Aluminit

Erweiterte Suche

Aluminit
Aluminite - Newhaven, Sussex, England.jpg
Aluminit aus Newhaven, Sussex, England
Andere Namen
  • Websterit
  • Hallische Erde
Chemische Formel

Al2[(OH)4|SO4] • 7 H2O

Mineralklasse Sulfate (und Verwandte)
7.DC.05 (8. Auflage: VI/D.06) nach Strunz
31.07.04.01 nach Dana
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin monoklin-prismatisch 2/m[1]
Farbe weiß, grau, gelblich
Strichfarbe weiß
Mohshärte 1 bis 2
Dichte (g/cm3) gemessen: 1,66 bis 1,82 ; berechnet: 1,794
Glanz matt
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Bruch Erdiger Bruch
Spaltbarkeit keine
Habitus erdige, traubige, nierige Knollen aus mikroskopisch kleinen Nadeln
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,459 ; nβ = 1,464 ; nγ = 1,470[2]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,011[2] ; zweiachsig positiv
Optischer Achsenwinkel 2V = gemessen: 90° ; berechnet: 86°[2]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten in Salzsäure leicht löslich
Ähnliche Minerale massiger Magnesit und Howlith

Aluminit (Websterit, hallische Erde[3]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Al2[(OH)4|SO4] • 7 H2O[4] und entwickelt ausschließlich erdige, traubige oder nierige, knollige Aggregate aus mikroskopisch kleinen (bis etwa 0,1 mm Länge), nadeligen Kriställchen in weißer, grauer oder auch gelblicher Farbe bei weißer Strichfarbe.

Besondere Eigenschaften

Aluminit sieht den Mineralen Howlith und Magnesit, wenn sie in nieriger bis massiger Form auftreten, sehr ähnlich und kann daher mit ihnen verwechselt werden. Allerdings ist unbehandelter Aluminit viel weicher (Mohshärte 1 bis 2) und kann im Gegensatz zu Howlith und Magnesit mit dem Fingernagel geritzt werden.

Etymologie und Geschichte

Erstmals beschrieben wurde Aluminit 1730 durch Johann Jakob Lerche, der die weißen Knollen als Lac lunae, terra lenis und friabilis candidissima bezeichnete, die beim Bau eines Botanischen Gartens in Halle an der Saale aus dem Boden geholt wurden. In seiner Beschreibung geht Lerche vor allem auf die medizinische Bedeutung des Minerals ein, der mit Bergkristall vermengt bei Müttern die Milchbildung anregen und lindernd bei Fieberanfällen und Harnsteinleiden sei.[5]

Das Mineral wurde von verschiedenen Wissenschaftlern eingehender untersucht, so auch von Schreber 1759, Abraham Gottlob Werner 1780, nochmals von Schreber zusammen mit Frischmann 1781, Simon 1802 und schließlich Buchholz 1806, dessen Ergebnis sich mit dem von Simon deckte.[5]

Den Namen Aluminit vergab dann im gleichen Jahr D. Carl Constantin Haberle[6], der sich von dem im Mineral enthaltenen Hauptelement Aluminium ableitet, dessen Gehalt bis zu 15,68 % betragen kann.[1]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Aluminit zur Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Felsőbányait, Hydrobasaluminit, Jurbanit, Khademit, Meta-Aluminit, Rostit und Zaherit die unbenannte Gruppe VI/D.06 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Aluminit ebenfalls in die Klasse der „Sulfate (und Verwandte)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate, etc.) mit weiteren Anionen, mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings präziser unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit mittelgroßen Kationen; Ketten von kantenverknüpften Oktaedern“ zu finden ist, wo es als namensgebendes Mineral zusammen mit Meta-Aluminit, Butlerit, Parabutlerit die „Aluminitgruppe“ mit der System-Nr. 7.DC.05 bildet.

Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aluminit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Hydratisierten Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“. Dort ist er zusammen mit Mangazeit der unbenannten Gruppe 31.07.04 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltigen Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen mit (A+B2+)2(XO4)Zq • x(H2O)“.

Bildung und Fundorte

Aluminit bildet sich bei gemäßigten Temperaturen als Reaktionsprodukt von Schwefelsäure mit aluminiumreichen Kieselsäureverbindungen unter Aufspaltung von Markasit oder Pyrit und findet sich meist in Lehmböden oder Braunkohle-Adern. Dort tritt es in Paragenese unter anderem mit Basaluminit, Coelestin, Dolomit, Epsomit, Gibbsit, Gips und Goethit auf.

In Deutschland wurde Aluminit bisher nur an seiner Typlokalität Halle an der Saale gefunden.

Weltweit konnte Aluminit bisher (Stand: 2010) an rund 60 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in der „Mount Morgan Mine“ bei Rockhampton in Australien; in Aserbaidschan; bei Calama in Chile; in den chinesischen Provinzen Fujian und Yunnan; in den französischen Provinzen Bretagne, Champagne-Ardenne und Île-de-France; am Vesuv und in der „Grotta del Vetriolo“ bei Levico Terme in Italien; in der „Ikuno Mine“ auf Honshū in Japan; im kanadischen Bergbaugebiet um Dawson; in Kasachstan; Pakistan; Rumänien; bei Podolsk, auf Iturup und am Mount Sokolow bei Saratow in Russland; Banská Bystrica und Prešov in der Slowakei; bei Matatiele und Mbombela in Südafrika; Böhmen und Mähren in Tschechien; in mehreren Regionen von Ungarn; in Venezuela; in mehreren Regionen von England sowie in mehreren Bundesstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika.[2]

Kristallstruktur

Aluminit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c mit den Gitterparametern a = 7,44 Å; b = 15,58 Å; c = 11,70 Å und β = 110,2° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Webmineral - Aluminite (englisch)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 MinDat - Aluminite (englisch)
  3. Meyers Konversationslexikon - Aluminit
  4. 4,0 4,1  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 400.
  5. 5,0 5,1 tw.strahlen.org - Thomas Witzke (Stollentroll): Entdeckung von Aluminit
  6. Carl Constantin Haberle: Das Mineralreich. Oder charakterisierende Beschreibung aller zur Zeit bekannten Mineralkörper. Verlag F.S. privil. Landes-Industrie-Comptoirs, Weimar 1806, S. 10-12] (online verfügbar über Google-Buchsuche)

Literatur

  •  Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 615.
  •  Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 148.

Weblinks

 Commons: Aluminite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference

Wiktionary Wiktionary: Aluminit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

cosmos-indirekt.de: News der letzten Tage