Hofmann-Umlagerung
Bei der Hofmann-Umlagerung (auch Hofmann-Abbau oder Hofmann-Säureamid-Abbau) handelt es sich um eine Namensreaktion in der Organischen Chemie, die nach ihrem Entdecker August Wilhelm von Hofmann benannt wurde. Hierbei wird ein unsubstituiertes Carbonsäureamid mit Brom Br2 in Gegenwart einer Base in Wasser umgesetzt. Dabei entsteht ein um die Carbonyl-Gruppe gekürztes Amin.[1][2][3] Diese Eliminierung der Carbonyl-Gruppe des Amids ist eng mit der Curtius-Reaktion, dem Lossen-Abbau und der Schmidt-Reaktion verwandt.[4]
Übersichtsreaktion
Die Hofmann-Umlagerung ist ein Abbau von Carbonsäureamiden zu primären Aminen.
Mechanismus
Im ersten Schritt greift das Hydroxidion ein Proton der Aminogruppe an. Im nächsten Schritt bindet sich ein positiv polarisiertes Brom an den negativ geladenen Stickstoff. Diese beiden Reaktionschritte können auch in einen zusammengefasst werden: Im alkalischen Milieu bildet sich aus Brom das reaktive Hypobromit, das mit seiner positiven Partialladung die nucleophile Aminogruppe angreift, es entsteht ein N-Bromamid. Dieses kann wegen seiner NH-Acidität durch ein weiteres Hydroxidion deprotoniert werden. Von diesem Anion wird das Bromid abgespalten und der Rest R (Alkyl- oder Arylrest) des Nitrens wandert unter Bildung eines Isocyanats zum Stickstoff. Das Isocyanat lagert Wasser an und reagiert zu einer Carbamidsäure. Diese ist in wässriger alkalischer Lösung nicht stabil und decarboxyliert. Es entsteht ein primäres Amin.
Bei den verwandten Reaktionen wie der Curtius-Umlagerung, der Schmidt-Reaktion oder dem Lossen-Abbau lässt sich im entsprechenden Reaktionsschritt das Intermediat Nitren nicht tatsächlich als Zwischenprodukt formulieren. Vielmehr bildet sich in einer konzertierten Reaktion über eine Umlagerung das Isocyanat unmittelbar aus dem N-Bromamid.
Varianten
Brom kann durch andere Reagenzien, wie Chlor (Cl2) oder N-Bromsuccinimid (NBS) mit 1,8-Diazabicyclo[5.4.0]undec-7-en (DBU) als Base ersetzt werden. Im folgenden Beispiel wird das intermediäre Isocyanat durch Methanol zu einem Urethan umgesetzt:[5]
Als Alternative zu Brom kann auch (Bis(trifluoracetoxy)iod)benzol eingesetzt werden.[6]
Einzelnachweise
- ↑ Hofmann, A. W. v. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 1881, 14, 2725.
- ↑ Wallis, E. S.; Lane, J. F. Org. React. 1949, 3, 267-306 (Übersichtsartikel).
- ↑ Shioiri, T. Comp. Org. Syn. 1991, 6, 800-806 (Übersichtsartikel).
- ↑ T. Laue, A. Plagens: Namens- und Schlagwortreaktionen der Organischen Chemie. Teubner Verlag, 2006, ISBN 3-8351-0091-2, S. 189-190.
- ↑ Keillor, J. W.; Huang, X. Organic Syntheses, Coll. Vol. 10, S. 549 (2004); Vol. 78, S.234 (2002). (Article).
- ↑ Almond, M. R.; Stimmel, J. B.; Thompson, E. A.; Loudon, G. M. Organic Syntheses, Coll. Vol. 8, S.132 (1993); Vol. 66, S.132 (1988). (Article).