Anionische Tenside

Anionische Tenside

Als anionische Tenside bezeichnet man Tenside, die eine negativ geladene funktionelle Gruppe besitzen. Wie alle Tenside sind auch die anionischen Tenside aus einem polaren und einem unpolaren Teil aufgebaut. Als unpolarer Teil dient ein Alkylrest. Die polare, funktionelle Gruppe ist −COO(Carboxylat), −SO3(Sulfonat) oder −SO42−(Sulfat).[1]

Typische Vertreter

  • Alkylcarboxylate (= Seife): R−COONa+, mit R = gesättigter oder ungesättigter, linearer Alkylrest, je nach Fettsäuretyp
  • sekundäre Alkansulfonate (SAS): CnH2n+1-SO3Na+

Verwendung

Generell gilt, dass die anionischen Tenside in Reinigern immer mehr durch die leistungsfähigeren nichtionischen Tenside ersetzt werden. Der Einsatzbereich anionischer Tenside wird sich aufgrund ihrer guten Hautverträglichkeit in Zukunft auf kosmetische Produkte und Handgeschirrspülmittel beschränken. Die Sulfonate ABS und SAS zeigen gute Benetzungseigenschaften und können auch in hartem Wasser eingesetzt werden; sie werden vor allem in pulverförmigen Textilwaschmitteln eingesetzt. Die Seifen sind nur beschränkt einsetzbar, da sie in hartem Wasser unlösliche Kalkseifen bilden und daher unwirksam werden.

Herstellung

Alkylbenzolsulfonate

Das aus der Friedel-Crafts-Alkylierung gewonnene Alkylbenzol wird mit rauchender Schwefelsäure sulfoniert und mit Lauge neutralisiert. Reaktionen:

1. Addition:

$ \mathrm {H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH=H_{2}C+C_{6}H_{6}\longrightarrow H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-CH_{2}-C_{6}H_{5}} $

Die Addition wird durch H+-Ionen katalysiert.

2. elektrophile Substitution:

$ \mathrm {H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-CH_{2}-C_{6}H_{5}+SO_{3}\longrightarrow H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-CH_{2}-C_{6}H_{4}-SO_{3}H} $

3. Neutralisation:

$ \mathrm {H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-CH_{2}-C_{6}H_{4}-SO_{3}H+NaOH\longrightarrow H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-CH_{2}-C_{6}H_{4}-SO_{3}^{-}Na^{+}+H_{2}O} $

Seifen

Die Seifen gewinnt man direkt durch basische Hydrolyse von Fetten und fetten Ölen, d. h., die Fette werden mit Basen wie Kalilauge oder Natronlauge zu Seifen umgesetzt (Verseifung). Mit Natronlauge werden Kernseifen, mit Kalilauge Schmierseifen hergestellt:

Darstellung von Seifen

Früher wurden Seifen aus Tierfetten mit Hilfe von Soda (Na2CO3) oder Pottasche (K2CO3) gewonnen:

ursprüngliche Herrstellungsweise von Seifen

Mit den unterschiedlichen Kationen können die oben beschriebenen Seifen hergestellt werden.

Fettalkoholsulfate

Fettalkoholsulfate werden durch Umsetzung eines Fettalkohols mit Schwefeltrioxid gewonnen. Reaktion:

$ \mathrm {H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-O-H+SO_{3}\longrightarrow H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-O-SO_{3}H} $
$ \mathrm {H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-O-SO_{3}H+NaOH\longrightarrow H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-O-SO_{3}^{-}+Na^{+}+H_{2}O} $

Ökologie

Einige Tenside werden durch Kleinstlebewesen der Gewässer schlecht abgebaut. Schaumberge bedeckten daher weite Flächen der Gewässer, bis 1961 das Detergentiengesetz nur noch Tenside zuließ, die zu wenigstens 80 % biologisch abbaubar sind.

Einzelnachweise

  1. Brockhaus ABC Chemie, VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig 1965, S. 503−504.