Aldosteron

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Strukturformel
Struktur von Aldosteron
Allgemeines
Freiname Aldosteron
Andere Namen

11β,21-Dihydroxy-3,20-dioxopregn-4-en-18-al

Summenformel C21H28O5
CAS-Nummer 52-39-1
PubChem 5839
ATC-Code

H02AA01

Kurzbeschreibung

weißer Feststoff [1]

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Mineralocorticoide

Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 360,44 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze [1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
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Aldosteron ist ein natürliches Steroidhormon, das aus Cholesterin gebildet wird und zu den Mineralocorticoiden zählt. Aldosteron wird gelegentlich auch als Dursthormon bezeichnet, da es bei Flüssigkeitsmangel vermehrt ausgeschüttet wird.

Bildung

Aus Cholesterin wird über die Zwischenstufe Pregnenolon durch Oxidation am C3-Atom das Progesteron gebildet. Durch weitere Hydroxylierungen an Positionen 21β, 18β und 11β wird 18-Hydroxycorticosteron gebildet. In einer sich anschließenden Oxidation der Hydroxygruppe am C18-Atom entsteht daraus das Aldosteron.

Reaktionsweg für die Synthese von Aldosteron ausgehend von Pregnenolon.

Aldosteron wird in der Zona glomerulosa – der äußersten Schicht der Nebennierenrinde – produziert. Die Aldosteronausschüttung steigt durch eine Verminderung von Blutvolumen und Blutdruck (vermittelt über Angiotensin II über AT1-Rezeptoren) und eine Hyperkaliämie (zu hohe Kaliumkonzentration im Blut). Die Natriumkonzentration im Blut beeinflusst die Aldosteronsynthese gegensinnig: steigt das Natrium im Blut, wird die Biosynthese gehemmt, sinkt das Natrium, ist sie stimuliert. ACTH stimuliert die Aldosteron-Synthese während Atriopeptin (ANP) die Ausschüttung hemmt. Die Biosynthese von Mineralcorticoiden wird noch durch Substanzen mit beta-adrenerger Wirkung angeregt und durch Dopamin gehemmt.

Funktion und Regulation

MR-Aktivierung führt zu vermehrter Rückresorption von Na+ und Wasser über das Sammelrohrepithel.

In Verbindungstubuli und Sammelrohren der Niere bewirkt Aldosteron über die Aktivierung von Mineralokortikoidrezeptoren (MR) einen vermehrten Einbau von Natriumkanälen (ENaC) und -transportern (Na+/K+-ATPase) in die Plasmamembran zum Interstitium. Dadurch wird der Transport von Natrium über das Epithel erleichtert, was eine vermehrte Wasserrückresorption zur Folge hat. Gleichzeitig kommt es zu einer erhöhten Ausscheidung von Kalium- und Ammoniumionen und Protonen. Insgesamt bewirkt Aldosteron einen Anstieg des Extrazellulärvolumens, eine Abnahme der Kaliumkonzentration und einen Anstieg des pH-Wertes im Blut.

Seine Wirksamkeit kann durch Aldosteron-Antagonisten wie Spironolacton, Canrenoat und Eplerenon gehemmt werden.

Die Wirksamkeit von Aldosteron auf den Mineralhaushalt ist etwa 1000 mal höher als die von Cortisol, weil das Cortisol in den aldosteronsensitiven Zellen durch die 11-β-Hydroxysteroiddehydrogenase Typ 2 zu Cortison umgewandelt wird und den Rezeptor nicht aktivieren kann. Die Rezeptoraffinität ist gleich.

Aldosteron wird durch das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System reguliert. Weiterhin kann der Anstieg der Kaliumkonzentration die Synthese von Aldosteron aktivieren.

Eine wichtige Rolle des Aldosteron und des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems ist die Blutdruckregulation. Zudem scheint Aldosteron in der Bewältigung von lebensbedrohlichen Stresssituationen erforderlich zu sein.

Pathophysiologie

Kurzfristige, innerhalb von Minuten oder Stunden eintretende Wirkungen von Aldosteron dienen der Aufrechterhaltung des Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes (Milieu intérieur) durch Steigerung der Rückresorption von Natrium sowie vermehrte Ausscheidung von Kalium und Protonen (physiologische Effekte).

Chronisch, über Tage, Wochen und Monate erhöhte Aldosteron-Spiegel, haben dagegen ungünstige Effekte. Es kommt zu einem Kalium-Mangel (Hypokaliämie), zu einem Anstieg des pH-Werts (Alkalose), Bluthochdruck und zu einer vermehrten Bildung von Bindegewebe (Fibrose) in Herz und Nieren, was letztendlich zu chronischem Herz- und Nierenversagen führen kann (pathophysiologische Effekte).[2]

Normalwerte

Der Normalwert im Blutplasma liegt bei 20-150 ng/l. Der Aldosteronspiegel ist erniedrigt bei Nebennierenrindeninsuffizienz und Schock, der Aldosteronspiegel ist erhöht bei Stress, nach Operationen, bei erhöhter Angiotensin-II-Aktivität (Hyperaldosteronismus).

Krankheiten

Der primäre Hyperaldosteronismus (ein Conn-Syndrom) ist selten, ein sekundärer Hyperaldosteronismus findet sich hingegen häufiger bei Herzinsuffizienz und bei Leberzirrhose. Ungünstige Effekte von Aldosteron wurden auch bei akutem Herzinfarkt, nephrotischem Syndrom, therapierefraktärem Bluthochdruck, chronischem Nierenversagen, insbesondere bei diabetischer Nephropathie, und metabolischem Syndrom beschrieben.[3]

Ein Mangel von Aldosteron kann beispielsweise im Rahmen einer Autoimmunerkrankung (Morbus Addison) oder bei einer Tuberkulose der Nebennieren auftreten.

Fludrocortison

Strukturformel von Fludrocortison

Fludrocortison (C21H29FO5, 380,45 g·mol−1, CAS 127-31-1, ATC H02AA02) ist ein von Aldosteron abgeleitetes künstliches Mineralocorticoid, das als Arzneistoff einen Aldosteronmangel ausgleichen kann. Der Handelsname ist "Astonin H". Nebenwirkungen bei hoher Dosierung: Hypokaliämie, metabolische Alkalose, Wasserretention (Ödeme), Blutdrucksteigerung.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Datenblatt Aldosterone bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 20. März 2011.
  2. Andrew S Brem: The Janus effect: two faces of aldosterone. In: Kidney International. 75, Nr. 2, 2009, S. 137–139. doi:10.1038/ki.2008.567. PMID 19116642. Abgerufen am 28. Februar 2009.
  3. Robert W Schrier, et al.: Aldosterone: role in edematous disorders, hypertension, chronic renal failure, and metabolic syndrome. In: Clinical Journal of the American Society of Nephrology: CJASN. 5, Nr. 6, 2010, S. 1132–1140. doi:10.2215/CJN.01410210. PMID 20448074. Abgerufen am 31. Dezember 2010.

Weblinks

Siehe auch

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