Zeitentwicklungsoperator
Der Zeitentwicklungsoperator ist ein quantenmechanischer Operator, mit dem sich die zeitliche Entwicklung eines physikalischen Systems berechnen lässt. Der quantenmechanische Operator ist eng verwandt mit dem Propagator in der Quantenfeld- oder Vielteilchentheorie. Üblicherweise wird er als
Konstruktion
Die Konstruktion des Zeitentwicklungsoperators kann über die formale Exponentiation der Schrödingergleichung oder direkt über seine Eigenschaften erfolgen. Die nachstehende Erläuterung folgt zunächst der ersten Route. Der Zeitentwicklungsoperator
Einsetzen in die Schrödingergleichung liefert einen Satz gewöhnlicher Differentialgleichungen 1. Ordnung:
Diese Gleichungen sind zur Schrödingergleichung insofern äquivalent, als sie die Erweiterung des Zeitentwicklungsoperators um einen infinitesimalen Zeitschritt
Obige Gleichung macht die Rolle des Hamiltonoperators als Erzeuger der Zeitentwicklungen deutlich.
Aus diesen Gleichungen können einige Eigenschaften von
- Kontinuität:
- Unitarität:
- Propagatoreigenschaft:
Eigenschaften 1 und 3 folgen direkt aus der Definition von
Es kann auch der „umgekehrte“ Weg gegangen und die Zeitentwicklung als Ausgangspunkt genommen werden: Das System wird durch einen Zeitentwicklungsoperator
Explizite Form
Aus der Schrödingergleichung erhalten wir zunächst nur die infinitesimale Form des Zeitentwicklungsoperators (siehe oben):
Endliche Zeitentwicklungen erhält man grob gesprochen entweder durch Verknüpfung von unendlich vielen infinitesimalen Zeitschritten oder durch eine Reihenentwicklung.
Zeitunabhängige Systeme
Falls der Hamiltonoperator
Dasselbe Ergebnis folgt auch direkt aus der Schrödingergleichung für
Für praktische Rechnungen verwendet man meist die Spektraldarstellung des Zeitentwicklungsoperators, bei der der „unpraktische“ Operator im Exponenten zu einem Phasenfaktor wird:
- ,
wobei
Explizit zeitabhängige Systeme
Ist
In der Regel ist dies nicht der Fall und man muss eine der beiden obigen Techniken für zeitunabhängige Systeme verallgemeinern, um zu einer Lösung zu kommen.
Betrachtet man die Zeitentwicklung wieder als Aneinanderreihung kleiner (in diesem Fall nicht äquivalenter) Zeitschritte
Dieses Bild der aneinandergereihten kleinen Zeitschritte („time slicing“) ist eine wesentliche Zutat für die Definition des Pfadintegrals. Für praktische Rechnungen betreibt man in der Regel Zeitabhängige Störungstheorie, bei der man eine Reihenentwicklung für
mit dem Zeitordnungs-Operator
Literatur
- J. J. Sakurai: Modern Quantum Mechanics. Prentice Hall, 1993. ISBN 978-0201539295