Dextromethorphan

Dextromethorphan

Strukturformel
Struktur von Dextromethorphan
Allgemeines
Freiname Dextromethorphan
Andere Namen
  • IUPAC: (9S,13S,14S)-3-Methoxy-17-methylmorphinan
  • (all-S)-3-Methoxy-17-methylmorphinan
  • D-Methorphan
  • Latein: Dextromethorphanum
Summenformel
  • C18H25NO (Dextromethorphan)
  • C18H25NO·HBr (Dextromethorphan·Hydrobromid)
  • C18H25NO·HBr·H2O (Dextromethorphan·Hydrobromid·Monohydrat)
CAS-Nummer
  • 125-71-3 (Dextromethorphan)
  • 125-69-9 (Dextromethorphan·Hydrobromid)
  • 6700-34-1 (Dextromethorphan·Hydrobromid·Monohydrat)
PubChem 5360696
ATC-Code

R05DA09

DrugBank APRD00655
Kurzbeschreibung

weißes, kristallines Pulver [1]

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Antitussivum

Verschreibungspflichtig: Nein
Eigenschaften
Molare Masse 271,40 g·mol−1
Schmelzpunkt

109,5–112,5 °C [1]

pKs-Wert

8,3 [2]

Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser; leicht löslich in Chloroform [2]

Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [4][3]

Xn
Gesundheits-
schädlich
R- und S-Sätze R: 22
S: 36/37
LD50

210 mg·kg−1 (Maus p.o.)[5]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
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Dextromethorphan ist ein Arzneistoff, der als Hustenblocker (Antitussivum) verwendet wird.

Geschichte

Dextromethorphan war einer der drei Stoffe, die in von der CIA und US Navy finanzierten Forschung entdeckt wurde, der sich als nicht abhängigkeitserzeugendes Hustenmedikament zum Ersatz von Codein und Dihydrocodein eignete. Das Patent für Dextromethorphan wurde 1954 angemeldet; im September dieses Jahres erkannte die FDA (Food and Drug Administration) es als Antitussivum an. Drei Jahre später wurde es auch ohne Rezept erhältlich. Ab dann ist in verschiedenen Szenen missbräuchlicher Konsum von Dextromethorphan (angeboten als „Husti“ oder „Dexo“) bekannt.

Anwendung

Anwendungsgebiete

Seit 1954 wird Dextromethorphan als hustenstillendes Mittel gegen trockenen Husten und Reizhusten vermarktet. Darüber hinaus zeigt es Wirksamkeit bei der Behandlung neuropathischer Schmerzen.

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen treten unter Dextromethorphan in geringer Dosierung relativ selten auf. Bei einem geringen Prozentsatz der Bevölkerung (je nach Quelle 1 %-10 %) findet sich jedoch eine pharmakogenetische Schwäche des Cytochrom P450 Enzyms CYP2D6, so dass bereits bei therapeutischer Dosierung Halluzinationen, Realitätsverlust und psychotische Episoden auftreten können. Gelegentlich sind Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen zu beobachten. Bei einigen Personen kann auch eine niedrige Dosis Juckreiz auslösen. Bei einer Überdosierung kann es zu Halluzinationen und psychotischen Episoden kommen.

Wechselwirkungen

Kontraindiziert ist die gleichzeitige Einnahme von bestimmten Antidepressiva (MAO-Hemmer [6], serotonin-wiederaufnahmehemmende Antidepressiva), da dies zum Serotoninsyndrom führen kann (Übelkeit, Bluthochdruck, Fieber, Tod).[7]

Dextromethorphan sollte nicht mit Alkohol kombiniert werden, da dies zu Wechselwirkungen wie Übelkeit führen kann.

Dextromethorphan sollte nicht mit dem Antihistaminikum Terfenadin kombiniert werden, da es zu lebensgefährlichen Wechselwirkungen kommen kann. [8] Des Weiteren wurden insbesondere bei missbräuchlichem Konsum teils tödliche Wechselwirkungen mit allen Antihistaminika der 2. und 3. Generation beobachtet. Ein oft verwendetes Antihistaminikum (auch bei Missbrauch) ist Diphenhydramin oder Dimenhydrinat.

Die Plasmahalbwertszeit liegt bei etwa 3,5 Stunden. Es gibt allerdings einen geringen Prozentsatz von Menschen, die den Wirkstoff Dextromethorphan sehr langsam abbauen (pharmakogenetische Schwäche des Cytochrom P450 Enzyms CYP2D6). Dadurch verlängert sich die Plasmahalbwertszeit von Dextromethorphan, so dass bereits bei therapeutischen Dosen ein starker Rauschzustand ausgelöst werden kann, der einer Psychose ähnelt (s. Modellpsychose). Dextromethorphan sollte nicht in der Schwangerschaft genommen werden, da es in Verdacht steht, die fetale Hirnentwicklung negativ zu beeinflussen.

Missbrauch und Überdosierung

Der Missbrauch von Dextromethorphan kann eine Drogenpsychose nach sich ziehen, unkontrolliertes Verhalten kann zur Selbst- oder Fremdgefährdung führen. Regelmäßige, missbräuchliche Einnahme kann zur Suchterkrankung führen, unter Umständen ist auch mit Hirnschäden zu rechnen.[9]

Direkt durch Dextromethorphan bedingte Todesfälle sind theoretisch möglich, dafür aber müsste es in einer derart hohen Dosis eingenommen werden, wie es in der Praxis kaum möglich ist. In der Kombination mit Paracetamol sind jedoch Todesfälle bekannt. Zum Missbrauch vom Dextromethorphan sind nur wenige Studien verfügbar. Die bekannteste Arbeit zum Thema stellt wohl die DXM-FAQ von William E. White, einem amerikanischen Dextromethorphan-Forscher, dar.[10] Seine Thesen stützen sich teilweise auf Berichte von mehreren Hundert Konsumenten.

Pharmakologie

In seinem Wirkmechanismus unterscheidet sich Dextromethorphan deutlich von anderen therapeutisch genutzten Opioiden und von seinem Enantiomer Levomethorphan. Ebenso verfügt es über ein wesentlich geringeres psychisches und physisches Suchtpotenzial. Pharmakologisch wird Dextromethorphan nicht mehr als Opioid klassifiziert, da es an keinem Opioidrezeptor gebunden wird. Die frühere Einstufung hängt damit zusammen, dass es als Agonist am Sigma-1-Rezeptor wirkt, welcher früher noch fälschlich zu den Opioidrezeptoren gezählt wurde. Zudem wirkt es als nichtkompetitiver Antagonist kanalblockierend an NMDA-Rezeptoren. Das erklärt die Wirksamkeit in der Schmerztherapie, nicht aber die antitussive Wirkung. Des Weiteren wirkt es als Dopamin- und Serotoninwiederaufnahmehemmer. Dadurch und durch die antagonistische Wirkung am NMDA-Rezeptor kommt das Rauschpotential zustande.

Chemie

Stereochemie

Die Struktur des Dextromethorphan zeigt eine Verwandtschaft zu Opioiden, wie Codein und Morphin, unterscheidet sich aber grundlegend von ihnen in seiner Stereochemie. Seine Stereozentren in Position 9, 13 und 14 sind gegenüber denen der Opioide mit einem Morphinan-Grundgerüst invertiert. Dextromethorphan kann somit als ein Enantiomer eines Opioids angesehen werden.

Chemische Eigenschaften

Das Dextromethorphan-Hydrobromid [(9S,13S,14S)-3-Methoxy-17-methylmorphinan·HBr] ist kaum löslich in Wasser. Es ist gut in Ethanol, Glycerol und Chloroform löslich.

Synthese

Dextromethorphan wird durch Synthese hergestellt. Die Racematspaltung von (±)-3-Methoxy-N-methylmorphinan [(9S*,13S*,14S*)-3-Methoxy-17-methylmorphinan] erfolgt über die Bildung diastereomerer Salze mit D-Weinsäure.[11]

Handelsnamen

Monopräparate

Bexin (CH), Calmerphan (CH), Calmesin (CH), Dextro.Med (CH), Emedrin (CH), Hicoseen (CH), Hustenstiller-Ratiopharm (D), Irotussin (CH), NeoTussan (D), Pulmofor (CH), Silomat DMP (D), Tossa-X (CH), Tussastopp (A), Vicks Hustenpastillen/ Hustensirup (CH), Wick Formel 44 (A), Wick Hustenpastillen/ Hustensirup (D)

Kombinationspräparate

Basoplex (D), Benical (CH), Contac Erkältungs-Trunk forte (D), Lindosan (A), Pretuval (CH), Vicks MediNait (CH), Wick DayMed Kapseln (D), Wick Erkältungssirup (A), Wick MediNait (D)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Thieme Chemistry (Hrsg.): RÖMPP Online - Version 3.1. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart 2008.
  2. 2,0 2,1 Sean Sweetman (Editor): Martindale: The Complete Drug Reference, 35th Edition: Book and CD-ROM Package. Pharmaceutical Press, ISBN 978-0-85369-704-6
  3. 3,0 3,1 Datenblatt Dextromethorphan hydrobromide monohydrate bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 24. März 2011.
  4. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  5. Dextromethorphan bei ChemIDplus
  6. Fink M. (1996): Toxic serotonin syndrome or neuroleptic malignant syndrome?. Pharmacopsychiatry 29(4); 159–61; PMID 8858716.
  7. Skop, BP. et al. (1994): The serotonin syndrome associated with paroxetine, an over-the-counter cold remedy, and vascular disease. Am J Emerg Med. 12(6); 642–4; PMID 7945606.
  8. Kintz P. und Mangin, P. (1992): Toxicological findings in a death involving dextromethorphan and terfenadine. Am. J. Forensic Med. Pathol. 13(4); 351–352; PMID 1288270.
  9. Fix, A. S. et al. (1995): Quantitative analysis of factors influencing neuronal necrosis induced by MK-801 in the rat posterior cingulate/retrosplenial cortex. Brain Res. 696(1-2); 194–204, PMID 8574669.
  10. Erowid DXM-FAQ
  11. Axel Kleemann, Jürgen Engel, Bernd Kutscher und Dietmar Reichert: Pharmaceutical Substances, 4. Auflage (2000), 2 Bände erschienen im Thieme-Verlag Stuttgart,S. 615–616, ISBN 978-1-58890-031-9; seit 2003 online mit halbjährlichen Ergänzungen und Aktualisierungen.

Weblinks

Commons: Dextromethorphan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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