Anionische Tenside
Als anionische Tenside bezeichnet man Tenside, die eine negativ geladene funktionelle Gruppe besitzen. Wie alle Tenside sind auch die anionischen Tenside aus einem polaren und einem unpolaren Teil aufgebaut. Als unpolarer Teil dient ein Alkylrest. Die polare, funktionelle Gruppe ist −COO−(Carboxylat), −SO3−(Sulfonat) oder −SO42−(Sulfat).[1]
Typische Vertreter
- Alkylcarboxylate (= Seife): R−COO−Na+, mit R = gesättigter oder ungesättigter, linearer Alkylrest, je nach Fettsäuretyp
- Alkylbenzolsulfonate (ABS): CnH2n+1−C6H4−SO3−Na+, zum Beispiel: Natriumdodecylbenzolsulfonat
- sekundäre Alkansulfonate (SAS): CnH2n+1-SO3−Na+
- Fettalkoholsulfate (FAS): H3C−(CH2)n−CH2−O−SO3−Na+ [n = 8−16], zum Beispiel: Natriumlaurylsulfat
Verwendung
Generell gilt, dass die anionischen Tenside in Reinigern immer mehr durch die leistungsfähigeren nichtionischen Tenside ersetzt werden. Der Einsatzbereich anionischer Tenside wird sich aufgrund ihrer guten Hautverträglichkeit in Zukunft auf kosmetische Produkte und Handgeschirrspülmittel beschränken. Die Sulfonate ABS und SAS zeigen gute Benetzungseigenschaften und können auch in hartem Wasser eingesetzt werden; sie werden vor allem in pulverförmigen Textilwaschmitteln eingesetzt. Die Seifen sind nur beschränkt einsetzbar, da sie in hartem Wasser unlösliche Kalkseifen bilden und daher unwirksam werden.
Herstellung
Alkylbenzolsulfonate
Das aus der Friedel-Crafts-Alkylierung gewonnene Alkylbenzol wird mit rauchender Schwefelsäure sulfoniert und mit Lauge neutralisiert. Reaktionen:
1. Addition:
- $ \mathrm {H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH=H_{2}C+C_{6}H_{6}\longrightarrow H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-CH_{2}-C_{6}H_{5}} $
Die Addition wird durch H+-Ionen katalysiert.
- $ \mathrm {H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-CH_{2}-C_{6}H_{5}+SO_{3}\longrightarrow H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-CH_{2}-C_{6}H_{4}-SO_{3}H} $
3. Neutralisation:
- $ \mathrm {H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-CH_{2}-C_{6}H_{4}-SO_{3}H+NaOH\longrightarrow H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-CH_{2}-C_{6}H_{4}-SO_{3}^{-}Na^{+}+H_{2}O} $
Seifen
Die Seifen gewinnt man direkt durch basische Hydrolyse von Fetten und fetten Ölen, d. h., die Fette werden mit Basen wie Kalilauge oder Natronlauge zu Seifen umgesetzt (Verseifung). Mit Natronlauge werden Kernseifen, mit Kalilauge Schmierseifen hergestellt:
Früher wurden Seifen aus Tierfetten mit Hilfe von Soda (Na2CO3) oder Pottasche (K2CO3) gewonnen:
Mit den unterschiedlichen Kationen können die oben beschriebenen Seifen hergestellt werden.
Fettalkoholsulfate
Fettalkoholsulfate werden durch Umsetzung eines Fettalkohols mit Schwefeltrioxid gewonnen. Reaktion:
- $ \mathrm {H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-O-H+SO_{3}\longrightarrow H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-O-SO_{3}H} $
- $ \mathrm {H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-O-SO_{3}H+NaOH\longrightarrow H_{3}C-(CH_{2})_{n}-CH_{2}-O-SO_{3}^{-}+Na^{+}+H_{2}O} $
Ökologie
Einige Tenside werden durch Kleinstlebewesen der Gewässer schlecht abgebaut. Schaumberge bedeckten daher weite Flächen der Gewässer, bis 1961 das Detergentiengesetz nur noch Tenside zuließ, die zu wenigstens 80 % biologisch abbaubar sind.
Einzelnachweise
- ↑ Brockhaus ABC Chemie, VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig 1965, S. 503−504.