Abfackelung
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Die Abfackelung ist das Verbrennen von Abgasen, brennbaren, überwiegend gasförmigen Abfallstoffen, am Austrittsende eines kaminähnlichen Rohres, das am oberen Ende den sogenannten Fackelkopf, einen Brenner mit einer Zündvorrichtung trägt. Sie findet sich in erster Linie bei der Förderung von Erdöl, bei Raffinerien und chemischen Betrieben.
Die Abfackelung wird dort eingesetzt, wo eine andere Nutzung für die abgefackelten Gase nach dem Stand der Technik bzw. nach der Marktnachfrage nicht sinnvoll erscheint. So werden zum Beispiel Stoffe abgefackelt, die in Industrieanlagen nicht kontinuierlich in fester Menge oder in nur geringer Menge anfallen. Wegen der steigenden Energiepreise versucht man nach Möglichkeit, solche Stoffe zu verwenden, um nutzbare Energie zu erzeugen (zum Beispiel Prozessdampf, Strom oder Strom und Wärme in Blockheizkraftwerken). Aufgrund mangelnder Marktfähigkeit werden zum Teil die bei der Erdölförderung anfallenden Begleitgase wie Erdgas abgefackelt, wenn die Kosten für Aufbereitung und Transport den zu erwartenden Erlös übersteigen.[1]
Des Weiteren dienen Fackelanlagen auch als Sicherheitssysteme zur schnellen Entspannung von Chemieanlagen bei Betriebsstörungen, um zum Beispiel Kohlenwasserstoffe oder andere giftige Stoffe nicht unverbrannt in die Atmosphäre gelangen zu lassen.
Bei Biogasanlagen dient die Abfackelung als alternativer Gasverbraucher beim Ausfall eines Blockheizkraftwerks.
Umweltverträglichkeit
Das freie Abfackeln nicht genutzter Gase beim Pipeline-Transport von Erdöl ist eine der Ursachen für die globale Erwärmung, da eine Aufarbeitung und Nutzung der Gase allein aus wirtschaftlichen Gründen unterbleibt. Vor allem Russland und Nigeria führen durch das freie Abfackeln die Liste der Umweltverschmutzer an, wie durch Messungen der Gasförderer und durch Auswertung der Größe und Intensität der Flammen ermittelt worden ist.[2][3] In Nigeria wurden trotz eines Verbotes durch den Federal High Court of Nigeria (2005) im Jahr 2006 immer noch 43 Prozent der Förderung Nigerias abgefackelt. Seit 2008 ist dies auch per Gesetz verboten, wird aber weiter praktiziert.[4][5]
Eine unverbrannte Gas-Freisetzung durch direktes Abblasen ist noch deutlich umweltbelastender als das Abfackeln nicht genutzter Gase. So wird zum Beispiel Methan durch das Abfackeln zu Kohlendioxid und Wasserdampf verbrannt. Das bei der Verbrennung entstehende CO2 ist zwar ein bekanntes Treibhausgas, der Treibhauseffekt von CH4 (Methan) ist aber 25-mal stärker.
Ein zusätzliches Umweltrisiko durch Abfackeln entsteht dann, wenn die verbrannten Gase zum Beispiel Chlorbestandteile enthalten. Daher ist bei schlecht oder unsicher verbrennenden Gasgemischen eine vollständige Verbrennung nur durch eine thermische Nachverbrennung zu erzielen, in der die Abgastemperatur durch Zuführung eines sicher verbrennenden Gases (zum Beispiel eine Erdgasflamme als Stütze) auf einem hohen Niveau gehalten wird, um die vollständige Verbrennung der enthaltenen Kohlenwasserstoffe und des Kohlenstoffmonoxid sicherzustellen.
Ökologisch überlegen gegenüber dem Abblasen oder Abfackeln mit offenem Feuer ist in jedem Fall jedoch die vollständige chemische oder energetische Verwertung z. B. durch eine vollständige Verbrennung mit kontrolliertem Luftüberschuss in einem Ottomotor mit Katalysator.
Einzelnachweise
- ↑ ERDGAS-VERSCHWENDUNG: Profitdenken schlägt Umweltschutz. In: Spiegel Online – Wirtschaft.
- ↑ Ölförderer fackeln Gas im Wert von 40 Milliarden Dollar ab. In: Spiegel Online – Wissenschaft.
- ↑ Gasfackel fördert Eisschmelze. In: taz, 25. Januar 2008.
- ↑ Abgefackelt - Wie die Ölkonzerne unser Klima killen.
- ↑ Alexander Göbel, ARD-Hörfunkstudio Nordwestafrika, in einem Bericht für die tagesschau am 2. September 2010: „Mehr als 120 solcher Mega-Gasfackeln stehen im Nigerdelta. Die meisten gehören Shell, dem größten Energie-Unternehmen der Welt. …“ Die "vergessene Ölpest" im Nigerdelta (Version vom 15. Juni 2010 im Internet Archive).
Weblinks