Chemiedidaktik
Chemiedidaktik ist die Didaktik für die Chemie. Als Fachdidaktik stellt sie die Lehre dar, wie Chemieunterricht methodisch-systematisch so erteilt werden kann, dass die Schülerinnen und Schüler möglichst motiviert und effektiv in das Grundwissen der Chemie eingeführt werden. Neben den Methoden des Unterrichtens im Fach Chemie werden daher auch die Inhalte des Grundwissens der Chemie möglichst logisch verknüpft und motivierend und lernzielorientiert präsentiert (vgl. Artikel Didaktische Reduktion und Chemieunterricht).
Erste Ansätze einer naturwissenschaftlich-chemisch orientierten Fachdidaktik gehen u. a. auf Martin Wagenschein und Georg Kerschensteiner zurück.
Chemiedidaktik wird einerseits während des Studiums an Universitäten bzw. Hochschulen, andererseits in der zweiten Phase der Lehrerausbildung (Referendariat) im Fachseminar an Lehrer-, bzw. Studienseminaren vermittelt.
Themen der Chemiedidaktik
Schwerpunkte
Als „Berufswissenschaft“ des Chemielehrers weist eine Chemiedidaktik nach Häusler, Lutz, Pfeifer u. a. folgende Schwerpunkte auf:
- Ziele und Inhalte des Chemieunterrichts (allgemein und bezogen auf die jeweils konkrete Schulform von der Grundschule und Sekundarstufe I und II bis hin zur Berufsschule oder der Universität)
- Umsetzung fachlicher Inhalte auf das jeweilige Niveau der Lernenden und die Kenntnis der hierfür notwendigen Bedingungen (didaktische Reduktion, Elementarisierung)
- Darbietung fachlicher Inhalte in verständlicher, zeitgemäßer und interessanter Aufbereitung (Methodik der Chemiedidaktik)
- Kenntnis der Vermittlungsformen und Planung, Durchführung und Auswertung des Chemieunterrichts für bestimmte Adressatengruppen (inkl. Überprüfung der Lernergebnisse, Lernerfolgskontrolle)
- Herstellung und Beachtung der Arbeitssicherheit und Unfallverhütungsvorschriften im Chemieunterricht (Experimente planen, durchführen und auswerten, sicherer Umgang mit Laborgeräten und Chemikalien/Gefahrstoffen im Klassenraum ebenso wie im Chemielabor)
- Wissenschaftliche Evaluation der Nationalen Bildungsstandards für den mittleren und höheren Schulabschluss
Fachdidaktische Einzelaspekte und -inhalte
Einzelne Aspekte und Inhalte der Chemiedidaktik sind dementsprechend:
- Die Geschichte des Chemieunterrichts
- Das Verhältnis von Lebenswirklichkeit und Fachwissenschaft zum Unterricht im Fach Chemie
- Die Fachsprache im Chemieunterricht (inkl. Benennung von Stoffgruppen und Erstellung von chemische Formeln und Reaktionsgleichungen)
- Erkenntniswege und -gewinnung unter Einbeziehung der Wissenschaftspropädeutik
- problemorientierte Verfahren (z.B. forschend-entwickelnder Unterricht)
- Konzeptionen, Kompetenzen und Lernziele im Chemieunterricht
- Logik, Artikulation, Induktion/Deduktion, empirisches Verfahren, Entdecken und Erschließen der Grundgesetze der Chemie z. B. durch Experimente / Schulversuche
- Prinzipien der Stoffauswahl und -anordnung (inkl. didaktischer Reduktion / Elementarisierung: Gesetze, Regeln, Erfahrungswerte)
- Unterrichtsverfahren, Planung, Durchführung und Analyse (inkl. Bewerten) des Unterrichts
- Motivation und Veranschaulichung durch Experimente (z. B. Schauversuche wie das Demonstrations-Experiment „Bellender Hund“)
- Computeranwendungen und weitere Medien im Chemieunterricht (z.B. Modelle, Arbeitstransparente, Chemielehrbuch)
- Schulstufen- und Schulart-Orientierung von Chemieunterricht
- Beispiele von Unterrichtsreihen für verschiedene Jahrgangsstufen und Schulformen
- Umgang mit chemiespezifischen Lernerfolgsüberprüfungen (z.B. Klausuren, Übungen, Tests) und Abschlussprüfungen (z.B. Abitur)
Literatur
- Nöding/Flohr: Methodik, Didaktik und Praxis des Chemieunterrichts, Quelle & Meyer Heidelberg 1979, ISBN 3-494-00936-8
- Lutz Häusler, Pfeifer, Schmidkunz et al.: Konkrete Fachdidaktik Chemie, Oldenbourg-Verlag, München 1997, ISBN 3486828428
- H.-J. Becker et al.: Fachdidaktik Chemie, 2. Auflage, Aulis-Verlag, 1992, ISBN 3-7614-1409-9
- Trendberichte zur Chemiedidaktik. In: Nachrichten aus der Chemie, Wiley, 2004–2010, jeweils Heft 3