radikale fördern chemische Abbauprozesse, was zur Geruchsbeseitigung und Desinfektion genutzt werden kann.
Ionisatoren arbeiten entweder mit Hochspannung von einigen Tausend Volt und einer Koronaentladung an Spitzen oder sie enthalten Quellen ionisierender Strahlung (Ultraviolettstrahler, radioaktive Isotope). Die erreichbaren Ströme betragen meist etwa 1 µA, das entspricht einigen Milliarden Ionen pro Sekunde.
Ionisatoren mit Koronaentladung
Solche Ionisatoren besitzen mit Hochspannung versorgte leitfähige Spitzen, die durch Koronaentladung und Feldemission in der unmittelbaren Umgebung Ionen erzeugen. Es gibt Ausführungen, die ungeregelt ständig Ionen erzeugen, und andere, bei denen das elektrische Feld durch Messung und gezielte Nachstellung der Hochspannung geregelt wird (geregelter Ionisator).
Geregelte und ungeregelte Ionisatoren werden sowohl zum Aufbau definierter Ladungen als auch zur Ableitung unerwünschter Ladungen (Verhinderung von elektrostatischen Aufladungen und ESD) eingesetzt.
Um zu erreichen, dass die Ionisatoren in größerem Abstand zum zu entladenden Material aufgestellt werden können (bis zu ca. 2 m), werden sie auch mit Blasluftdüsen angeboten oder an vorhandene Düsen angebaut. Dadurch werden die Ionen zusammen mit der Luft zur Wirkstelle hingeblasen (z. B. in Druckmaschinen). [1]
Korona-Ionisatoren sind oft als kammartige Leisten ausgebildet. Sie werden mit Gleich- oder Wechselspannung gespeist. Bei Wechselspannung werden alle Kammspitzen gemeinsam an die Spannungsquelle angeschlossen. Bei Gleichspannung sind die dicht nebeneinander angeordneten Metallspitzen abwechselnd positiv und negativ geladen.
U. a. in Xerox-Kopierern und Laserdruckern wird mit wechselspannungsüberlagerter Gleichspannung gearbeitet. Hier dienen die Ionisatoren der berührungslosen elektrostatischen Aufladung der Bildtrommel vor der Belichtung.
Ionenerzeugung durch Strahlung
Ultraviolettstrahlung und andere ionisierende Strahlung (Alpha-, Beta-, Röntgen- und Gammastrahlung) erzeugt ebenfalls Ionen. Ultraviolettstrahler wurden früher im Dauerbetrieb in Krankenhäusern zur Desinfektion eingesetzt. Heute findet man sie in der Trinkwasseraufbereitung sowie zur Aushärtung von Lacken, Harzen und Kunststoffen. Die Hauptwirkung entsteht dabei nicht durch Ionen. Vielmehr zerstören die energiereichen Photonen Moleküle und wirken keimtötend.
Radioaktive Isotope (Radionuklide) werden u. a. in Ionisationsrauchmeldern zur Detektierung Ionen absorbierender Substanzen (Rauchgase, Aerosole) eingesetzt. Dabei wird die durch Ionisierung hervorgerufene Leitfähigkeit der Luft gemessen. Diese Leitfähigkeit sinkt bei Anwesenheit von organischen Gasen oder Aerosolen.
Anwendungen
Beseitigung von elektrostatischer Aufladung
Eine Anwendung von Ionisatoren ist die Beseitigung elektrostatischer Aufladungen (Gefahr elektrostatischer Entladungen, Brandgefahr, Personenschutz). Sie wird eingesetzt, wenn die aufgeladenen Teile durch Erdung allein nur unzureichend entladen werden können.[2]
Elektrostatische Entladungen sind eine Gefahr an Anlagen, bei denen elektrisch isolierende Produkte bewegt werden (Folienherstellung, Folienverpackungen, Papierherstellung, Druckmaschinen, Textilienherstellung, Getreidemühlen, Abfüllanlagen). Hier besteht Brand- und ggf. Explosionsgefahr. Mit Ladungsableitung bzw. mittels Ionisatoren schwach leitfähig gemachter Luft wird dabei auch verhindert, dass das Verarbeitungsgut aufgrund elektrostatischer Aufladung aneinander oder an den Transportbahnen haftet, was den Transport behindern würde. Weiterhin kann so die Anziehung von unerwünschten Partikeln verhindert werden. In Papierbögen verarbeitenden Maschinen wird elektrostatisches Verkleben bei der Trennung der Bögen vom Stapel, beim Transport des Bogens innerhalb von Maschinen sowie auch beim Abstapeln am Ende der Maschine mit Ionisatoren verhindert. In Bogenoffsetdruckmaschinen wird durch Ionisation verhindert, dass Farbtropfen vorzeitig vom Druckzylinder auf den Bogen des Gegendruckzylinders überspringen.
An Arbeitsplätzen zur Herstellung und Verarbeitung elektronischer Bauelemente (Wafer, Schaltkreise, Leuchtdioden, Laserdioden, Leiterplatten-Bestückung) werden Ionisatoren verwendet, um einerseits den ESD-Schutz der Komponenten zu gewährleisten und andererseits Verschmutzung durch elektrostatisch angezogene Staubpartikel zu verhindern.
Zur Kontrolle der Wirkung der zum ESD-Schutz eingesetzten Ionisatoren gibt es den so genannten Charged Plate Monitor (CPM), ein Messgerät, mit dem das Ladungsfeld, als Abbild der Ladung, zwischen zwei definierten Platten bestimmt werden kann.
Koronabehandlung von Kunststoffflächen
Koronabehandlung ist das oberflächliche Aufrauen und Aktivieren nichtleitender Oberflächen mittels Koronaentladungen, meist um die Verklebbarkeit oder Haftung zu verbessern. Nach einer solchen Behandlung können Kunststoffflächen besser oder (bei manchen Kunststoffen) überhaupt erst laminiert oder beschichtet werden.
Luftreiniger
Geräte zur Ionisierung der Raumluft gibt es als Kleingeräte geringer Leistung. Die über den staubbindenden Effekt hinausgehenden Wirkungen der Kleingeräte für den Hausgebrauch (Steigerung des Wohlbefindens, frischere Raumluft), die auf der Erzeugung von Anionen beruhen sollen, sind wissenschaftlich nicht nachgewiesen und werden kontrovers diskutiert.
Das bei einer Raumluft-Ionisation entstehende Ozon bewirkt eine Spaltung vieler geruchsbildender Moleküle.
Allerdings bergen die Abbauprodukte von Nikotin und Zigarettenrauch, neben dem Ozon selbst, hohe gesundheitliche Risiken, so dass z.B. die Deutsche Lungenstiftung davor warnt, den schlechten Geruch verrauchter Räume mit Ozon generierenden Luftreinigern zu beseitigen.[3]
Ionisatoren in elektrischen Haushaltsgeräten
Im Handel sind auch Haartrockner, Staubsauger und Notebooks mit Ionisatoren erhältlich, die eine antistatische Wirkung versprechen.
Sogenannte Wasser-Ionisatoren für den Haushalt sollen angeblich die Qualität des Trinkwassers verbessern. Schadstoffe und Bakterien sind jedoch im Trinkwasser ohnehin kaum vorhanden.
Sicherheit
Elektrische Sicherheit
Die Betriebsspannungen von Korona-Ionisatoren bilden bei fachgerechter Isolation oder einer Fehlerstromschutzschaltung keine Gefahr. Die Ströme bei Laserdruckern und Kopierern sind meist zu klein, um bei Berührung Gesundheitsschäden hervorzurufen.
Da die zu beseitigenden elektrischen Felder von vielen Faktoren wie z. B. natürlichen Ionenwolken, offenem bewegtem Wasser, offenem Feuer, Luftfeuchtigkeit usw. beeinflusst werden, treten sie in der Praxis vollkommen unvorhersehbar auf. So kann beispielsweise vollkommen gleich behandeltes Verarbeitungsgut ein und derselben Charge unterschiedlich aufgeladen sein. Selbst das gleiche Verarbeitungsgut kann bei wiederholter Verarbeitung unterschiedlich geladen sein. Gleichspannungs-überlagerte Ionisatoren zur elektrostatischen Entladung können unter diesen Umständen funktionell umkippen und dann aufladen statt zu entladen. Der Abstand der Spitzen und die anliegende Spannung, gegebenenfalls Luftströmung und Pulszeiten, müssen deshalb aufeinander abgestimmt sein. [4]
Kontaminierungen
Durch die Ionenerzeugung entstehen freie Radikale, die zu chemischen Reaktionen und u.a. zur Bildung von Ozon, Stickoxiden und anderen Schadstoffen führen. Das erzeugte Ozon kann die menschlichen Atmungsorgane beeinträchtigen und fördert Korrosion.
Siehe auch
Quellen
- ↑ Rudi Riedl, Dieter Neumann, Jürgen Teubner: Technologie des Offsetdrucks. Seite 283. 1.Auflage. VEB Fachbuchverlag Leipzig. Leipzig 1989, ISBN 3-343-00527-4
- ↑ DIN EN 100015-1:1993-06 - Schutz von elektrostatisch gefährdeten Bauelementen - Teil 1: Allgemeine Anforderungen
- ↑ Warnung vor Luftreinigern mit Ozon bzw. Ozon-Generatoren zur Geruchsbeseitigung
- ↑ Dipl.-Ing. M. Walter: Elektrostatische Aufladung. VEB Verlag der Technik. Berlin 1961, Bestellnummer 1/4/2538