Eudidymit
Eudidymit | |
typischer Eudidymit-"Fächer", wie er in Pegmatiten auftritt. Rechts unten sind einige kleine, dunkelgrüne Aegirin-Kristalle (Sichtfeld 3,1 x 1,8 mm) | |
Chemische Formel |
Na2Be2[4][Si6O15] • H2O |
Mineralklasse | Silicate und Germanate 9.DG.60 (8. Auflage: VIII/G.04) nach Strunz 66.03.01.03 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch $ \ 2/m $ [1] |
Farbe | farblos bis weiß; selten auch graublau, blau, violett oder gelb |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 6 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,55 ; berechnet: 2,57 [2] |
Glanz | Glasglanz, Perlglanz auf den Spaltflächen |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | muschelig bis uneben |
Spaltbarkeit | vollkommen nach $ \lbrace 001\rbrace $ unvollkommen nach $ \lbrace {\bar {5}}51\rbrace $ [2] |
Habitus | dünntafelige Kristalle |
Zwillingsbildung | nach {001} lamellare (polysynthetische) Zwillinge |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,545 ; nβ = 1,546 ; nγ = 1,551 [3] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,006 [3] |
Optischer Achsenwinkel | 2V = gemessen: 30° ; berechnet: 50° |
Das Mineral Eudidymit ist ein selten vorkommendes Kettensilikat aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na2Be2[4][Si6O15] • H2O[4] und entwickelt häufig tafelige und verwillingte Kristalle von bis zu einigen Zentimetern Größe, die entweder farblos oder von weißer Farbe sind. Selten finden sich auch graublaue, blaue, violette oder gelbe Eudidymite.
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Eudidymit 1887 auf der im Langesundsfjord liegenden Insel Lille Arøya in der norwegischen Provinz Vestfold und beschrieben durch Waldemar Christopher Brøgger, der das Mineral aufgrund seiner häufigen Zwillingsbildung nach den griechischen Worten εὖ eu- für „gut“ und δίδυμος didymos für „Zwilling“ benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehört der Eudidymit zur Abteilung der „Silikate und Germanate mit Übergangsstrukturen zwischen Ketten- und Schichtsilikaten“, wo er mit Epididymit eine eigene Gruppe bildet.
Seit der umfangreich überarbeiteten 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ist die Klasse der Silikate teilweise neu definiert und präziser nach dem strukturellen Aufbau unterteilt und der Eudidymit findet sich jetzt entsprechend in der Unterabteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate) mit 3-periodischen Einfach- und Mehrfachketten“, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.DG.60 bildet.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Eudidymit ebenfalls in die Abteilung der Kettensilikate, dort allerdings in die Unterabteilung der „Kettensilikate mit doppelten, unverzweigten Ketten, W=2 mit Ketten P>2“, wo er zusammen mit Xonotlit, Zorit, Epididymit, Yuksporit, Haineaultit und Chivruaiit die Gruppe 66.3.1 mit P=3 bildet.
Modifikationen und Varietäten
Die Verbindung Na2Be2[4][Si6O15] • H2O ist dimorph und kristallisiert neben dem monoklinen Eudidymit noch als orthorhombischer Epididymit.
Bildung und Fundorte
Eudidymit bildet sich als späte Phase in alkalischen Nephelin-Syenit bzw. -Pegmatit. Begleitminerale sind unter anderem Aegirin, Albit, Analcim, Elpidit, Fuorit, Natrolith, Neptunit und Quarz.
Weltweit konnte Eudidymit bisher (Stand: 2010) an rund 30 Fundorten nachgewiesen werden, so bei Arenópolis im brasilianischen Bundesstaat Goiás; am Mont Saint-Hilaire (Québec) und am Letitia Lake im kanadischen Labrador; bei Věžná in Tschechien; in der Region Kitaa auf Grönland; am Mount Malosa in Malawi; in mehreren Regionen von Vestfold und Telemark in Norwegen; am Zagi Mountain bei Mulla Ghori (Khyber Agency) in den Stammesgebieten unter Bundesverwaltung in Pakistan; auf Kola und in Ostsibirien in Russland sowie bei Okehampton in England.[5]
Kristallstruktur
Eudidymit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c mit den Gitterparametern a = 12,63 Å; b = 7,38 Å; c = 14,02 Å und β = 103,7° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Eudidymite (englisch)
- ↑ 2,0 2,1 Handbook of Mineralogy - Eudidymite (englisch, PDF 68,6 kB)
- ↑ 3,0 3,1 Mindat - Eudidymite (englisch)
- ↑ 4,0 4,1 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 639.
- ↑ Mindat - Localities for Eudidymite
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 737.
Weblinks
Mineralienatlas:Eudidymit (Wiki)