Barbosalith
Barbosalith | |
Schwarzer, mikrokristalliner Barbosalith mit Einschlüssen von rötlichen Phosphosideritkristallen aus der „Bull Moose Mine“ bei Custer, South Dakota, USA | |
Chemische Formel |
Fe2+Fe23+[(OH)2|(PO4)2][1] |
Mineralklasse | Phosphate, Arsenate und Vanadate 8.BB.40 (8. Auflage: VII/B.08) nach Strunz 41.10.01.04 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin (pseudotetragonal) |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch 2/m[2] |
Farbe | Dunkelblau, Blaugrün, Grünlichschwarz, Schwarz |
Strichfarbe | Dunkelblau |
Mohshärte | 6 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,60 bis 3,62 ; berechnet: 3,71[3] |
Glanz | Glasglanz bis erdig matt |
Transparenz | durchscheinend bis fast undurchsichtig |
Bruch | |
Spaltbarkeit | fehlt |
Habitus | |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,76 bis 1,78 ; nβ = 1,77 bis 1,81 ; nγ = 1,835 bis 1,84[3] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,065[4] ; zweiachsig positiv |
Optischer Achsenwinkel | 2V = gemessen: 64°[3] |
Barbosalith ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe2+Fe23+[(OH)2|(PO4)2][1] und stellt damit das Eisen-Analogon des Scorzalith (Fe2+Al2[(OH)2|(PO4)2][1]) dar.
Barbosalith ist durchscheinend bis fast undurchsichtig und entwickelt meist nur mikrokristalline Mineral-Aggregate oder krustige Überzüge, selten aber auch stämmige, prismatische und pseudokubische Kristalle von etwa 0,25 mm Größe und dunkelblauer, blaugrüner, grünlichschwarzer oder schwarzer Farbe.
Besondere Eigenschaften
In einem geschlossenen Rohr gibt Barbosalith Wasser ab. Gegen Säuren ist das Mineral relativ beständig, das heißt in heißer, verdünnter Salzsäure (HCl) löst es sich nur langsam und in verdünnter Salpetersäure (HNO3) gar nicht. Mit alkalischen Lösungen reagiert Barbosalith ebenfalls nur langsam, nur von der so genannten Clerici-Lösung, einem Fluid zur Dichtemessung von Mineralen, wird er angegriffen.[5]
Etymologie und Geschichte
Barbosalith wurde erstmals in der „Sapucaia Mine“ bei Sapucaia do Norte (Galiléia) im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais und 1955 beschrieben von M. L. Lindberg und W. T. Pecora, die das Mineral nach dem brasilianischen Geologen Aluízio Licínio de Miranda Barbosa (* 1916) benannten.[3]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Barbosalith zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Hentschellit, Lazulith, Lipscombit, Scorzalith, Richellit, Trolleit und Wilhelmkleinit die eigenständige „Lazulith-Reihe“ bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Barbosalith ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate, etc., mit weiteren Anionen, ohne H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der weiteren Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex RO4, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen, (OH, etc.): RO4 „kleinergleich“ 1 : 1“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Hentschelit, Lazulith, Scorzalith und Wilhelmkleinit die nach wie vor existierende „Lazulithgruppe“ mit der System-Nr. 8.BB.40 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Barbosalith in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „“ ein. Hier ist er zusammen mit Lazulith, Scorzalith und Hentschelit in der „Lazulithgruppe“ 41.10.01 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A2+B2+)3(XO4)2Zq“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Die Verbindung Fe2+Fe23+[(OH)2|(PO4)2] ist dimorph, kommt also in der Natur neben dem monoklin kristallisierenden Barbosalith noch als tetragonal kristallisierender Lipscombit vor.[3]
Bildung und Fundorte
Barbosalith ist ein Sekundärmineral und bildet sich aus primären Phosphaten durch Oxidation und Anlagerung von Hydroxidionen in komplexen granitischen Pegmatiten, wo er sich meist in Paragenese mit Tavorit,aber auch mit Hureaulith, Heterosit, Triphylin, Vivianit, Roscherit und Rockbridgeit.
Insgesamt konnte Barbosalith bisher (Stand: 2011) an rund 30 Fundorten nachgewiesen werden. Neben seiner Typlokalität „Sapucaia Mine“ in Galiléia fand sich das Mineral in Brasilien noch in den Gemeinden Água Boa und Mendes Pimentel in Minas Gerais sowie bei Pedra Lavrada in Paraíba.
In Deutschland trat das Mineral bisher nur im Oberpfälzer Wald, genauer am Kreuzberg bei Pleystein, in der Grube Cornelia bei Hagendorf (Weidhaus) und im Pegmatit-Aufschluss nahe Althütte (Waldmünchen) in Bayern.
Weitere Fundorte liegen in Argentinien, Australien, Frankreich, Tschechien, Madagaskar, Marokko, Namibia, Portugal, Ruanda, Spanien, Südafrika, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).
Kristallstruktur
Barbosalith kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 7,25 Å; b = 7,46 Å; c = 7,49 Å und β = 120,2° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 445.
- ↑ Webmineral - Barbosalite (englisch)
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Handbook of Mineralogy - Barbosalite (englisch, PDF 64,4 kB)
- ↑ Mindat - Barbosalite (englisch)
- ↑ M. L. Lindberg, W. T. Pecora: TAVORITE AND BARBOSALITE, TWO NEW PHOSPHATE MINERALS FROM MINAS GERAIS, BRAZIL*, in: American Mineralogist, 40 (1955), S. 952 bis 966 (englisch, PDF 989,8 kB; S. 8)
Literatur
- M. L. Lindberg, W. T. Pecora: TAVORITE AND BARBOSALITE, TWO NEW PHOSPHATE MINERALS FROM MINAS GERAIS, BRAZIL*, in: American Mineralogist, 40 (1955), S. 952 bis 966 (englisch, PDF 989,8 kB; Detailbeschreibung Barbosalith ab S. 5 der PDF-Datei)
Weblinks
- Mineralienatlas:Barbosalith (Wiki)