Blödit
Blödit | |
Blöditkristall aus San Luis Obispo, Californien | |
Andere Namen |
Simonyit |
Chemische Formel |
Na2Mg(SO4)2·4H2O |
Mineralklasse | wasserhaltige Sulfate ohne fremde Anionen 7.CC.50 (8. Auflage: VI/C.18) nach Strunz 29.3.3.1 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch 2/m |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | P21a (Raumgruppen-Nr. 14 [1]) |
Farbe | farblos, rötlich, bläulich-grün, gelb |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 2,5–3 |
Dichte (g/cm3) | 2,23 |
Glanz | Glasglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | muschelig |
Spaltbarkeit | keine |
Habitus | kurze, prismatische Kristalle nach [001], körnige, massige Aggregate |
Häufige Kristallflächen | {110},{210},{110},{001},{111},{211} [1] |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | α=1,483, β=1,486, γ=1,487 |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
Δ=0,004 ; zweiachsig negativ |
Optischer Achsenwinkel | 2V = 2V 71°gemessen, 58° berechnet |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | in Wasser löslich, bitterer Geschmack |
Blödit ist ein hydratisiertes Natrium-Magnesium-Sulfat-Mineral mit der chemischen Formel: Na2Mg(SO4)2·4H2O aus der Mineralklasse der wasserhaltigen Sulfate ohne fremde Anionen. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt entweder kurze, prismatische Kristalle oder massige Aggregate in rötlicher, bläulich-grüner oder gelber Farbe. Auch farblose Kristalle sind bekannt.
Besondere Eigenschaften
Blöditkristalle müssen unter Verschluss gehalten werden, da es (ähnlich wie bei Chalkanthit) an der Luft mit der Zeit durch Wasserentzug verwittert. Es bildet sich eine weiße Kruste. Weiterhin ist das Material leicht wasserlöslich, das ist bei der Reinigung zu beachten.
Etymologie und Geschichte
Blödit wurde 1821 von J. F. John nach dem deutschen Chemiker Carl August Blöde (1773–1820) benannt[2]. 1869 von dem österreichischen Mineralogen Gustav Tschermak (1836–1927) auch als Simonyit[3] beschrieben, zur Ehre des österreichischen Naturwissenschaftlers Friedrich Simony (* 30. November 1813 Hrochův Týnec, Böhmen † 20. Juli 1896 St. Gallen, Steiermark), der selbst wiederum durch seine geologische Beschreibung des Dachsteingebietes in Österreich berühmt wurde.[4]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Blödit zur Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung der „wasserhaltigen Sulfaten ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Changoit, Konyait, Leonit, Mereiterit, Nickelblödit die Leonit-Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Blödit in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate, etc.) ohne weitere Anionen, mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, wo es namensgebend mit Changoit und Nickelblödit die Blödit-Gruppe bildet.
Die Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Blödit ebenfalls in die Klasse der Sulfate ein, dort jedoch in die Unterabteilung „Hydratisierte Säuren und Sulfate mit (A+)2B(XO4)2 • x(H2O)“. Hier ist er als Mitglied/zusammen mit Nickelblödit Leonit Mereiterit und Changoit in der Blödit-Gruppe 29. März 2003 zu finden.
Bildung und Fundorte
Blödit bildet sich durch chemische Sedimentation in Salzgewässern, das heißt durch verdunstungsbedingte Ausfällung der Blödit bildenden Molekülgruppen. Erstmals gefunden, untersucht und beschrieben wurde Blödit im Ischler Salzberg in Oberösterreich.
Weitere Fundorte sind Volksrepublik China, Staßfurt in Deutschland, Indien, Sizilien in Italien, Polen, Russland, Türkei, sowie Soda Lake und Deep Spring Lake in Kalifornien USA.
Vergesellschaftet ist der Blödit mit verschiedenen Salzen, z.B. Hallit, Kainit, Canallite bei marinen Bildungen, sowie zusätzlich Mirabilit und Thénardit bei Salzseen.[1]
Kristallstruktur
Blödit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21a (14 ) mit den Gitterparametern a = 11.126 Å; b = 8.242 Å; c = 5.539 Å; β = 100.84° und α = γ = 90° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Handbook of Mineralogy – Blödite
- ↑ J. F. John: Chemische Schriften. Band VI, 1821, S. 240.
- ↑ Simonyit bei mindat.org (engl.), eingesehen am 26. Januar 2010.
- ↑ Vera M. F. Hammer: Blödit. In: Austria-Lexikon, eingesehen am 26. Januar 2010.
- ↑ Hawthorne F. C.: Refinement of the crystal structure of bloedite, The Canadian Mineralogist, Vol. 23, 1985, 669–674 (PDF)
Literatur
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg / New York 2005, ISBN 3-540-23812-3.
- Historischer Bericht zur Fundsituation in Chile: Schulze H (1889) Mineralogisches aus Tarapacá, Verhandlungen des Deutschen Wissenschaftlichen Vereines zu Santiago, 2, 49–60 (pdf, deutsch)
- Spektroskopische Daten verschiedener Sulfate: Lane M. D., "Mid-infrared emission spectroscopy of sulfate and sulfate-bearing minerals", American Mineralogist, Vol. 92, (2007), 1–18
Weblinks
- Mineralienatlas:Blödit (WiKi)
- Webmineral – Blodite (engl.)
- MinDat - Blödite (engl.)