Charoit
Charoit | |
Charoit | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
(K,Na)5(Ca,Ba,Sr)8[(OH,F)|Si6O16|(Si6O15)2] · n H2O[1] |
Mineralklasse | Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilicate) 9.DG.32 (8. Auflage: VIII/F.35) nach Strunz 70.01.02.03 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch 2/m[2] |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | P21/m (Raumgruppen-Nr. 11) |
Farbe | violett (fliederfarben) und weiß gestreift, hellbraun |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 5 bis 6 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,54 ; berechnet: [2,77][3] |
Glanz | Glasglanz bis matt |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Bruch | uneben |
Spaltbarkeit | nach (001) gut |
Habitus | faserige oder massige Aggregate |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,550 ; nβ = 1,553 ; nγ = 1,559[4] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,009[4] ; zweiachsig positiv |
Optischer Achsenwinkel | 2V = 28° bis 30° (gemessen), 72° (berechnet)[4] |
Pleochroismus | farblos |
Weitere Eigenschaften | |
Radioaktivität | kaum messbar |
Das Mineral Charoit (deutsch korrekter Tscharoit) ist ein selten vorkommendes Kettensilikat aus der Mineralklasse der Silicate. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der allgemeinen, chemischen Zusammensetzung (K,Na)5(Ca,Ba,Sr)8[(OH,F)|Si6O16|(Si6O15)2] · n H2O[1]. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Kalium, Natrium, Calcium, Barium und Strontium sowie innerhalb der eckigen Klammer das Hydroxidion und Fluor können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.
Charoit entwickelt durchscheinende bis undurchsichtige, massige oder faserige Aggregate in violetter und weißer Streifung, wobei die Streifen ineinander verwirbelt sind und mitunter dunkle Einschlüsse enthalten kann. Charoit ist als Schmuckstein hoch begehrt.
Etymologie und Geschichte
Violette Gesteine in Form von Blöcken wurden im Gebiet des Flusses Tschara erstmals 1948 entdeckt und irrtümlicherweise als Cummingtonit-Schiefer beschrieben (Cummingtonit ist ein Magnesium-Eisen-Silikat; Charoit und die begleitenden Minerale enthalten jedoch kein Magnesium). In den 1960er Jahren entdeckte das Irkutsker Geologenehepaar Rogow die eigentliche Lagerstätte im Bereich der Wasserscheide zwischen der Tschara und ihrem Nebenfluss Tokko. In den 1970er Jahren wurde die Lagerstätte detailliert untersucht und 1976 das Mineral beschrieben. Seit 1978 ist es als anerkanntes Mineral in der Liste der IMA aufgenommen. Nach russischen Quellen wurde das Mineral übereinstimmend nach dem Vorkommen in Einzugsbereich des Flusses Tschara (russisch Чара, englische Transkription Chara) benannt. Nach anderen Quellen bezieht sich die Bezeichnung auf das ebenso passende russische Wort tschary (чары), was pathetisch für Zauber im Sinne von reizend, bezaubernd steht.
Klassifikation
Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Charoit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Canasit, Eveslogit, Frankamenit, Miserit und Yuksporit die unbenannte Gruppe VIII/F.35 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Charoit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Kettenbildung, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 3-periodischen Einfach- und Mehrfachketten“ zu finden ist, wo es nur als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.DG.32 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Charoit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die Abteilung der „Kettensilikate: Säulen- oder Röhren-Strukturen“ ein. Hier ist er zusammen mit Narsarsukit und Caysichit-(Y) in der Gruppe der „Doppelt gekröpfte Ketten“ mit der System-Nr. 70.01.02 innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Säulen- oder Röhren-Strukturen mit säulenartigen Silikateinheiten“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Charoit bildet sich hydrothermal in vulkanischen Gesteinen. Begleitet wird es von verschiedensten Mineralen wie Aegirin, Feldspaten, Nephelin, Quarz und anderen.
Typlokalität ist das Gebiet des bis 1452 Meter hohen Murunmassivs (
58.373055555556118.92361111111 ) an der Grenze zwischen den russischen Verwaltungseinheiten Oblast Irkutsk, Republik Sacha (Jakutien) und Region Transbaikalien. Es erstreckt sich etwa 70 Kilometer südöstlich des an der Mündung der Schuja in die Tschara gelegenen Dorfes Tschara (auch Ust-Schuja) bzw. 40 Kilometer westlich der Siedlung städtischen Typs Torgo, am gleichnamigen Nebenfluss des Tokko im Rajon Oljokminsk gelegen.
Dies ist praktisch der einzige Fundort, insbesondere im östlichen Teil des Massivs. Auf der Sirenewy Kamen (Fliederfarbener Fels) genannten Lagerstätte ist die jährliche Förderung von 100 Tonnen zugelassen. Der Export aus Russland ist theoretisch nur in bearbeiteter Form erlaubt.
Kristallstruktur
Charoit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/m (Raumgruppen-Nr. 11) mit den Gitterparametern a = 32,11 Å; b = 19,77 Å; c = 7,23 Å und β = 95,85°[5] sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle[4].
Verwendung
Charoit findet ausschließlich Verwendung als Schmuckstein, entweder für Schmuckstücke oder Skulpturen. Es besteht Verwechslungsmöglichkeit mit Amethyst.
Siehe auch
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Lehrbuch der Mineralogie (16. Aufl.), Ferdinand Enke Verlag (1978), ISBN 3-432-82986-8
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0
Weblinks
- Mineralienatlas:Charoit (Wiki)
- Mineralien-Lexikon - Charoit
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 641.
- ↑ Webmineral - Charoite (englisch)
- ↑ John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Charoite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 76 kB)
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 Mindat - Charoite (englisch)
- ↑ American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database - Charoite (2011)