Bleiwolframat

Bleiwolframat

Strukturformel
Blei(II)-Ion Orthowolframation
Allgemeines
Name Bleiwolframat
Andere Namen

Blei(II)-wolframat

Summenformel PbWO4
CAS-Nummer 7759-01-5
PubChem 24464
Eigenschaften
Molare Masse 455,04 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte
  • 8,28 g·cm−3[1]
  • 8,46 g·cm−3 (Raspit)[2]
Schmelzpunkt

1123 °C[1]

Löslichkeit

unlöslich in Wasser[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
07 – Achtung 08 – Gesundheitsgefährdend 09 – Umweltgefährlich

Gefahr

H- und P-Sätze H: 302-332-360-373-410
P: 201-​273-​308+313-​501 [3]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [4][3]
Giftig Umweltgefährlich
Giftig Umwelt-
gefährlich
(T) (N)
R- und S-Sätze R: 61-20/22-33-50/53-62
S: 53-45-60-61
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
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Bleiwolframat (PWO) ist eine kristalline Verbindung aus Wolfram, Blei und Sauerstoff. Bleiwolframat wird als sehr strahlungsresistenter Szintillator in Kalorimetern der Teilchenphysik verwendet.

Vorkommen

Bleiwolframat kommt natürlich als Mineral Stolzit und Raspit vor.

Gewinnung und Darstellung

Die Kristalle werden sowohl mit dem Czochralski-Verfahren als der Bridgman-Stockbarger-Methode aus einer stöchiometrischen Schmelze von PbO und WO3 hergestellt.[5][6]

Eigenschaften

Bleiwolframat hat eine Schmelztemperatur von 1123 °C, eine Dichte von 8,28 g/cm3 und ist nicht hygroskopisch. Das spektrale Maximum des Szintillationslichts liegt bei 430 nm, dort beträgt der Brechungsindex 2,17. Die Strahlungslänge beträgt 0,89 cm. 80 % des Szintillationslichts wird innerhalb von 25 ns emittiert. Die Szintillationslichtausbeute von Bleiwolframat ist gering und beträgt lediglich 5 % von Bismutgermanat oder 0,6 % von Natriumiodid.[1] Weiterhin ist die Lichtausbeute stark von der Temperatur abhängig.[7] Bei etwa 400 °C setzt sich Raspit in Stolzit um.[2]

Verwendung

Am LHC am CERN kommt Bleiwolframat in den Detektoren CMS und ALICE zum Einsatz, weiterhin ist ein Einsatz am BTeV-Detektor am FNAL und im PANDA-Detektor am FAIR-Beschleunigerzentrum geplant.[1]

ECAL des Compact Muon Solenoids

Das elektronische Kalorimeter ECAL des Compact Muon Solenoids besteht aus einer Röhre aus 61.200 Kristallen und zwei Endelementen aus jeweils 7324 Kristallen. Die Kristalle haben die Abmessungen von 24x24x230 mm im radialen Bereich und 30×30×220 mm an den Endstücken. Die erwartete Strahlendosis im Laufe von 10 Jahren Betrieb beträgt für den radialen Bereich 4000 Gy und 2·1013 Neutronen/cm2, an den Endstücken wird die fünfzigfache Dosis erwartet. Durch die hohe Strahlungsdosis wird im CMS eine Schwankung der Transmittivität um etwa 5 % erwartet. Zur Korrektur der Schwankungen ist das CMS mit einem System ausgestattet, mit welchem zu Kalibrierungszwecken Laserlicht über Glasfaser in die einzelnen Kristalle eingekoppelt wird.[7]

ALICE-PHOS-Detektors

Im PHOS-Kalorimeter des ALICE-Detektors kommen Kristalle der Abmessung 22×22×180 mm zum Einsatz. Die Kristalle sind mit etwa 100 ppm Yttriumoxid dotiert. Zur Erhöhung der Lichtausbeute werden die Bleiwolframat-Kalorimeter im ALICE-Detektor auf −25 °C abgekühlt. Nach zehnjährigem Betrieb wird eine Strahlendosis von 1 Gy und eine Neutronendosis von 2·1010 Neutronen/cm2 erwartet.[5]

PANDA-EMC-Detektors

Im elektronischen Kalorimeter (EMC) des PANDA-Detektors kommen 16.000 Bleiwolframat-Kristalle von etwa 21x28x200 mm zum Einsatz. Die Betriebstemperatur des EMC beträgt −25 °C.[1]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Florian Feldbauer: Studien zur Strahlenhärte von Bleiwolframat-Kristallen, Masterarbeit. Ruhr-Universität Bochum, 2009, abgerufen am 2. April 2010 (PDF, deutsch).
  2. 2,0 2,1 2,2 Dale L. Perry,Sidney L. Phillips; Handbook of inorganic compounds; ISBN 978-0849386718
  3. 3,0 3,1 3,2 Datenblatt Bleiwolframat bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 13. März 2011.
  4. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  5. 5,0 5,1 M. Ippolitova et al: Lead tungstate crystals for the ALICE/CERN experiment. (PDF) In: Nuclear Instruments and Methods in Physics Research A. 537, Nr. 1-2, 2005, S. 353-356. doi:10.1016/j.nima.2004.08.042.
  6. Baoguo Han, Xiqi Feng, Guangin Hu, Yanxing Zhang, Zhiwen Yin: Annealing effects and radiation damage mechanisms of PbWO4 single crystals. (PDF) In: J. Appl. Phys.. 86, Nr. 7, 1999, S. 3571-3578. doi:10.1063/1.371260.
  7. 7,0 7,1 Q. Ingram1: The Lead Tungstate Electromagnetic Calorimeter of CMS. 16. März 2006, abgerufen am 2. April 2010 (PDF, englisch).