Chemiebaukasten
Ein Chemiebaukasten oder Chemie-Experimentierkasten ist eine Zusammenstellung von Chemikalien und einfachen Geräten zur Durchführung chemischer Experimente für Hobbychemiker. Gedacht ist ein solcher Kasten zum vertieften praktischen Selbststudium naturwissenschaftlich interessierter Kinder und Jugendlicher. Dem Kasten liegt ein Handbuch bei, in welchem die vom Herausgeber vorgesehenen und getesteten Versuche beschrieben sind. Es gibt zu jedem Versuch eine genaue Anleitung sowie eine einfach gehaltene Erklärung.
Ausstattung
Geräte
Wichtigste Bestandteile sind einfache Glasgeräte wie Reagenzglas, Glasstäbe und Glasrohre. Aus Gründen der Kostenersparnis werden die einzelnen Versuchsaufbauten zumeist mit wenigen Standardelementen realisiert, so dass die apparative Durchführung der Versuche teilweise stark von derjenigen in echten Laboratorien abweicht (Verwendung von Gummischläuchen, eingeschränktes Repertoire an Glasgeräten, Kork- und Gummistopfen statt Normschliff-Verbindungen etc.). Als Wärmequelle dient in der Regel ein kleiner Spiritus- oder Trockenspiritusbrenner. Größere Kästen enthalten zudem Pipetten, Trichter, Filterpapier, Becherglas, Erlenmeyerkolben, Ständer und einiges mehr. Die Beigabe einer Schutzbrille ist heute die Regel.
Chemikalien
Starke Gifte oder feuergefährliche Stoffe gehören normalerweise nicht zur Ausstattung eines Chemiebaukastens. In vielen Experimentierkästen waren und sind jedoch Gefahrstoffe enthalten, die den heutigen Kategorien gesundheitsschädlich, reizend, brandfördernd oder ätzend zuzuordnen sind. Solche Ausführungen sind beim Verkauf nicht an Minderjährige abzugeben. Beim Experimentieren müssen Erwachsene als Aufsicht zugegen sein. In neuerer Zeit sind Chemiebaukästen auf den Markt gekommen, die frei von Gefahrstoffen sind. Traditionell wird auch auf im Haushalt vorhandene Alltagschemikalien wie Soda, Backpulver, Salmiakgeist (Ammoniaklösung), Wasserstoffperoxid und Brennspiritus zurückgegriffen. Weitere Chemikalien werden im Laufe der Versuche selbst präpariert. Beispiele:
- Anorganische Chemikalien wie Salzsäure und Kupfersulfat
- Wenige organische Chemikalien wie Zitronen- oder Weinsäure
- Schnellteststreifen wie Lackmus-Papier und Universalindikator-Papier
Beispiele
Chemiebaukästen waren schon seit Ende des 18. Jahrhunderts erhältlich. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden sie auch als Serien angeboten, so dass ein einfacher Einstieg möglich ist, und das Heimlabor schrittweise aufgebaut werden kann.
- Probir-Cabinet des Jenaer Apothekers Johann Friedrich August Göttling bzw. „Vollständiges chemisches Probir-Cabinet zum Handgebrauche für Scheidekünstler, Aerzte, Mineralogen, Metallurgen, Technologen, Fabrikanten, Oekonomen und Naturliebhaber“), Jena, um 1790[1]
- Chemiebaukastenserie des Franckh-Kosmos Verlags, um 1928
- Chemiebaukasten "Der junge Chemiker" aus der ehemaligen UdSSR, zwei Ausführungen, wobei die große wie folgt ausgestattet war:
- Geräte: Reagenzgläser, Reagenzglashalter und -gestell, Brenner für Hartspiritus, Retorte, Porzellanschale, Glasrohr 90°, Gummistopfen
- Chemikalien: 4 g Ätznatron in 100-ml-Plastikflasche zur Bereitung einer 4 %-igen Natronlauge, 10 %-ige Salzsäure, Calciumhydroxid, Natriumhydrogencarbonat, Ammoniumchlorid, Kupfersulfat, Weinsäure, Eisenpulver, Kaliumpermanganat, Schwefelblüte, Eisencitrat, Rotes und Gelbes Blutlaugensalz, Tannin, Magnesiumstreifen, Phenolphthalein-Pulver, Malachit-Pulver, Kongorot-Papier, Lackmus-Papier, Phenolphthalein-Papier
Weblinks
Historische Chemiebaukästen
- "Experimentierkästen und –bücher im Wandel der Zeit" Staatsexamensarbeit D. Wolf (PDF-Datei; 4,52 MB)
- Anleitungen historischer Philips Experimentierkästen
- Baukasten-Wiki für Elektronik- und Chemie-Experimentierkästen
- Video: Geschichte der Experimentierbaukästen bis 1805
- Video: Geschichte der Experimentierbaukästen ab 1890
Aktuelle Chemiebaukästen
Einzelnachweise
- ↑ Georg Schwedt: Chemische Probierkabinette, HisChymia Buchverlag, 2001.