Bumetanid

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Strukturformel
Struktur des Bumetanids
Allgemeines
Freiname Bumetanid
Andere Namen
  • Bumetanide
  • 3-Butylamino-4-phenoxy-5-sulfamoylbenzoesäure
  • PF1593
Summenformel C17H20N2O5S
CAS-Nummer 28395-03-1
PubChem 2421
ATC-Code

C03CA02

DrugBank APRD00294
Kurzbeschreibung

weißes, kristallines Pulver[1]

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Diuretikum

Verschreibungspflichtig: Ja (D)
Eigenschaften
Molare Masse 364,4 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

232–237 °C[2]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [4]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze [4]
LD50
  • 330 mg·kg−1 (i.v., Maus)[5]
  • 4624 mg·kg−1 (oral, Maus)[5]
  • >200 mg·kg−1 (i.v., Ratte)[5]
  • >6000 mg·kg−1 (oral, Ratte)[5]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
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Bumetanid ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Schleifendiruetika. Es ist ein kurz wirksames Saludiuretikum.

Geschichte

Bumetanid ist in der Schweiz seit 1974 zugelassen.[1]

Synthese

In einem ersten Schritt wird das Sulfonylchlorid mit Ammoniak in das entsprechende Sulfonamid überführt. Die Umsetzung mit Natriumphenolat ergibt in einer nucleophilen Substitution den Biphenylether. Durch katalytische Hydrierung wird das Anilin erhalt welches dann mit Butanol zum sekundären Amin umgesetzt wird.[6]

Bumetanid synthesis.svg

Pharmakologie

Pharmakodynamik

Bumetanid ist ein Inhibitor, es hemmt die Wirkung der Natrium-, Kalium- und Chlorid-Symporter (Na+-2Cl-K+-Cotransporters), die sich in den Nephronen im Thick Ascending Limb (TAL) an der Schnittstelle zwischen Henlescher Schleife mit den Nierenkanälchen (Tubulus) befinden.[7]

Pharmakokinetik

Die Bioverfügbarkeit von Bumetanid beträgt bei oraler Einnahme etwa 90 %. Dreißig Minuten bis zwei Stunden nach der Gabe wird eine maximale Plasmakonzentrationen von 30 µg/l bei einer Dosis von 1 mg gemessen. Die Verstoffwechselung findet durch die Oxidation der N-Butyl-Seitenkette unter Bildung von alkoholischen Stoffwechselprodukten statt. Diese werden hauptsächlich als Glucuronide über den Urin und die Galle ausgeschieden und sind nicht wirkaktiv.

Bumetanid hat eine Plasmahalbwertszeit von 60 bis 90 Minuten und etwa 80 % der eingenommenen Menge werden innerhalb von 48 Stunden über den Urin ausgeschieden, dabei etwa 50 % unverstoffwechselt. Die restlichen 10–20 % werden über die Galle mit den Kot ausgeschieden.[8]

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

Bumetanid kann zur Behandlung oder Vorbeugung von Ödemen bei Leberzirrhose (Aszites), Nierenkrankheiten einschließlich des Nephrotisches Syndroms und Herzinsuffizienz verwendet werden.[8]

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

Bumetanid darf bei einem deutliche Anstieg des Kreatinin- oder Harnstoff-Spiegels im Blut während der Therapie und bei Oligurie oder Anurie nicht beziehungsweise nicht weiterhin angewendet werden. Bei Niereninsuffizienz durch Vergiftungen mit nephrotoxischen und hepatotoxischen Stoffen und Coma hepaticum und bei Vorliegen von Hypokaliämie oder Hyponatriämie darf Bumetanid ebenfalls nicht verwendet werden. Weitere Kontraindikationen sind Schwangerschaft und Stillzeit sowie eine Überempfindlichkeit gegen Bumetanid.[8]

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Bumetanid kann die Wirkung von Antihypertonika, Trizyklischen Antidepressiva und die toxische Wirkung von nephrotoxischen Wirkstoffen (beispielsweise nicht-steroidale Entzündungshemmer, Aminoglykoside, Cephalosporine) verstärken. Die gleichzeitige Einnahme von Phenytoin oder nicht-steroidale Entzündungshemmern schwächt die Wirkung des Bumetanids ab. Bumetanid verringert die Serum-Clearance von Lithium und führt so zu erhöhten Lithiumspieln im Blut. Der Effekt bei gleichzeitiger Gabe von Digoxin ist hingegen indirekt; Bumetanid kann zu Hypokaliämie führen welche die toxische Wirkung der Digitalis verstärkt. Probenecid hemmt die Sekretion von Bumetanid.[8]

Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

Bumetanid darf während der Schwangerschaft nur bei zwingender Indikation in der niedrigst wirksamen Dosis eingesetzt werden, da es die Plazentaschranke überwinden und das Ungeborene schädigen kann. Während der Stillzeit ist die Anwendung kontraindiziert, falls sie lebensnotwendig ist, muss abgestillt werden.[8]

Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)

Es kann zu den folgenden Nebenwirkungen kommen: Exantheme, Wadenkrämpfe, Muskelverspannungen, Kopfdruck, Schwindel, Schwäche, Seh-und Hörstörunge, Mundtrockenheit, gastrointestinale Störungen, Pankreatitis, Elektrolytverluste (Natrium, Kalium, Magnesium, Calcium), Hypovolämie, Hypovolämie bedingte Thromboseneigung, Dehydratation, Hyperurikämie, Gichtanfälle, Cholesterin-, Triglyceridanstieg, Verschlechterung einer prädiabetischen oder diabetischen Stoffwechsellage, Verschlechterung einer metabolischen Alkalose, Unerwünschte Blutdrucksenkung, Kreislaufkollaps, Vaskulitis, Anämie, Leukopenie, Thrombopenie, Agranulozytose, Verschlechterung oder Manifestwerden der Symptome einer Harnabflussbehinderung, Harnstoff- und Kreatininanstieg, akute interstitielle Nephritis, Überempfindlichkeitsreaktionen.[6]

Handelsnamen

Bumetanid wird unter anderem als Burinex (DE, CH), Bumex (USA), Edemex, Lixil, Burine, Segurex, Fontego, Bufenox, Lunetoron und Fordiuran vertrieben.

Missbrauch

Bumetanid kann die Einnahme von anderen Arzneimitteln wie beispielsweise Steroiden im Urin maskieren und steht daher auf der Dopingliste.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Bumetanid auf Pharmawiki.ch
  2. 2,0 2,1 2,2 Japanese Pharmacopoeia JP15/Bumetanide
  3. Bumetadin bei Scibo.de
  4. 4,0 4,1 Datenblatt Bumetanide bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 6. Juli 2011.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Thieme Chemistry (Hrsg.): Eintrag zu Bumetanid im Römpp Online. Version 3.29. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2012, abgerufen am 18. Juli 2011.
  6. 6,0 6,1 Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis: Stoffe E - O auf Google-Books.
  7. DailyMed-Eintrag
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 8,4 Burinex in der Open Durg Database

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